An Weihnachten werden wieder viele technische Geräte wie Tablets oder Smartphones verschenkt. Um Kinder vor schädlichen Inhalten aus dem Netz zu schützen oder die Nutzungsdauer einzuschränken, setzen Eltern oft auf Kindersicherungs-Apps. Doch wie sicher sind sie?
Das auf Cybersecurity spezialisierte Unternehmen SEC Consult hat acht beliebte Android-Apps getestet: familytime.io (mehr als 1 Million Downloads), Boomerang (mehr als 100.000 Downloads), Quostodio (mehr als 1 Million Downloads), Wondershare FamiSafe (mehr als 1 Million Downloads), Find My Kids (mehr als 10 Millionen Downloads), Parental Control Kroha (mehr als 1 Million Downloads), Kids Place Parental Controls (mehr als 5 Millionen Downloads) und Parental Control App (mehr als 1 Million Downloads).
Kinder können Restriktionen leicht umgehen
Die Experten stellten fest, dass Kinder die gesetzten Einstellungen leicht umgehen können. Dazu muss der App lediglich über die Android-Berechtigungen der entsprechende Zugriff auf Nutzungsdaten, Bedienhilfen und Ähnliches entzogen werden. Einige der Apps versuchen das zwar zu verhindern, ein einfacher Neustart im abgesicherten Modus erlaubte letztlich aber die Deinstallation, Beschränkung oder Deaktivierung der Apps. Durch das Deaktivieren des Internetzugangs während dieses Vorgangs werden Eltern übrigens gar nicht über diese Änderungen informiert.
Sicherheitslücken und Datenschutzbedenken
Bei einigen Apps ist mit Hilfe der Android Debug Bridge (ADB) ein Backup möglich. ADB ist ein Tool auf der Kommandozeile, mit dem Entwickler mit einem Android-Gerät kommunizieren können. Es könnte jedoch auch missbraucht werden, um Angreifern den Zugriff auf das Backup zu ermöglichen und dann sensible Konfigurationsdateien oder private Daten zu klauen, die auf dem Gerät gespeichert sind, so die Forscher.
Darüber hinaus verwenden mehrere Apps unverschlüsselte Kommunikation, wodurch persönliche Daten für Dritte sichtbar sein können. Die Forscher betonten auch Datenschutzbedenken im Zusammenhang mit einigen Apps, die vertrauliche Informationen speichern und übertragen, darunter die Liste der installierten Apps, Kontakte, Fotos, Standorte, Anruflisten und in einigen Fällen den vollständigen Inhalt von Textnachrichten. Das Web-Dashboard der App "Find My Kids" sendet unterschiedliche Datenmengen – je nach Mausbewegung – an eine russische Tracking-Domain (mc.yandex.ru).
Tipps zum Schutz von Kindern im Netz
Für den Schutz der Kinder im Netz gibt es kein Patentrezept. Das gemeinnützige Bündnis Deutschland sicher im Netz e.V. hat aber zumindest einige Tipps für Eltern zur digitalen Mediennutzung:
- Fördern Sie einen bewussten Umgang mit digitalen Medien: Statt vollkommener Verbote ist es besser, Kindern Schritt für Schritt einen bewussten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln und diesen zu stärken.
- Zeigen Sie Ihrem Kind kindgerechte Suchmaschinen: Vor allem bei jüngeren Kindern können Kindersuchmaschinen sowie Filter- und Jugendschutzprogramme eine Konfrontation mit jugendgefährdenden Inhalten verringern.
- Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über Internet-Erfahrungen: Haben Sie ein offenes Ohr dafür, was Ihre Kinder bei der Nutzung digitaler Angebote erleben und reflektieren Sie auch Ihr eigenes Online-Verhalten. Gemeinsames Surfen ermöglicht Ihnen einen Einblick in die Onlinewelt Ihres Kindes.
- Vereinbaren Sie klare Regeln für die Mediennutzung: Einigen Sie sich mit Ihrem Kind auf klare Regeln, gegebenenfalls unterstützt durch einen Mediennutzungsvertrag.
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