Bildrechte: picture-alliance/dpa

Blase

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Bitcoin & Co. als Geldsegen für Bayerns Strafverfolger

Die Bayerische Zentralstelle für Cybercrime hat Kryptowährungen im Wert von zwölf Millionen Euro verkauft. Wer von dem Einnahmen am Ende profitiert, ist noch nicht klar. Von Christian Schiffer

Im Juni 2017 landeten Beamte des sächsischen "CyberCrime Competence Center" in Kooperation mit der Zentralstelle Cybercrime Bayern einen spektakulären Coup: Den Ermittlern gelang es nämlich, die Betreiber von LuL.to festzunehmen. Auf dieser Seite wurden illegal vor allem Bücher, Hörbücher und Zeitschriften zum Download angeboten. Die Kunden mussten für die Publikationen nur wenige Cent bezahlen. Damals wurden nicht nur Daten, Bargeld und ein teures Motorrad sichergestellt, sondern auch größere Mengen an verschiedene Kryptowährungen. Die wurden nun gewinnbringend verkauft.

Satter Gewinn

Einige Monate später kam es dann zu einem regelrechten Krypto-Boom, Digitalwährungen wie etwa Bitcoin waren auf einmal ein Vielfaches wert. Danach verloren viele Kryptowährungen wieder rasant an Wert, konnten sich aber mittlerweile stabilisieren. Laut der Staatsanwaltschaft lief die Verkaufsaktion von Ende Februar bis Ende April. Betrachtet man die entsprechende Kursentwicklung, dürfte das verkaufte Kryptogeld immer noch drei oder viermal so viel wert gewesen sein, wie zum Zeitpunkt seiner Beschlagnahmung.

Vielleicht darf sich die Staatskasse freuen

Die Staatsanwaltschaft war berechtigt, die wertvolle Ware zu verkaufen, weil bei Nicht-Verkauf wegen der starken Wertschwankungen von Kryptowährungen möglicherweise ein Totalverlust gedroht hätte. So aber können sich die Strafverfolger nun über einen unverhofften Geldregen freuen. Wer davon letztlich profitiert, ist allerdings zur Zeit noch unklar und wird erst nach der Hauptverhandlung bekannt gegeben. Möglicherweise gehen die Einnahmen an die Geschädigten von LUL.to, vielleicht darf sich aber auch die Staatskasse freuen.

Das FBI verkaufte zu früh

Die bayerische Staatsanwaltschaft ist nicht die einzige Behörde, die möglicherweise vom Kryptoboom profitiert hat. Bulgarien sitzt angeblich auf einem wahren Bitcoin-Schatz, seitdem die dortige Fahndung eine Gruppe von Zollbetrügern dingfest gemacht hat. Zu Hochzeiten des Kryptobooms waren diese Bitcoins etwa 3,3 Milliarden Dollar wert, ein Drittel der bulgarischen Auslandsschulden, heute könnte Bulgarien seinen Krypto-Schatz immerhin noch für 1,5 Milliarden Dollar veräußern. Ob es diesen Schatz aber überhaupt gibt, darüber ist man sich in der Krypto-Welt nicht ganz einig. Die bulgarische Staatsanwaltschaft zumindest hat mittlerweile erklärt, keine Bitcoins beschlagnahmt zu haben.

Was hingegen als sicher gilt: Das FBI hat in vier Auktionen zwischen 2014 und 2016 etwa 140.000 Bitcoins verkauft – und damit massiv unter dem heutigen Wert.