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Künstliche Intelligenz

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CEBIT: Wie Künstliche Intelligenz uns helfen kann

Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema auf der CEBIT. Wie intelligent Programme tatsächlich werden können, welche Chancen und vielleicht auch Gefahren darin liegen, damit beschäftigt sich KI-Pionier Chris Boos.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayern 2 radioWelt: Wie intelligent kann ein Computer irgendwann einmal werden? So leistungsfähig wie ein menschliches Gehirn?

Chris Boos, KI-Pionier und Gründer des Frankfurter Unternehmens Arago: Dem Computer fehlen vier Milliarden Jahre Evolution. Wir sind sehr weit von dem entfernt, was ein Mensch leisten kann. Aber Computer können wirklich sehr gut agieren und wie Menschen arbeiten. Doch gesellschaftlich - oder vielleicht auch politisch - da haben Computer einfach nicht genug Zusammenhangdaten. Und selbst, wenn diese Daten verfügbar wären, sind ein menschliches Gehirn und ein Computer überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Schon von den Größenverhältnissen! Man muss sich das so vorstellen: Ein großes neuronales Netz hat eine Million Knoten und braucht ein halbes Atomkraftwerk, damit es läuft. Ein durchschnittliches menschliches Gehirn hat 84 Milliarden Neuronen und läuft auf 20 Watt. Da gibt es große Unterschiede! Und selbst, wenn das Moore’s law - das ja sagt, dass sich die Rechenpower alle 18 Monate bei gleichem Energieverbrauch und gleichen Kosten verdoppelt - dann könnte man ein Gehirn zumindest von der Elektrik her erst 2029 nachbilden. Und dann gibt es im Gehirn ja noch ein chemisches System, vielleicht sogar ein quantenmechanisches System, wir sind also mit unseren Gehirnen und vor allem mit der dort gespeicherten langen Erfahrung weit, weit vor den Maschinen.

Bayern 2 radioWelt: Ersetzbar ist das menschliche Hirn also noch nicht. Trotzdem wird sich die Arbeitswelt verändern, wenn Computer zunehmend Aufgaben übernehmen, die bisher von Menschen gemacht werden. Womit rechnen Sie?

Chris Boos: Ich glaube, dass sehr viele in der Industrialisierung entstandenen Arbeitsplätze tatsächlich früher oder später von Maschinen übernommen werden. Aber man kann sich doch wirklich mal die Frage stellen: Machen Menschen denn heute das, was sie auch gerne und gut machen? Wenn wir von einem guten Unternehmen sprechen, dann sagen wir häufig: Das läuft wie eine gut geölte Maschine! Ich glaube, das sagt alles. Wir haben versucht, Menschen dazu zu bringen, wie Maschinen zu arbeiten. Das macht die Menschen nicht besonders glücklich, und wir sollten nicht überrascht sein, dass diese Arbeit vielleicht dann doch besser von Maschinen gemacht wird.

Bayern 2 radioWelt: Trotzdem müssen Menschen ja Geld verdienen. Wenn das nun die Maschine tut, was heißt das für die Betroffenen?

Chris Boos: Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass uns dadurch die Arbeit ausgeht. Dieses Szenario, wo Leute sagen, wir haben dann alle nichts mehr zu tun, das finde ich total befremdlich. Wenn man die Welt ansieht, die Zeitung liest oder Radio hört, dann kann man doch unmöglich der Auffassung sein, dass für uns nichts mehr zu tun ist.