Erlanger Bergkirchweih "Berch", Bier, Brezen, Bratwürscht
Wer immer ein bisschen Zeit hat, setzt sich in den Schatten der urigen Bäume und genießt das süffige Festbier. Selbst der frühere Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) wusste diese Bequemlichkeit zu schätzen und verlegte einen Teil seiner Dienstgeschäfte an den Berg, wo "Stadtratsmehrheit und Opposition gleichermaßen auf harten Bänken" saßen. Und der Berg vereint sie alle: die Schönen und Reichen neben dem einfachen Volk, die Promis und Mächtigen zwischen Studenten und Arbeitern.
Für Erlanger das Höchste
Die wichtigste Frage der Bergkirchweih lautet immer "links oder rechts?". Wer hinauf geht zum Berg, der sollte sich nämlich recht bald entscheiden, ob er nach links abbiegt, zu den Bierkellern mit Ausschank und Bierbänken im Schatten alter Kastanienbäume. Oder ob er nach rechts weitergeht zu den Los- und Schießbuden, Fahrgeschäften, Karussells und zu dem alles überragenden Riesenrad, dem neueren Symbol der Erlanger Bergkirchweih.
"Viele unserer Geschäftspartner aus der ganzen Welt sind gerne zu Pfingsten nach Erlangen gekommen und haben immer einen Grund gefunden, eine Geschäftsreise hierher zu machen. Ich selbst hab als Kind mit meinen Eltern auf dem Burgberg gewohnt. Da ist meine Mutter mit mir immer über die Bergkirchweih gegangen und hat genau festgelegt, auf welchen Karussells ich fahren darf und auf welchen nicht."
'Berch-Pilger' Heinrich von Pierer, früherer Siemens-Chef
Bergferien und Bergschein
Bis 1999 gab es übrigens für die Studierenden der Uni Erlangen noch offiziell "Bergferien" - eine einwöchige, vorlesungsfreie Zeit. Der Grund war so einfach wie pragmatisch: Ein geordneter Uni-Betrieb war mit betrunkenen Studenten nicht möglich. Doch diese Ferien wurden 1999 abgeschafft. Übrig geblieben ist nur der vorlesungsfreie Dienstag in der Pfingstwoche, an dem viele Professoren mit ihren Mitarbeitern um die Mittagszeit auf den "Berg" pilgern. An diesem Bergdienstag haben auch viele Läden und Firmen in der Stadt geschlossen - man findet die Mitarbeiter auf der Bergkirchweih. Wie die Studis heute ihren "Bergschein" ohne Bergferien absolvieren, bleibt ihr Geheimnis. Für den (inoffiziellen) "großen Bergschein" müssen sie jedenfalls in zwölf Tagen zehn Bergbesuche absolvieren.
Zahlen und Fakten
Rund eine Million Besucher werden jährlich zur Bergkirchweih erwartet. Für Biergarten-Gäste stehen etwa 16.000 Sitzplätze parat. 17 Festwirte verkaufen ihre Maß Bier zu Preisen von etwa 9,50 Euro. Insgesamt werden an zwölf Berg-Tagen schätzungsweise über 500.000 Liter Bier ausgeschenkt. Außer den Festwirten erhalten knapp 100 Schausteller eine Zulassung; fast sechsmal so viele bewerben sich bei der Stadt Erlangen.