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Playmobil & Brandstätter Als Playmobil laufen lernte

Kleine, bunte Plastikmännchen haben sie gerettet und später berühmt gemacht: die "geobra Brandstätter" aus Zirndorf. Dank Playmobil ist der Konzern seit Jahrzehnten der erfolgreichste auf dem deutschen Spielzeugmarkt.

Stand: 27.01.2014 | Archiv

Unternehmen geobra Brandstätter - Playmobil-Gruppe | Bild: geobra Brandstätter

Bis die Brandstätters ins Geschäft mit Plastikspielzeug eingestiegen sind, dauerte es nach Firmengründung noch Jahrzehnte. 1876 gründet Andreas Brandstätter in Fürth die gleichnamige Firma. Die Unternehmer verdienen ihr Geld mit Schatullenbeschlägen und –schlössern aus Blech.

"Fabrikation von Metallwaren und Spielwaren sowie dem Handel damit."

Beschreibung aus dem Handelsregister über die Firma Brandstätter

Was bedeutet "geobra"?

Der Name "geobra" setzt aus Georg und Brandstätter zusammen, dem Sohn des Firmengründers. Bis heute hat sich der Name gehalten.

Sohn Georg übernimmt 32 Jahre später die Geschäfte und nennt die Firma "geobra Brandstätter". Mit dem Umzug nach Zirndorf 1921 verändert sich das Geschäftsfeld. Spardosen, Telefone und Zubehör für Kinder-Kaufläden – alles aus Blech – kommen aus der Fabrik.

Der erste Boom mit Hula-Hoop

1954 steigt Horst Brandstätter in die Firma ein. Mit ihm wird das Unternehmen umgekrempelt. Er setzt auf das Material Kunststoff und stellt Produktion und Produktpalette um – neue Absatzmärkte müssen her. Der erste Erfolg stellt sich schon vier Jahre später mit der Produktion von Hula-Hoop-Reifen ein. Horst Brandstätter - genannt Hob - tüftelt als Techniker und gelernter Formenbauer rund um die Uhr an einer Maschine, die die Plastikreifen aus den USA produzieren könnte. Zwei Wochen später läuft die Produktion der Plastikreifen – damit hat "geobra Brandstätter" die Nase in Europa in Sachen Hula-Hoop vorn. Der Plastikreifen spült Geld in die Kassen der mittelfränkischen Firma. Doch der Run auf Hula-Hoop hält nur wenige Monate an.

Tausende Sparschweine

Produktion von Lenktratktoren 1958.

Horst Brandstätter hat schon eine neue Idee. Ein neues Verfahren in der Kunststoffverarbeitung eröffnet dem Tüftler neue Möglichkeiten. Dabei wird ein erhitzter Kunststoffschlauch durch Luftdruck aufgeblasen und an eine Formwand gepresst. Brandstätter produziert zuerst Rennautos, später auch Trettraktoren. Ein Kassenschlager wird das Sparschwein. Vollautomatisch laufen die Schweinchen vom Band – auch übers Wochenende.

"Wenn am Montag das Tor der Maschinenhalle geöffnet wurde, quollen 100.000 Sparschweine aus der Fabrik."

Firma Brandstätter

Ölkrise bringt Schwierigkeiten

Playmobilerfinder Hans Beck am Zeichenbrett.

Nachdem die Konkurrenz seine Artikel kopiert, versucht Brandstätter sein Glück mit Strukturschaum – ein damals völlig neues Herstellungsverfahren, um dickwandige Kunststoffartikel herzustellen. Die fränkische Firma produziert Kinderschreibtische, Tennisschläger und sogar Wasserski. Doch die Ölkrise 1973 bringt das mittelfränkische Unternehmen in Schwierigkeiten. Die Kunststoffpreise steigen drastisch. Dazu kommt der starke Kostendruck aus Niedrigpreisländern. Brandstätter schreibt das erste Mal rote Zahlen.

Skeptische Einkäufer

Wieder muss ein neues Geschäftsfeld her. Die Idee des Entwicklers Hans Beck kommt dem Firmenchef Brandstätter gerade recht. 1971 hatte er kleine, bewegliche Figuren und dazu passende Accessoires entwickelt. Ein Systemspielzeug, das immer ergänzt werden kann. Durch die kleinen Teile wird nur wenig von dem zur damaligen Zeit teuren Material Kunststoff benötigt – die Lösung für die Firma. Playmobil ist geboren. 1974 stellt "geobra Brandstätter" die kleinen Männchen das erste Mal vor. Die Einkäufer sind skeptisch – die Kunden nicht: Immer mehr Kinder begeistern sich für das neue Spielzeug. Seit 1975 gibt es nur eine Richtung für Playmobil und seinen Hersteller: aufwärts. Die Firma ist seitdem der umsatzstärkste Spielwarenhersteller Deutschlands.

Umsatzstark und gesund

Firmenchef Horst Brandstätter - genannt Hob - mit dem Playmobilerfinder Hans Beck in den 1970er-Jahren.

Heute bevölkern Milliarden kleiner Playmobilmännchen Kinderzimmer auf der ganzen Welt. Bis heute ist Horst Brandstätter der Alleininhaber der Firma und engagiert sich nach wie vor im Unternehmen. Dem Standort Zirndorf im Landkreis Fürth ist "geobra Brandstätter" treu geblieben. Dort wurde im Jahr 2000 der Playmobil-FunPark eröffnet. Ein Spielparadies für Kinder. Das fränkische Unternehmen ist mit Playmobil einer der umsatzstärksten Spielwarenhersteller in Deutschland.

Brandstätter-Gruppe Zahlen und Fakten:

Mitarbeiter 2013: über 4.000 (davon rd. 2.000 in Deutschland)
Brandstätter-Gruppenumsatz 2013: 612 Millionen Euro
Produktionsstätten: Dietenhofen, Selb, Malta, Spanien, Tschechien


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