O2-Tower in München
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Mobilfunkbranche

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Höhere Mobilfunkpreise: Telefonica gibt Startschuss

Die Inflation erfasst immer mehr Bereiche. Zuletzt hat O2 Telefonica Tariferhöhungen angekündigt. Andere Anbieter zögern noch. Experten sehen jedoch klare Signale für einen branchenweiten Preisanstieg.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Münchner Mobilfunknetzbetreiber Telefonica mit seinen bekannten Marken O2 und Blau hat den ersten Schritt getan. Neukunden müssen demnächst zum Teil deutlich mehr zahlen. Als erstes trifft es Prepaid-Kunden bei Blau. Dort sollen zum 7. Februar die Paketpreise um einen Euro steigen. Der Einstiegstarif zum Beispiel liegt dann nicht mehr bei acht, sondern bei neun Euro.

Auch Aldi- oder Tchibo-Kunden kann es treffen

Bei Telefonica verweist man darauf, dass gleichzeitig auch das Datenvolumen und die Geschwindigkeit deutlich zunehmen werden. Man bekomme also mehr, müsse aber halt auch mehr zahlen. Wer trotzdem lieber den alten Tarif nutzen möchte, muss vor dem 7. Februar buchen. Die Konditionen für Bestandskunden sollen übrigens nicht geändert werden. Das sei auch nicht geplant, sagte ein Sprecher zu BR24.

Wann bei den anderen Telefonica-Marken, also zum Beispiel bei O2, angehoben wird, ist noch nicht klar, doch auch dort wird es demnächst neue, höhere Tarif geben. Der Münchner Konzern kooperiert auch mit zum Teil sehr großen Partnern, wie Tchibo oder Aldi. Auch hier wird es Bewegung bei den Preisen geben. "Wir werden unsere Strategie - mehr Leistung für einen fairen Aufpreis - auch bei einigen Partnermarken umsetzen", so der Sprecher. Welche der Partner das betrifft, wird bislang allerdings noch nicht verraten.

Telefonica-Chef verkündet Strategiewechsel

Telefonica hat sich mit diesen "Tarifanpassungen", wie man es nennt, aus der Deckung gewagt. Zuvor hatten sich die Telekommunikationsunternehmen in einem recht harten Preiswettbewerb nicht aus den Augen gelassen. Keiner wagte es, die Tarife zu erhöhen, es ging vielmehr immer darum, zum gleichen Preis immer noch etwas mehr Leistung zu bieten, also zum Beispiel das mobile Datenvolumen zu erhöhen. Das werde so nun nicht mehr weitergehen können, sagte Konzernchef Markus Haas in einem Interview mit dem Handelsblatt.

Laut Telefonica sind für den Strategiewechsel vor allem zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen kostet der Aufbau des neuen 5G-Netzes, das superschnelle Datengeschwindigkeiten bieten soll, sehr viel Geld. Zum anderen sind ganz generell die Kosten durch die hohe Inflation und dabei die höheren Energiepreise gestiegen.

Konkurrenz bleibt noch in Deckung

Erste Signale bei den anderen Anbietern hatte es zwar bereits gegeben. So sind bei der Deutschen Telekom im Herbst die Gebühren für zusätzliches Datenvolumen angehoben worden.

Aktuell halten sich die Telefonica-Rivalen allerdings noch zurück mit insgesamt höheren Preisen. Anfragen von BR24 bei Telekom, Vodafone, 1&1, Congstar und Aldi Talk ergaben mehr oder weniger immer die gleichen Antworten: Aktuell sei nichts geplant oder es werde nichts kommuniziert, aber man überprüfe die Tarife regelmäßig.

  • Zum Artikel: Mobilfunk-Test - Telekom bietet besten Handyempfang

Ifo-Umfrage zeigt allgemeinen Trend zu Preiserhöhungen

Dabei äußern sich die Verantwortlichen der Telekombranche in Umfragen ganz anders. Das Münchner Ifo-Institut holt regelmäßig aus den verschiedenen Branchen Aussagen ein, ob dort die Unternehmen planen, an der Preisschraube zu drehen.

Ergebnis: Die Hälfte der befragten Telekom-Firmen will in den nächsten drei Monaten erhöhen. Ifo-Konjunkturforsche Professor Timo Wollmershäuser erklärt, Preise senken wolle derzeit dagegen niemand. Bei der Befragung wurde zwar nicht zwischen Festnetz und Mobilfunk unterschieden. Das Signal erscheint dennoch ziemlich klar, der Trend geht nach oben.

Preise werden um rund zehn Prozent zulegen

Das sieht auch Torsten Gerpott so, Professor an der Mercator Universität mit Schwerpunkt Telekommunikation. Seine Kontakte in die Branche würden zeigen, dass nach Telefonica auch die anderen beiden Netzbetreiber also Vodafone und Deutsche Telekom, nachziehen würden.

Gerpott hat auch eine Prognose, um wieviel es nach oben gehen wird. Bei den beiden Großen um gut zehn Prozent, bei den kleineren Serviceprovidern, wie Freenet, Otelo oder Lebara, werden es demnach im Schnitt etwas weniger als zehn Prozent sein.

Mobilfunkpreise auf EU-Durchschnitt - Netzabdeckung ein Problem

Anders als manchmal kritisiert ist Deutschland bislang kein wirklich teures Mobilfunkland. Es ist ohnehin schwer einen Vergleich zu ziehen. In der jüngsten Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom zum EU-Vergleich wird zwischen sechs unterschiedlichen Verbrauchsprofilen unterschieden. Für die Wenigstnutzer lagen die Preise der deutschen Mobilfunkanbieter dabei unter dem EU-Durchschnitt. Bei Normal- und Intensivnutzern war Deutschland im Mittelfeld.

Die Preise müssen sich dabei jedoch auch an der Qualität der Netze messen lassen. Laut Professor Gerpott gibt es in Deutschland nach wie vor Luft nach oben. Beim neuen 5G-Netz erreichen Deutsche Telekom und Vodafone demnach gut 55 Prozent der Fläche hierzulande. Telefonica ist erst bei 37 Prozent angelangt. Und sogar beim alten 4G-Netz (LTE) gibt es noch weiße Flecken ohne Empfang. Auch hier hinkt Telefonica mit 85 Prozent hinter den beiden großen Konkurrenten hinterher, die 90 Prozent erreichen.

Für Menschen, die sich regelmäßig durch Funklöcher bewegen, wird es dabei nun etwas schwer sein, die künftig höheren Preise gut zu heißen.

Audio: Was können 5G-netze derzeit tatsächlich?

Drohnenaufnahme des Senderstandortes Ismaning
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Senderstandort Ismaning

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