Zwei junge Frauen schauen auf ihr Smartphone
Bildrechte: Yoti (Screenshot)

Instagram testet eine KI, die schätzen soll, ob Nutzer volljährig sind oder nicht.

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18 oder nicht? Instagram lässt KI Alter von Nutzern schätzen

Zeig mir ein Bild von Dir - und ich sag Dir, wie alt Du bist: Um zu kontrollieren, ob jemand wirklich älter als 18 ist, testet Instagram eine Altersverifikation per Selfie. Eine KI schätzt dann, wie alt die Person ist - ohne sie zu identifizieren.

Instagram darf man erst ab 13 nutzen. Und auch dann nur eingeschränkt, so sind Profile von Teenagern standardmäßig auf "privat" gesetzt, es können also nur bestätigte Abonnenten sehen, was man teilt. Vollen Zugriff auf Instagram gib’s erst mit 18 - was manchen Teenager dazu verleitet, sich älter zu machen, als er ist.

KI schätzt Alter anhand eines Bildes

Deswegen experimentiert Instagram nun mit einer technologischen Lösung, um das Alter seiner Nutzerinnen und Nutzer zu überprüfen. Nutzer nehmen in der App ein kurzes Video von sich auf. Instagram wählt daraus ein Bild aus und übermittelt es an Yoti, eine britische Firma, die ein System für biometrische Alterskontrolle entwickelt hat. Yoti analysiert die Gesichtszüge und schätzt das Alter der Person. Diese Schätzung wird dann zurück an Instagram übermittelt.

Direkt danach würden sowohl das Video als auch das analysierte Bild wieder gelöscht, schreibt Instagram in seinem Blog. Es gehe nur darum, das Alter zu schätzen, eine Identitätsfeststellung finde nicht statt. Prinzipiell wäre das vermutlich möglich, denn Yoti bietet auch Dienste zur Identitätsfeststellung an.

Durchschnittliche Abweichung von 1,5 Jahren

Das Bildmaterial der Nutzerinnen werde auch nicht genutzt, um das Yoti-System zu trainieren. Das hat Yoti bereits getan, zum Trainingsmaterial für das neuronale Netzwerk gehörten Bilder von Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und verschiedener Hautfarben. Daraus wurden Muster generiert nach der Devise "So sehen 16-Jährige in der Regel aus", wie es auf dem Yoti-Blog heißt. Bei Menschen, die zwischen 13 und 19 Jahre alt sind, liegt die durchschnittliche Abweichung nach Angaben der Firma bei 1,56 Jahren.

Deutsche Jugendmedienschützer bewerten Yoti als positiv

Da eine solche Abweichung den Unterschied zwischen volljährig und minderjährig ausmachen kann, hat die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) für Altersverifikationssysteme einen Puffer von fünf Jahren festgelegt. Das heißt: Wer als 18 durchgehen soll, den muss das System mindestens auf 23 schätzen. Yoti zählt zu den Systemen, die diese Anforderung erfüllen, wie die KJM im Mai mitteilte. Die Yoti-Altersschätzung wird nicht nur in Deutschland verwendet, sondern ist weltweit im Einsatz, etwa in den Bereichen Social Media, Gaming oder im Online-Handel.

Zwei weitere Möglichkeiten zur Altersüberprüfung

Neben diesem Gesichts-Scan testet Instagram noch ein zweite, "Social Vouching" genannte Option zur Altersüberprüfung. Man kann drei Instagram-Nutzerinnen, die älter als 18 sind, bitten das eigene Alter zu bestätigen.

Diese Features werden allerdings nicht generell zur Alterskontrolle verwendet, sondern nur bei Leuten getestet, die ihr Alter von unter 18 auf 18 oder mehr erhöhen.

Als dritte Möglichkeit bietet Instagram den Upload eines Ausweises an. Weil aber Jugendliche noch keinen Führerschein und manchmal auch keinen Personalausweis haben, könnte die Altersschätzung per Foto gerade für sie interessant sein.

Der Test startet erst mal in den USA, ob die biometrische Alterskontrolle auch in anderen Ländern zum Einsatz kommen soll, ist noch unklar.

Jedes dritte Mädchen fühlt sich wegen Instagram schlecht

Die Auswirkungen von Instagram auf jugendliche Nutzer sorgen immer wieder für Diskussionen. So wurde im Herbst 2021 bekannt, dass sich jedes dritte Mädchen schlecht fühlt, weil es glaubt, nicht dem dort herrschenden Schönheitsideal zu entsprechen.

Daraufhin legte Meta, der Konzern zu dem Instagram, Facebook und WhatsApp gehören, die Entwicklung einer "Instagram for Kids"-App für unter 13-Jährige auf Eis. Zudem wird Instagram in den nächsten Tagen eine Reihe von Funktionen einführen, mit denen Eltern die Instagram-Nutzung ihrer Kinder kontrollieren können.

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