Während ältere Menschen mit bargeldlosem Bezahlen noch sehr zurückhaltend sind, verabschieden sich die jüngeren Generationen in Deutschland gerade vom Bargeld. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der 16- bis 59-Jährigen gaben jüngst in einer Studie an, am liebsten mit einer Karte und/oder dem Handy zu zahlen. Mobile Payment nennt sich die Möglichkeit mit Smartphone, aber auch Smartwatch seine Einkäufe zu begleichen. Und das setzt sich bei den ganz jungen Menschen inzwischen immer mehr durch.
In der Befragung sagten 15 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, dass sie diese Variante bevorzugten. Die Corona-Pandemie hat dem kontaktlosen Zahlen (und damit wohl auch dem Mobile Payment) noch einmal einen zusätzlichen Schub gegeben, denn Bargeld gilt als eher unhygienisch und steht bei vielen im Verdacht, mitunter Krankheiten zu verbreiten.
Man braucht ein etwas neueres Smartphone
Wer Mobile Payment einrichten möchte, benötigt im Prinzip nur zweierlei: ein Smartphone mit NFC-Funktion und eine passende App. NFC ist eine Funktechnik, die auf sehr kurzen Distanzen funktioniert. Das Handy sendet also ein Signal aus, das aber nur empfangen werden kann, wenn man sich damit bis auf ein paar Zentimeter dem Bezahlterminal nähert – an das man sonst auch seine EC-Karten hinhalten kann. Bei einem Smartphone, das auf dem Betriebssystem Android läuft, kann man bei den Einstellungen im Untermenü "Verbindungen" schnell nachsehen, ob das eigene Smartphone über einen NFC-Chip verfügt. Bei neueren Geräten ist das meist der Fall. Bei Apple ist die Technik ab dem iPhone 6 standardmäßig verbaut.
Datenschützer warnen vor Google Pay
Als zweites braucht man eine passende App. Hier wird es nun etwas komplizierter, denn es gibt verschiedene Arten von App-Anbietern mit ganz unterschiedlichen Interessen. Über die sollte man als Kundin oder Kunde Bescheid wissen. Die wohl bekanntesten Anbieter sind Apple Pay und Google Pay. Die beiden US-Konzerne waren mit die ersten, die in Deutschland das Bezahlen via Handy angeboten haben. Bei Google Pay muss man entweder eine Kreditkarte oder ein Konto beim Bezahldienstleister PayPal hinterlegen.
Aus Datenschutzsicht ist das die schlechteste Variante, wie auch Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern bestätigt. Denn es bekommen mindestens drei Unternehmen die Daten der Einkäufe mit: Google, beziehungsweise Apple, der Anbieter der Kreditkarte, beziehungsweise PayPal und die eigene Hausbank, die mit der Kreditkarte oder PayPal verknüpft ist. Und bis auf die Hausbanken haben alle Unternehmen (insbesondere Google, aber auch die Kreditkartenanbieter) großes Interesse an Informationen, mit denen sich Kundenprofile erstellen lassen, wie uns Verbraucherschützer Straub bestätigt.
Bei Apple Pay muss man ebenfalls eine Kreditkarte hinterlegen, in manchen Fällen reicht auch eine Girokarte, die Sparkassen etwa haben sich hierauf mit Apple geeinigt. Letztere Variante ist etwas datensparsamer, denn hier bekommen, zumindest wenn man bei einer Sparkasse sein Konto hat, nur diese Bank und Apple mit, was, wo und für wie viel man eingekauft hat.
Wer nicht mit dem Handy, sondern mit einer Smartwatch bezahlen will, für den scheiden die jetzt folgenden Alternativen aus, denn die digitalen Uhren akzeptieren nur Google Pay beziehungsweise Apple Pay.
Auch Edeka und Payback mischen mit
Die nächste Gruppe von App-Anbietern für das Mobile Payment sind die Handelskonzerne. So kann man in vielen Edeka-Läden mit der gleichnamigen App des Konzerns bezahlen. Auch hier muss entweder eine Kreditkarte hinterlegt werden, oder man verknüpft die App mit dem Girokonto. Man sollte aber berücksichtigen, dass die Handelskonzerne ein reges Interesse an Informationen über ihre Kundschaft und deren Konsumgewohnheiten haben.
All diese Daten liefert die App den Unternehmen frei Haus. Das Bezahlen funktioniert zudem nicht über die NFC-Funkverbindung, sondern mit einem Barcode, der auf dem Handydisplay erscheint, wenn man die App aufruft. Den Code muss man an die Kasse halten, in manchen Fällen muss er auch vom Kassenpersonal umständlich als Zahlencode abgetippt werden. Ganz ähnlich funktioniert das Bezahlen auch bei der Payback-App, die sich bei Alnatura, dm, Rewe und Penny einsetzen lässt. Verbraucherschützer warnen allerdings vor der Datenneugier des Bonuspunkte-Sammeldienstes.
Sparkassen haben eigenen Bezahldienst
Die letzte große Gruppe von Bezahl-App-Anbietern sind nun die Banken selbst. Die Sparkassen betreiben die App "Mobiles Bezahlen", die allerdings nur auf Android-Handys läuft. Apple lässt dieses Programm nicht zu. Das Gleiche gilt für die Deutsche-Bank-Mobile-App und die Pay-App der Volks- und Raiffeisenbanken, auch sie funktionieren nur mit dem Smartphone-Betriebssystem Android. In puncto Datenschutz sind diese Apps die beste Lösung, denn sie verbinden die User direkt mit der eigenen Hausbank. Und die hat kein besonderes Interesse an den Daten aus den Einkäufen, wie Sascha Straub erklärt. Für ihn ist das deshalb die Variante der Wahl, für User die auf ihre Daten achten wollen.
Bezahlen via Handy ist relativ sicher
Wer Bedenken hat, dass beim Bezahlen via Smartphone etwas schiefläuft und im schlimmsten Fall Geld verschwindet, den kann Sascha Straub beruhigen. Die Systeme sind ziemlich sicher, auch weil man ja sein Smartphone in der Hand hält und direkt reagieren muss, um eine gewünschte Bezahlung auszulösen. Das alles läuft innerhalb weniger Sekunden ab. Da wird es für Betrüger schwierig dazwischenzugehen.
Bei der Verbraucherzentrale kommen jedenfalls so gut wie keine Betrugsfälle rund um das Mobile Payment an. Das größte Risiko ist, dass das Handy verlorengeht und man vielleicht sonst keine Bezahlmöglichkeit mehr hat. Sascha Straub gibt zu bedenken, man solle sich schon mal überlegen, wie viel von seinem Leben man auf dem Smartphone haben wolle.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!