Die kleine Tochter mit der Quietsche-Ente in der Badewanne, der Bub mit verschmiertem Gesicht beim ersten Versuch, einen Teller Spaghetti zu essen: Solche oder so ähnliche Motive kennen die Meisten aus sozialen Netzwerken wie Facebook, Whatsapp oder Instagram. Mitunter bekommt man den Eindruck, die Eltern lieferten sich einen regelrechten Wettkampf um die schönsten, um die lustigsten oder auch um die meisten Bilder ihrer Sprösslinge.
Eltern nehmen Bildnisrechte der Kinder wahr
Um Erlaubnis gefragt werden Sohn oder Tochter zuvor meist nicht. Rein rechtlich gesehen müssen Eltern das auch nicht unbedingt, wie der auf Medienrecht spezialisierte Münchner Rechtsanwalt Andreas Boele erklärt: "Grundsätzlich haben Kinder genauso wie Erwachsene ihr Recht am eigenen Bild. Es wird nur von den Eltern als Sorgeberechtigte wahrgenommen, so lange die Kinder minderjährig sind", sagte er im Gespräch mit BR24. Eltern kommt damit eine besondere Verantwortung zu, wenn sie ein Foto ihrer Kinder auf Facebook einstellen.
Peinliche Fotos vermeiden
Entscheidend für das Kind sind aber nicht unbedingt die juristischen, sondern vielmehr die sozialen Umstände des Tuns ihrer Eltern, wenn diese Aufnahmen von ihnen in sozialen Medien verbreiten. Und diese Umstände sind Eltern oft nur unzureichend bewusst, warnt das deutsche Kinderhilfswerk, das heute eine entsprechende Anzeigenkampagne bei Facebook gestartet hat. "Wenn das Kind zum Beispiel als Kleinkind fotografiert wird und später es aber überhaupt nicht mehr toll findet, dass das Bild da im Netz existiert, weil sich zum Beispiel Freunde darüber lustig machen, dann ist das aus unserer Sicht ein Problem. Und das sollte Eltern einfach bewusst sein", sagte Isabell Rausch-Jarolimek vom Kinderhilfswerk BR24.
Nacktfotos sind tabu
Eltern sollten ihre Kinder also nicht in Posen online stellen, für sich die Kleinen später einmal schämen könnten. Nicht jeder Pubertierende findet es toll, wenn im Web Bilder kursieren, die ihn zum Beispiel als kleinen Wonneproppen am Badeweiher zeigen. Denn sind Fotos oder Videos einmal im Netz, ist es häufig schwer, die Kontrolle darüber zu behalten. Das gilt auch dann, wenn ein Foto zum Beispiel in einer geschlossenen Whatsapp-Gruppe nur unter Familienmitgliedern verschickt wird. Denn alle, die das Bild sehen, haben es automatisch auch auf ihren Smartphones gespeichert. Von dort aus kann es leicht weiter verteilt werden; über automatische Backup-Funktionen kann das Bild auch noch auf diversen Webservern von Internetfirmen landen. Für Eltern gilt daher die Devise: zuerst Nachdenken, bevor es möglicherweise zu spät ist.