Was ist eigentlich "cool"? Das Textil- und Industriemuseum Augsburg ergründet den Begriff in einer neuen Sonderausstellung.
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Was ist eigentlich "cool"? Das Textil- und Industriemuseum Augsburg ergründet den Begriff in einer neuen Sonderausstellung.

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Wie ein weißes Unterhemd zum Inbegriff der Coolness wurde

Mode, Musik, Popkultur: Der Begriff "cool" ist allgegenwärtig. Doch wo liegen eigentlich seine Wurzeln? Dem geht das Textilmuseum in Augsburg in einer neuen Ausstellung nach. Gezeigt wird auch, warum ein weißes Unterhemd eine zentrale Rolle spielt.

Lederjacke, und Trenchcoat, Jeans und Jogginganzug: Warum sind manche Outfits stilprägend für eine ganze Generation und damit zum Inbegriff der Coolness geworden? Die Antwort darauf gibt das Augsburger Textil- und Industriemuseum TIM in einer neuen Sonderausstellung. Die Schau geht dem Phänomen der Coolness als einem Leitmotiv der Mode im vergangenen Jahrhundert nach.

Das wird mit dem Begriff "cool" verbunden

Selbstbewusst, modern, lässig: Mit der eigentlichen, eher unterkühlten Bedeutung des Wortes hat das Prädikat "cool" nicht mehr viel zu tun. Stattdessen gilt der Begriff als Kompliment, zusammen mit einer Prise Gelassenheit, Gefühlskontrolle und einem leicht nonkonformistischen, provokanten Zug. Coolness gilt als Attraktivitätskriterium, das haben schon die Beatles mit ihren "Three cool cats" besungen.

Die Geschichte mit dem Unterhemd

In der neuen Sonderausstellung wird dann auch klar, wie ein schlichtes, weißes T-Shirt in den 1950er Jahren zur puren Provokation werden konnte – und damit zum Inbegriff von Coolness, wie Kuratorin Mariama de Brito Henn erklärt: "Ein weißes Shirt war einfach Unterwäsche aus dem Militär", erklärt sie, "und die Jugendlichen aus den 1950er Jahren wollten natürlich anecken." Weil das Ganze auch noch gut aussah, wurde es schnell zur Alltagsmode.

Wie ein Anzug politisch wurde

Dass Mode ist nicht nur cool sein kann, sondern schnell politisch wird, zeigt dabei ein Beispiel aus den USA. Die "Zoot Suits", übergroße Anzüge, waren in den 1940er Jahren in den USA in migrantischen Communities aus Lateinamerika der Hit. Ballonweite Hosen mit überlangen Jackets, in Zeiten der kriegsbedingten Stoffrationierung galt das für andere als Affront - es kam deshalb tatsächlich zu landesweiten Unruhen, den sogenannten Zoot Suits Riots in Kalifornien.

Von Lederjacke bis Tracksuit

Die Ausstellungsmacher haben sich für die neue Schau bestimmte Kleidungsstücke herausgegriffen: die bullige Lederjacke des einsamen Helden, die kristallbesetzte Abendrobe der Hollywooddiven, aber auch den quietschbunten Tracksuit der Rap-Generation. Sie alle erzählen eine interessante, wenn auch höchst unterschiedliche Geschichte, sagt Karl Borromäus Murr, der Leiter der TIM: "Coolness ist eine Haltung, eine innere Haltung, die nach außen demonstriert wird. Ein Äußeres, das ich bewusst kühl gestalte, um zu kommunizieren, ich bleibe besonnen in der Situation, auch wenn es innerlich brennt." Werbung und Medien hätten die Attitüde aufgegriffen, denn damit lasse sich Geld verdienen.

Die neue Ausstellung wirft dabei auch einen Blick auf die Jugendkultur von heute. In einem Schulprojekt haben Jungen und Mädchen nämlich mehrere Outfits zusammengestellt, die aus ihrer Sicht "cool" sind. Schließlich darf jeder selbst entscheiden, was Coolness bedeutet und was nicht.

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