Seit drei Jahren ein eingespieltes Team: Seniorin Margarethe mit Student Oto.
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Seit drei Jahren ein eingespieltes Team: Seniorin Margarethe mit Student Oto.

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Wohnen für Hilfe: Gartenarbeit statt Miete

Ein Quadratmeter Wohnfläche für eine Stunde Hilfe im Monat - das steckt hinter dem Konzept "Wohnen für Hilfe". Studierende können so günstig bei Seniorinnen und Senioren leben. So wie der 27-jährige Oto aus Georgien bei der 88-jährigen Margarethe.

Über dieses Thema berichtete STATIONEN am .

Zahnarzthelfer Oto und Seniorin Margarethe sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Als Margarethes Mann vor drei Jahren starb, machte sie sich auf die Suche nach einem Untermieter. Oto aus Georgien war zur gleichen Zeit auf Wohnungssuche. Begegnet sind sich die beiden dann über den Verein "Wohnen für Hilfe in München".

Dort bringt Mitarbeiterin Brigitte Tauer Menschen zusammen, die in ihren Eigenschaften und im Alltag gut harmonieren könnten. "Es gibt Wohnpartnerschaften, bei denen die Studierenden irgendwann wie Enkelkinder sind, und eine Freundschaft entsteht, die über Jahre dauert. Und es gibt Wohnpartnerschaften, die nach kurzer Zeit wieder auseinandergehen."

Zwölf Quadratmeter für zwölf Stunden Arbeit im Monat

Die 88-jährige Margarethe und der 27-jährige Oto wohnen seit fast drei Jahren zusammen. Im ersten Stock ihres Wohnhauses hat er ein eigenes Zimmer mit separatem Bad und WC und einer kleinen Küchenzeile. Momentan arbeitet er als Zahnarzthelfer, möchte aber Zahnmedizin studieren.

Das Besondere: Oto als Untermieter bezahlt keine Miete, nur die Nebenkosten. Stattdessen hilft er im Haushalt, im Garten oder verbringt einfach nur Zeit mit Margarethe.

Die Woche über kommunizieren die beiden über ein "Aufgabenheft". Denn beide sind tagsüber viel unterwegs. Oto in der Arbeit, die Seniorin bei ihren Kindern und Enkeln oder in den Bergen. Margarethe notiert die anstehenden Arbeiten, die Oto dann übernimmt. Das kann Gartenarbeit sein oder eine Druckerpatrone auswechseln. Umfangreiche Tätigkeiten machen die beiden am Wochenende gemeinsam.

Nachfrage ist größer als das Angebot

Seit 26 Jahren gibt es den Verein "Wohnen für Hilfe", etwa 800 Vermittlungen haben seitdem stattgefunden. Drei Mitarbeiter kümmern sich derzeit um das "Matching". Die Nachfrage ist groß, pro vorhandenem Zimmer gibt es zwischen zehn und 15 Bewerber. Das Angebot gibt es deutschlandweit, wobei der Erfolg der Vermittlungsstellen in den Großstätten definitiv am besten läuft.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Rund ums Thema "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" geht es " in STATIONEN am Mittwoch, 23. November 2022 um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der BR Mediathek.