Mit Google drängt ein weiterer US-Konzern auf den deutschen Cloud-Markt, den bislang vor allem Amazon und Microsoft besetzen. Am Mittwoch hat der Suchmaschinen-Konzern auf seinem Cloud Summit in München über Details seiner Cloud-Services informiert.
Unternehmen können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren
Michael Korbacher verantwortet Googles Cloud-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er rührt die Werbetrommel für sein Produkt: "Generell ermöglicht die Cloud es den Unternehmen, sich auf das zu konzentrieren, was für das Unternehmen wichtig ist. Wenn ich mir einen typischen Mittelständler anschaue, dann ist es nicht das Kerngeschäft dieses Mittelständlers, eine Kollaborationsplattform zu betreiben. Und hier habe ich die Möglichkeit, mir das als Service einzukaufen. In der Regel sicherer, skalierbarer und verfügbarer als ich das selber betreiben kann."
Moderne Anwendungen erfordern geringe Latenzzeiten
Kollaborationsplattformen, über die Mitarbeiter eines Unternehmens von verschiedenen Standorten aus am selben Dokument arbeiten können - sie brauchen eine hohe Verfügbarkeit, sprich: schnelle Erreichbarkeit der Daten auf dem Server. Auch Anwendungen im Bereich des Internets der Dinge, der mobilen Navigation oder des autonomen Fahrens erfordern, dass diese sogenannte Latenzzeit, also die Wartezeit auf Antwort vom Server, sehr gering ist. All das bieten die US-Cloud-Spezialisten von Google, Amazon oder Microsoft.
Unsicherheitsfaktor US-Justiz
Allerdings ist für deutsch Unternehmen, die Cloud-IT nutzen, auch die Datenschutzfrage relevant: Was ist zum Beispiel, wenn wieder einmal ein US-Gericht von einem US-Unternehmen die Herausgabe von Informationen eines Kunden verlangt, obwohl diese auf einem Server gespeichert sind, der gar nicht in den USA steht? Michael Korbacher von Google verspricht hier maximale Unterstützung für seine Kunden: "Wir würden eventuell auch für die Rechte unserer Kunden vor Gericht ziehen, wenn es denn nötig wäre."
Deutsche Anbieter garantieren deutschen Datenschutz
Eine Garantie, dass Kundendaten wie zum Beispiel Telefonnummern, Mail-Adressen oder Informationen über musikalische, kulinarische und auch sexuelle Vorlieben streng dem deutschen Datenschutzrecht unterliegen, hat man dagegen bei deutschen Cloud-Anbietern wie Spacenet, 1&1 oder der Deutschen Telekom. Je nach Anforderungsprofil, bekommt man diesen auch gleiche Leistung für gleiches Geld wie von den Firmen aus dem Silicon Valley: Sofern es darum geht, Daten für unterschiedliche Standorte innerhalb Deutschlands schnell verfügbar vorzuhalten, nehmen sich die Cloud-Dienstleister aus Deutschland und die US-Konkurrenz nicht viel - ebenso wenig beim Preis, wie unter anderem ein aktueller Vergleich der Computer-Fachzeitschrift c't zeigt.
Der Zweck bestimmt den Cloud-Anbieter
Nur wer extrem kurze Latenzzeiten auch über Ländergrenzen hinweg braucht, etwa für Onlinespiele mit vielen Teilnehmern die quer über den Globus verteilt sind oder für Handels-Plattformen, die international in Echtzeit funktionieren müssen, ist mit den weltumspannenden Servernetzwerken der US-Riesen technisch besser bedient, wie ein Telekom-Sprecher BR24 auch auf Anfrage bestätigte. Wenn es auf wenige Sekunden Verzögerung nicht ankommt, ist die deutsche Cloud aus Datenschutz-Sicht die bessere Wahl.