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App-Daten für sich behalten, bei vollem Komfort

App-Daten für sich behalten, bei vollem Komfort

Die meisten ahnen es, viele wissen es schon: Die beliebtesten Apps sind datenschutzmäßig leider meist nicht die Besten. Doch es gibt Alternativen - und Sofort-Maßnahmen. Von Stefanie Ritter

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Stefanie Ritter

Facebook, Instagram, Google Maps oder Gmail sind beliebt und praktisch. Beim Datenschutz schneiden diese Apps aber noch schlechter ab, als landläufig bekannt ist. Welche Apps besonders heikel sind und welche Sofort-Maßnahmen User ergreifen können, um ihre persönlichen Daten zu schützen, das haben Studenten der Wirtschaftsuniversität Wien nun zusammengetragen. Sie stellten die populärsten Apps aus den Bereichen Karten und Navigation, Kurznachrichtendienste, E-Mail, soziale Netzwerke und Kalender unter acht Kategorien auf die Probe.

Die Apps wurden nach acht Kriterien geprüft

Die Studierenden untersuchten, wie transparent die Datenverarbeitung bei der jeweiligen Anwendung ist, ob die Nutzer Einfluss darauf haben, wie ihre Daten weiterverarbeitet beziehungsweise an wen sie weitergegeben werden, ob es eine Möglichkeit gibt, das alles zu kontrollieren und ob das Design der Dienste schon von Grund auf datenschutzfreundlich angelegt wurde - beispielsweise durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei Kurznachrichtendiensten. Außerdem verglichen sie, wie häufig automatisch Updates aufgespielt werden, wie privatsphärenfreundlich die Standard-Einstellungen direkt nach dem Download der App sind und wie attraktiv die App alles in allem ist.

Populäre Apps sind zwar attraktiv – schneiden aber beim Datenschutz schlecht ab

Lediglich in der Kategorie "Attraktivität" schneiden die beliebten Apps wie WhatsApp, facebook-Messenger, facebook , Twitter, Instagram, Google Maps, Google Calendar, Outlook und G-Mail meist hervorragend ab. Die Bewertungen knicken bei fast allen anderen Kategorien jedoch drastisch ein. Der Nutzer wird zum Beispiel fast nie darüber informiert, wie seine Daten weiterverwendet werden. Eine Ausnahme bilden hier die sozialen Netzwerke. Auch die Standard-Einstellungen dieser Apps sind in aller Regel alles andere als datenschutzfreundlich. Zudem sind die meisten populären Anwendungen schon durch ihr grundsätzliches Design nicht auf Datenschutz ausgelegt. Bei der Nachrichten-Übermittlung herrscht beispielsweise keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder die Nachrichten werden nicht nach dem "Peer to peer"-Grundsatz verschickt, sondern laufen über den Unternehmens-Server.

Alternative Apps schneiden besser ab                                                    

Doch es gibt Alternativen - die Studenten testeten Folgende: Bei den Messengern konzentrierten sie sich auf die Apps "Signal" und "Wickr Me", die durchwegs gute oder sehr gute Noten erhielten. Ebenso die sozialen Netzwerke "Diaspora" und "Ello", wobei man bei "Ello" deutliche Abstriche bei der Kontrolle über die Weitergabe der Daten und beim datenschutzfreundlichen Grunddesign machen muss. Durchwegs hervorragend schnitten "Here we go" und "Osmand" bei den Karten- und Navigations-Diensten ab. Als Alternativen zu den herkömmlichen Kalender-Apps empfehlen die Studenten "Simple" und "Fruux", wobei der Anwender bei "Fruux" nicht über einzelne Aktivitäten mit seinen Daten entscheiden kann. Anstatt beispielsweise G-Mail oder Outlook zu nutzen, schlagen die Studenten vor, E-Mails lieber per "Runbox" oder "Tutanova" zu verwalten.

Nutzer müssen nicht auf Komfort verzichten

Die populären Apps können vor allem mit ihrer Attraktivität punkten. Allerdings stehen die vorgeschlagenen Alternativ-Apps dem in kaum etwas nach. Bis auf "Tutanova" erhielten alle untersuchten Anwendungen auch in diesem Bereich gute Bewertungen. Leider sind nicht alle der datensichereren Anwendungen bereits für beide der verbreitetsten Mobil-Betriebssysteme Android und iOS verfügbar.

Erste Sofort-Maßnahmen für mehr Datenschutz

In jedem Fall empfehlen die Studenten, sich die Zeit zu nehmen und die Standard-Einstellungen auf ihre Datenschutztauglichkeit hin zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Außerdem sollte man seine Accounts mit starken und auch unterschiedlichen Passwörtern schützen, die zudem regelmäßig geändert werden sollten.

Oft hat man die Möglichkeit, sich auf anderen Plattformen mit seinem facebook-Account einzuloggen. Dies mag bequem sein, wird aus datenschutztechnischer Sicht von den Studenten aber nicht empfohlen. Bei Karten-Apps empfehlen die Studenten außerdem, diese nach Möglichkeit offline zu nutzen, um einen Datenaustausch mit dem Server grundsätzlich auszuschließen. Bei der Synchronisation von Kalender-Daten zwischen verschiedenen Endgeräten sollten User ebenfalls besonders aufmerksam agieren und die Privatsphäre-Einstellungen genau überprüfen.

Fazit: Es gibt gute Alternativen - man muss sie nur nutzen

Die Arbeit der Wiener Studenten zeigt: Ein "Verzicht" auf die Weitergabe von personenbezogenen Daten muss nicht einhergehen mit einem Verzicht auf Funktionalität und Komfort. Es gibt gute Alternativen, man muss sie nur nutzen. Und man sollte sich etwas Zeit nehmen, seine bisherige Nutzung von Apps zu überprüfen.