Stück "Klein Zaches" im Bamberger Theater im Gärtnerviertel.
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Theater begeistert mit "Zaches"-Inszenierung

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Was ist normal? Bamberger Theatermacher stellen Fragen

Das "Theater im Gärtnerviertel" in Bamberg bringt zum 200. Todesjahr E.T.A Hoffmanns das Märchen "Zaches" auf die Bühne. Hier geht es vor allem um die Frage: Was ist normal?

Über dieses Thema berichtete Frankenschau aktuell am .

Ein Märchen von E.T.A Hoffmann ist die Vorlage für eine Theaterfassung des Bamberger Theaters im Gärtnerviertel. Eine herausfordernde Neufassung, die viele Fragen stellt und am 4. November in einem ehemaligen Kino in Bamberg Premiere feiert.

Märchen aus dem 19. Jahrhundert

Im Jahr 1819 veröffentlichte E.T.A. Hoffmann das Kunstmärchen "Klein Zaches – genannt Zinnober" und verriss darin den Zeitgeist der Aufklärung. Es wird ein Mensch beschrieben, der außerhalb der Gesellschaft steht. E.T.A. Hoffmann zeichnet Zaches als Missgeburt. Er profitiert von den Leistungen anderer. Was andere erreichen, wird ihm zugeschrieben. Sein Privileg verdankt er einer Fee, die ihn verzaubert. Alle sollen ihn lieben, obwohl er ein Ekel ist, heruntergekommen und vernachlässigt. Nur ein junger Poet durchschaut den Zauber und beschließt, Zaches die Haare auszureißen.

Ein genialer Stoff für das Theater

Zaches erntet sozusagen die Lorbeeren und bekommt die Frau, den Job, Reichtum und Anerkennung, die andere Menschen sich erarbeitet haben. Ist er normal? Keiner scheint seinen Zauber zu kennen. In der Neufassung geht es aber auch um unsere heutige Gesellschaft. Und da gibt es viele Bezügen: Gezeigt wird die Ohnmacht des Einzelnen, der nicht der Norm entspricht – egal ob im Job, in der Talkshow oder im Parlament.

Publikum ist gefordert

Zaches ist in dieser Bühnenfassung ein Mensch mit Behinderung, der nicht sprechen kann. Der Zauber, der ihm von einer Fee in rosafarbenen Samt-Catsuit verliehen wird, lässt ihn als normal und erfolgreich gelten. Für die Theaterleiterin Nina Lorenz steckt in diesem unbekannten Märchen von ETA Hoffmann viel Potential was gesellschaftliche Normen angeht.

Kino als neuer Spielort

Das alte Kino im Bamberger Stadtteil Gaustadt ist eine neue Spielstätte des Theaters im Gärtnerviertel. Da, wo einst die Kinostühle waren, wird gespielt – jeweils an beiden Seiten sitzt das Publikum – sozusagen mittendrin ist das Spielgeschehen. Zu jeder Neuinszenierung wählt das Theater gerne ungewöhnliche Spielorte aus, wie das alte Kino , eine alte Gärtnerei, die Werkstatt eines Instrumentenbauers oder eine historische Gaststube. Alles Spielorte, die auch das Gärtnerviertel in Bamberg in Szene setzen.

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