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Die Bitcoin-Erzeugung gilt als sehr stromintensiv, was vielen EU-Abgeordneten missfällt.

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Bitcoin-Verbot in der EU - Doch nicht vom Tisch?

Das EU-Parlament ist gegen ein Verbot der umstrittenen Proof-of-Work-Methode und der Kryptowährung Bitcoin. Nun zeigt ein Bericht: Es gibt hier sehr wohl Verbots-Sympathien. Ob das aber die gewünschten Folgen für den Klimaschutz hätte, ist fraglich.

Die Diskussion um den hohen Energieverbrauch von Kryptowährungen, die die Proof-of-Work-Methode verwenden, ist fast so alt wie Kryptowährungen selbst. Beim Proof-of-Work-Konzept wird - vereinfacht gesagt - aus Strom Geld gemacht. Die bekannteste Kryptowährung, die über PoW erzeugt wird: Bitcoin.

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Rund 140 Terawattstunden Strom verbraucht Bitcoin jährlich, schätzt die Universität Cambridge in ihrem Bitcoin Electricity Consumption Index. Und das EU-Parlament sagt, dass der Bitcoin-Stromverbrauch dem von kleinen Staaten entspräche.

Ethereum steigt auf Proof-of-Stake-Verfahren um

Als deutlich energiesparender gilt das Proof-of-Stake-Konzept, bei dem das Recht, einen neuen Block zu generieren, an die Höhe des Besitzes der Anteile an der ganzen Blockchain gekoppelt ist. Je mehr Coins jemand hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen neuen Block validieren darf. Die Kryptowährung Ethereum will noch in diesem Jahr auf das Proof-of-Stake-Verfahren umsteigen.

Da der Strom für Bitcoin überwiegend aus fossiler Energie gewonnen wird (vor allem in China), ist auch der CO2-Fußabdruck erheblich, was gerade in der EU auf Besorgnis stößt.

EU-Parlament stimmt gegen Bitcoin-Verbot

Bislang gibt es in der EU keine gesetzliche Regelung zu Kryptowährungen. Doch seit September 2020 wird über eine Verordnung namens "Markets-in-Crypto-Assets" (MiCA) verhandelt, die einerseits das “Potenzial von Krpytowerten fördern”, andererseits die “Bedrohungen eindämmen” soll. Sozialdemokraten, Grüne und Linke wollten ein Verbot des Proof-of-Work-Verfahrens in die Verhandlungsposition des Europaparlaments einführen, konnten sich im März aber nicht damit durchsetzen.

Kryptowährungen sollen in EU-Taxonomie aufgenommen werden

Stattdessen verlangt das Parlament von der Kommission bis Anfang 2025 einen Gesetzesvorschlag, der die Aufnahme von Kryptowährungen in die EU-Taxonomie für grüne Finanzinvestitionen vorsieht. Das heißt, auch Kryptowährungen sollen nach diesem Regelwerk beurteilt werden, das festlegt, welche Investitionen und welche wirtschaftlichen Tätigkeiten ökologisch nachhaltig sind. Zuletzt stand die Taxonomie im Blickpunkt, weil sie Atomkraft und Erdgas als “grüne” Energiequellen einstuft.

Über die endgültige Gestalt der MiCA-Verordnung werden nun Kommission, Ministerrat und Parlament verhandeln, das nennt sich Trilog-Verfahren.

Fachblog: In EU gibt es Sympathien für Bitcoin-Verbot

Doch offenbar ist ein Verbot des Proof-of-Work-Verfahrens noch nicht vom Tisch. Das Fachblog Netzpolitik.org zitiert aus mehreren internen EU-Dokumenten, in denen über ein solches Verbot diskutiert wird: "Wenn Ethereum in der Lage ist, zu wechseln, könnten wir legitimerweise dasselbe von [Bitcoin] verlangen. Wir müssen andere Krypto-Coins ’schützen‘, die nachhaltig sind. [Wir] sehen keine Notwendigkeit, die Bitcoin-Community zu ’schützen‘". Dieser Satz sei im November 2021 in einem virtuellen Meeting zwischen schwedischen und EU-Beamten gefallen.

Auch der Vorschlag, dass die EU den Handel mit Kryptowährungen, die wie Bitcoin die Proof-of-Work-Methode verwenden, generell verbieten soll, soll dabei gemacht worden sein. Dieser Netzpolitik.org-Bericht sorgte in der Bitcoin-Szene wieder für einige Aufregung.

Mining findet kaum in der EU statt

Doch was würde ein Verbot des Proof-of-Work-Verfahrens in der EU überhaupt bringen? Aus Umweltgesichtspunkten vermutlich eher wenig, denn das Bitcoin-Mining findet überwiegend außerhalb der EU in Ländern wie den USA oder China statt, die nicht von einer EU-Regulierung betroffen wären.

Wenn sogar der Handel mit Kryptowährungen, die die Proof-of-Work-Methode verwenden, verboten werden sollte, würde das vermutlich dazu führen, dass PoW-basierte Kryptotechnologie in den Untergrund und in nicht-EU-Länder wandern würde. Das energieaufwändige Bitcoin-Mining würde also nicht verschwinden.

Andererseits gibt es die Ansicht, dass ein Proof-of-Work-Verbot einen Umstieg zum ressourcenschonenderen Proof-of-Stake-Verfahren beschleunigen würde.

CDU-Abgeordneter: Bitcoin-Verbot ist vom Tisch

Die nächsten Wochen werden zeigen, was an den Gerüchten, dass ein EU-Bitcoin-Verbot doch noch kommen könnte, dran ist. Der deutsche CDU-Europaabgeordnete Stefan Berger, Berichterstatter des EU-Parlaments für die MiCA-Verordnung, rechnet nicht damit: "Man kann davon ausgehen, dass das Proof-of-Work-Verbot vom Tisch ist und wir vielleicht mit der Taxonomie-Lösung einen Weg finden, der nicht zu kompliziert sein wird", sagte er in einem Interview mit der Kryptowährungs-Nachrichten-Seite cointelegraph.

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