Gefragt, welches Buch ihm das wichtigste sei, antwortete Bert Brecht: die Bibel natürlich. Anna Seghers, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, sie alle beschäftigten sich immer wieder mit religiösen Motiven. Immer war das Buch der Bücher Inspirationsquelle für Autoren. Und Ausgangspunkt existentieller Fragen: Wie wollen wir leben? Gibt es da etwas Höheres, das wir Gott nennen können?
„Evangelio“
„Ich, Luther, bin angesteckt von Rabe und Schrei, Hund und Gebell, von Verfaulung und Bitternis, am Trostbild Christi häng ich und will nicht lassen“ („Evangelio“)
Feridun Zaimoglu, der deutsche Wortkünstler türkischer Herkunft, läßt in seinem Luther-Roman „Evangelio“ den Reformator mit Gott und seinem Glauben ringen – in einer nur scheinbar historischen Kunstsprache. Uwe Kolbe, der sich einen „Ketzer“ nennt, liest in Psalm 107 eigene Lebensstationen.
„In der Wüste irrten sie hin, in der Einsamkeit, konnten den Weg zu wohnlicher Stätte nicht finden.“ So hatte ich es ja gewollt! Türenschlagend hatte ich das Haus meiner Eltern und sie selbst verlassen. (Uwe Kolbe)
Psalmen
Gila Lustiger, die jüdische Erzählerin in Paris erinnert an den Vater, den jüdischen Historiker Arno Lustiger, der die Shoa überlebt hatte und, obwohl säkular, im Ritual des Gebets Halt suchte. Und Said, der iranisch-deutsche Exilant und Dichter in München, ein Agnostiker, wendet sich wütend-kummervoll an Gott, der Gewalt und Unrecht heute zuläßt.
„siehe herr/ ich suche den dialog mit dir … ein gespräch auf augenhöhe“ (Said)
Vier Literaten antworten in „radioTexte – Das offene Buch“ auf die Frage „Woran glaubst du?“.