Amazon warnt ab sofort vor Produkten, die über ihre Plattform verkauft und dann zu oft wieder zurückgesendet werden. Erste Produkte sind bereits mit dem Hinweis "Häufig zurückgegebener Artikel” versehen: Der fordert dazu auf, die Produktdetails und Kundenbewertungen genau zu studieren.
Produkte wie dieser Plattenspieler oder dieses Kleid sind auf der US-Plattform von Amazon schon entsprechend gekennzeichnet. Womöglich müssen Sie sich einloggen, um den Hinweis dort zu sehen. Auffällig ist, dass beide Produkte mit vier von fünf Sternen gut bewertet sind.
Der neue Warnhinweis "Häufig zurückgegebener Artikel" erscheint einigermaßen prominent in den Produktinfos.
Erst denken, dann kaufen – und bitte nicht zurückschicken!
Wie "The Verge" berichtet, soll das neue Label "informierte Kaufentscheidungen" ermöglichen, also Amazon-Kunden vor dem Kauf minderwertiger oder irreführender Ware schützen. Vor allem aber könnte es dem Konzern eine Flut an Rücksendungen ersparen: Die 30-tägige und meist kostenfreie Rücknahmegarantie des Konzerns sorgt in den USA für noch immer doppelt so viele Retouren wie noch vor der Corona-Pandemie.
Die Umwelt bedankt sich
Im Jahr 2021 haben zurückgesendete Online-Einkäufe allein in Deutschland geschätzt 795.000 Tonnen CO2 verursacht, schätzt die Uni Bamberg – so viel, wie 6,6 Millionen Autos auf der Fahrt von München nach Hamburg.
- Zum Artikel: Deutschland ist “Retouren-Europameister”
Amazon hat offenbar eingesehen, dass gefälschte und bezahlte Produktbewertungen nicht nur Umsatz machen, sondern im Fall von Retouren eben auch Kosten und Arbeit verursachen: Lange Zeit wurden Rücksendungen einfach vernichtet und entsorgt, teils sogar neue Artikel. Der Lagerplatz in den Amazon-Verteilzentren scheint zu kostbar, um ihn für aufwändige Rücknahmeprozeduren in Anspruch zu nehmen.
Ein Blick in die Sterne genügt nicht mehr
Wer sicher gehen will, ob ein Produkt wirklich den eigenen Ansprüchen genügt, sollte angesichts eines "Häufig zurückgesendet"-Labels also nicht mehr nur auf die Sternebewertung achten.
Amazon erhofft sich aber nicht nur, dass Kunden sich zukünftig vor einem Kauf besser informieren; auch für Händler soll ein Anreiz entstehen, weniger irreführende Billigware groß anzupreisen. Wie das Tech-Magazin "Engadget" vermutet, könnte es sich um einen gezielten Test handeln, um Drittanbieter zu mehr Ehrlichkeit zu erziehen.
Zeitplan für neues Label noch unklar
Wann genau und in welchem Umfang der neue Warnhinweis weltweit und auch in Deutschland zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht klar. Ebenso steht es um die Kriterien, die ein Produkt für diese Warnung qualifizieren – also das Verhältnis von Sternebewertungen zur Zahl der Retouren.
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