Das Foto zeigt Oskar Haag, bekleidet mit Anzug, Spitzenhemd und Schlips, wie er mitsamt Handy und Kopfhörern in den Fluten versinkt.
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Neuer Wiener Wonderboy: Oskar Haag auf dem Cover seines Debütalbums "Teenage Lullabies".

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Wiener Wonderboy: Oskar Haag und seine "Teenage Lullabies"

Mit 15 Jahren und dem Song "Stargazing" betrat er die musikalische Bühne. Jetzt ist der Österreicher Oskar Haag als singendes Feenwesen am Wiener Burgtheater zu erleben. Sein Debütalbum hat er auch schon vorgelegt: "Teenage Lullabies".

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Das ist fast schon unverschämt, wie offensichtlich cool und lampenfieberlos er diese doch nicht ganz einfache Situation meistert. Denn: Er hat Gott mitsamt dessen Dreifaltigkeit im Genick und vor sich Hunderte erwartungsvolle Zuschauerinnen und Zuschauer. Damals im Sommer 2021 bei seinem allerersten Auftritt überhaupt als allerletzter Act beim Popfest des Radiosenders FM4 in der Karlskirche Wien, wo der Altarraum an diesem Abend als Konzertbühne dient.

"Ich mach' eigentlich nur Musik und ich würde die auch machen, wenn sich keine Sau dafür interessiere würde. Aber jetzt interessieren sich anscheinend Leute, was ziemlich geil ist", meint Oskar Haag. Damals war er 15 Jahre alt, blond, bleich, roter Schmollmund, lackierte Fingernägel. Eine gitarrenspielende Verkörperung von Unschuld, Reinheit und Erleuchtung.

Wegen der Musik die Schule geschmissen

Weil obendrein – oder besser von oben – vom Dreifaltigkeitsdreieck am Altar die vergoldeten Strahlen wie so ein Heiligenschein auf den Oskar Haag runterleuchten. Der Wiener Wonderboy ist freilich nicht vom Himmel gefallen, aber in Ungnade bei seinem Chemielehrer, weil der Haag vor einem Jahr mit 16 wegen der Musik die Schule geschmissen hat. Und der Lehrer hat ihm eine Prophezeiung hinterhergerufen: "Dass ich es nie zu etwas bringen werde. Und das ist alles in einem Jahr vorbei. Und dass ich drogenabhängig werde." Daran erinnert sich Oskar Haag nur zu gut.

Noch braucht er keine Drogen. Klavier, Gitarre, Glockenspiel und Laptop-Beats reichen dem Oskar Haag für seine musikalischen Fluchten und Gedankenpaläste. Er mag das, in "Black Dress" zum Beispiel: "And there we build our own little world where we dance all night" - an einen Ort wegdenken, wo alles besser ist, wo man tun und tanzen kann und einfach nur leben. "Finde ich ganz schön, sich da wegzudenken."

Weltschmerz der Generation Z in Songs verpackt

Posterboy der Generation Z könnten wir ihn nennen. Einer, der den Weltschmerz seiner Altersgenossinnen und -genossen in Songs verpackt und sie zum Ärger ventilieren nutzt: "Irgendwie werden wir immer als internetverblödet dargestellt. Wir sind halt die Handy- und Internetgeneration. Und das war's. Und wir stellen Probleme auf, wo es keine gibt." Das ist Oskar Haag ziemlich über.

Auch Schnelligkeit und ein hohes Tempo gehen dem Haag bei seinen Songs "am Arsch". Er gibt der Melancholie Zeit, sich zu entfalten, oder sich selbst zu geisterhaften Chören zu loopen und darin seine schwerelos klingenden "Boy liebt Girl"- oder "Boy liebt Boy"- oder "Girl liebt wen auch immer"-Geschichten einzubetten. Und klar, auch das Festhalten an Geschlechterrollen.

Der Billie Eilish von Österreich?

In seiner Heimat wurde Oskar Haag schon zur Billie Eilish von Österreich hochgejazzt. Wer das behauptet oder glaubt, der hat ein bisschen zu viel an Oskar Haags Nagellackfläschchen geschnüffelt. Denn dafür sind die Songs in der Summe zu konventionell.

Der Haag selber wiederum ist aber auch auf dem Holzweg, wenn er glaubt, dass sein Album namens "Teenage Lullabies", also Teenager-Wiegenlieder, nur Teenager gut finden würden. Weil seine Songs schon auch ganz großartige Erwachsenen-Seelenstreichler sind.

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