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Liesl Karlstadt Partnerin von Valentin

Stand: 31.05.2004 | Archiv

Karl Valentin und Liesl Karlstadt in "Der verhexte Schweinwerfer" | Bild: SZ Photo / Scherl

Im Nachhinein ist es müßig, darüber zu spekulieren, was aus Elisabeth Wellano geworden wäre, wenn ihr nicht Karl Valentin über den Weg gelaufen wäre. Aber eines ist sicher: Liesl Karlstadt ist aus ihr geworden. Valentin wollte nicht eine Partnerin namens Wellano an seiner Seite, und da er ein großer Bewunderer des Münchner Volkskomikers Karl Maxstadt war, gab er ihr - als Hommage an sein Vorbild - den Künstlernamen Liesl Karlstadt.

"Sie, des is nix!"

Mit diesen Worten führte sich Karl Valentin bei Elisabeth Wellano ein, nachdem er sie als Soubrette gesehen hatte.

Bayerische Jahrhundertbegegnung in der Garderobe

Doch der Reihe nach: 1911 gastierte Elisabeth Wellano mit ihrem Ensemble im "Frankfurter Hof", also in derselben Münchner Wirtshausbühne, in der der damals schon bekannte Valentin als Solist auftrat. In der Künstlergarderobe eröffnete dieser der Kollegin eines abends, dass sie seiner Ansicht nach das komplett falsche Fach gewählt habe - wohl schon mit dem Hintergedanken, sie als Theaterpartnerin zu gewinnen.

Liesl Karlstadt schilderte diese folgenreiche Begegnung später als zunächst ziemlich unerquicklich: "A Soubrette muß ganz keß sein, die muß an Busen habn. Des is nix für Sie. Aber Sie sind sehr komisch, Sie müssen sich aufs Komische verlegen," so Valentins Worte. Schließlich willigte sie doch in dessen Angebot ein, seine Schülerin zu werden und mit ihm zusammen aufzutreten - der Beginn einer etwa 25 Jahre dauernden Bühnenpartnerschaft.

Variabel bis zur Hosenrolle

Valentin riet ihr, sich ganz aufs Komische zu verlegen und begann, ihr entsprechende Rollen auf den Leib zu schreiben. So entstand 1913 das erste größere gemeinsame Bühnenprojekt "Alpensängerterzett", eine Parodie auf die vielen "Tiroler" Combos. Karlstadt übernahm in diesem Stück noch die konventionelle Rolle des "feschen Madls".

Karlstadt als DER Firmling

Doch das änderte sich bald: Während Valentin in den Sketchen fast immer unverkennbar bleibt, schlüpfte Karlstadt in vielfältigste Rollen - durch entsprechende Kostümierung oft bis zur Unkenntlichkeit. Darin hatte sie aufgrund ihrer bisherigen Bühnenerfahrung ja auch Übung.

An der Seite von Valentin spielte sie den verschmitzten "Firmling" oder den tollpatschigen Handwerksgehilfen im "Fotoatelier" und im "reparierten Schweinwerfer" ebenso virtuos wie den jovialen "Nervenarzt", die gestresste Ehefrau vor dem "Theaterbesuch" und den pseudo-autoritären Kapellmeister der "Orchesterprobe". Die besten Kostproben ihres Talents lieferte sie gerade in Hosenrollen - männliche Haarperücken und Bärte gehörten zu ihren Standard-Requisiten. Für weibliche Darstellerinnen war das in Deutschland damals so ziemlich einzigartig.

Hosenrollen übernahm Karlstadt auch außerhalb von Filmen mit Valentin.

Liesl Karlstadt hat es geschafft. Sie hat ihren Traum von einem Leben auf der Bühne verwirklicht. Und sie war dabei erfolgreich: Sie verdiente für eine Frau ihres Alters relativ viel Geld und in der Münchner Volksbühnenszene war sie ein Star. Aber nicht nur das - zusammen mit Valentin unternahm sie Gastspielreisen nach Wien, Zürich und Berlin.


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