Eingangstüre zum Digital-Gipfel in Berlin 2022
Bildrechte: BR / Sissi Pitzer

Eingangstüre zum Digital-Gipfel in Berlin 2022

    Digital-Gipfel: Was Künstliche Intelligenz schon alles kann

    Wenn es um Digitalisierung geht, fällt immer wieder ein Schlüsselbegriff: Künstliche Intelligenz. Wie erklärt man ein solch komplexes System für alle verständlich? Auch damit hat sich der Digital-Gipfel der Bundesregierung in Berlin beschäftigt.

    Nur gut 20 Prozent der Bevölkerung, die internetaffin sind, können sich unter künstlicher Intelligenz (KI) wirklich etwas vorstellen und fühlen sich gut informiert. Das hat eine Befragung des Zentrums für vertrauenswürdige KI (ZVKI) ergeben. Es gibt viel Skepsis und viele Ängste, wenig Wissen über Chancen und Herausforderungen.

    Die meisten wissen überhaupt nicht, wo sich bereits überall KI verbirgt: Wenn man zum Beispiel sein Smartphone mit Hilfe des Gesichtsscans entsperrt, dann liegt dahinter eine Bilderkennung, und die funktioniert mit KI.

    Erstaunlich kreative Apps

    Spielerische Anwendungen von Künstlicher Intelligenz machen gerade Furore, so zum Bespiel ChatGPT. Mit diesem Chatbot kann man sich einfach unterhalten und ihm Fragen stellen oder Aufträge erteilen: Man kann sich einen Aufsatz über Romeo und Julia schreiben lassen, ein Gedicht kreieren oder eine Mathe-Aufgabe lösen.

    Gefragt sind aber auch Anwendungen, die nicht einfach nur Spaß machen oder die Hausaufgaben erleichtern. "Ich könnte ChatGTP beispielsweise sagen: Erkläre mir die Grundsteuer in einfacher Sprache. Und dann generiert das System einen Text in sehr einfacher Begrifflichkeit. Das könnte den öffentlichen Sektor unterstützen“, erläutert Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, einem Netzwerk zur Gestaltung der digitalen Gesellschaft.

    Wie manipulativ sind Foto-Apps?

    Auch im Bereich Kunst werden gerade Apps entwickelt, die unglaublich kreativ sind: Mit DALL-E kann ich mir z.B. eine Katze auf einem Skateboard in der U-Bahn zeichnen lassen, wahlweise als Comic oder im Stil alter Meister.

    Die Foto-App LENSA kreiert aus persönlichen Fotos künstlerische Foto-Portraits – sie wirft aber einige Fragen auf. So berichtet Lena-Sophie Müller von einer KI-Expertin aus den USA, die festgestellt hat, dass die Bilder vor allem bei Frauen stark sexualisiert werden. Auch gebe es Berichte, dass einige Personen sehr viel schlanker dargestellt würden als normal: "Die Frage dahinter ist, wurde das System so trainiert, dass dem vielleicht ein idealtypisches Menschenbild oder ein bestimmter Gendertypzugrunde liegt – das sind Fragen, die man sich genauer anschauen muss", so Müller. Bildmanipulation kann leicht missbraucht werden.

    KI mit Vorurteilen

    Die Systeme, die Künstliche Intelligenz anwenden, werden mit vorhandenen Daten trainiert, sie lernen also von dem, was ihnen einprogrammiert wird. Und damit übernehmen sie auch Vorurteile.

    Angewendet wird KI beispielsweise bei Job-Bewerbungen. Bekannt geworden ist ein Fall beim Technologiekonzern Amazon, der seinen Recruiting-Prozess automatisieren, Bewerbungen vorfiltern wollte. Das System habe sich dann die bestehende Belegschaft angeschaut, und die ist in den Tech-Konzernen immer noch vor allem männlich. Das Resultat: Die KI-Anwendung hat die Bewerbung von Frauen bei Amazon systematisch aussortiert. Das beschreibt Carla Hustedt, zuständig für den Bereich Digitalisierung bei der Stiftung Mercator.

    Ängste und Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz

    Solche Negativ-Beispiele schüren Ängste und sorgen für Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Künstlicher Intelligenz. Was die Jobsuche betrifft, hat Hustedt aber auch ein positives Gegenbeispiel parat: Man kann bei Bewerbungsgesprächen ein KI-System mitlaufen lassen, das den Verlauf analysiert und den Personalmanager beispielweise darauf hinweist, wenn er Frauen weniger Redezeit gibt oder sie häufiger unterbricht als Männer. "Das zeigt, dass KI-Systeme dann die größte Chance bieten, wenn man sie nutzt, um menschliche Entscheidungen besser zu machen", so Hustedt.

    Positive KI-Anwendungen für Kranke und Ältere

    Es gibt bereits eine Menge positiver Anwendungen, zum Beispiel im Gesundheitsbereich: Dort werden KI-Systeme eingesetzt, um Medizin stärker personalisiert zu entwickeln, zur Krebsdiagnose, wobei Ärztinnen und Ärzte mit KI-Systemen zusammenarbeiten. Oder zur besseren Teilhabe von Menschen mit Behinderung; es gibt KI-Systeme, die in Brillen eingebaut werden können zur Bilderkennung, die Menschen helfen, sich im Raum zu orientieren.

    Auch für ältere Menschen kann KI hilfreich sein, selbst wenn sie sich nicht aktiv im Internet bewegen. Das Stichwort hierbei ist Spracherkennung, so Digitalexpertin Müller: "Im Alter lässt die Feinmotorik nach, es ist nicht mehr so leicht, Geräte mit kleinen Knöpfen zu bedienen. Wenn man dann einfach sagen kann: Mach die Temperatur um zwei Grad wärmer, oder öffne die Fensterläden, oder schalte meine Lieblingssendung an, kann das für ältere Menschen bedeuten, viel länger selbständig zu Hause zu leben, selber die Dinge zu gestalten, die einem wichtig sind."

    Zentrum für Vertrauenswürdige KI

    Solche Chancen von Künstlicher Intelligenz, aber auch ihre Risiken sollen in der Gesellschaft breiter diskutiert werden, so das Anliegen des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Dafür hat es das Zentrum für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz, ZVKI, ins Leben gerufen, wie Staatssekretärin Christine Rohleder auf dem Digitalgipfel erläuterte.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!