Szene aus "Servus, Baby!"
Bildrechte: BR

Szene aus "Servus, Baby!"

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Vorweihnachtlicher Familien-Stress: Neue Folgen "Servus Baby"

"Servus Baby" ist ein bisschen so wie "Sex and the City". Allerdings nicht in New York, sondern in München. Das Gefühlschaos geht jetzt mit vier neuen Folgen in die nächste Runde.

Von

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Eigentlich wollte Regisseurin und Drehbuchautorin Natalie Spinell einen Kurzfilm für die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München machen. Die Vielschichtigkeit der Thematik hat aber nicht in die Form eines Kurzfilms gepasst. Heraus kam schließlich eine Miniserie, die 2018 als "Servus Baby" im BR Fernsehen an den Start geht. Im Mittelpunkt: Lou, Mel, Eve und Tati, die feiern und sich in der ersten Staffel durchs digitale und reale Leben daten um "Mr. Right" zu finden.

"Es gibt so viele junge Frauen, die denken, der Zug sei bereits abgefahren. Umso mehr wollen sie ihn aufhalten und 'Nägel mit Köpfen machen', nicht zuletzt wegen der biologischen Uhr", sagt Natalie Spinell, Regisseurin und Drehbuchautorin. "Diese Probleme bieten tragikomisches Potenzial und verdienen gesellschaftlich eine 'Auflockerung'. Mir war vor allem wichtig: je schlimmer die Situationen, desto weniger soll der Zuschauer wissen, ob er mitleiden oder mitlachen soll. Ich bin Fan eines direkten, teils schwarzen Humors, der den Zuschauer immer wieder unvorbereitet trifft und kurz 'den Atem stocken lässt'."

Servus Baby: Verlieben, Entlieben, Fortpflanzen, Patchworken

Und es funktioniert! Die Serie wird mit dem Nachwuchsförderpreis beim Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Mehr als 1,7 Millionen Mal werden die ersten beiden Staffeln insgesamt in der Mediathek geschaut. Der hohe Identifikationswert macht die Serie so beliebt, die vornehmliche weibliche Zuschauerschaft kann sich wahrscheinlich in jeder der vier Haupt-Charaktere wiederfinden.

Wie alles begann: Da wäre Lou (Josephine Ehlert), die Entscheidungs-Unwillige, die sich erst von ihrem Ex entwöhnt, nur um dann wieder mit ihm zusammenzukommen. Eve (Teresa Rizos), die Bodenständige, die konkrete Hochzeits- und Fortpflanzungspläne schmiedet und ihren Traum von der heilen Familie verwirklichen will – nur: Es klappt nicht wie gewünscht. Das Tabuthema Zeugungsunfähigkeit bei Männern wird hier emotional untergebracht und in der dritten Staffel weiter thematisiert.

Tati (Xenia Tiling) geht in ihrer Rolle als toughe Vollzeit- und Übermami auf, die sich als alleinerziehender Single einen gestandenen Mann an ihrer Seite wünscht. Und Mel (Genija Rykova), die Obercoole, die nach langer Suche jemanden gefunden hat, der ihre harte Schale erweichen kann und ihr den Freiraum lässt, den sie sich als Karrierefrau wünscht. Die zweite Staffel widmet sich dann der Frage, die bei fast allen Paaren um die Dreißig früher oder später aufkommt: Familienplanung. Will ich Kinder – und wenn ja, wirklich mit diesem Partner?

Die neuen Folgen: Familienmodelle auf den Kopf gestellt

Jetzt also – vier Jahre nach der ersten Staffel – sind die jungen Frauen erwachsener geworden. Ihre Liebe haben sie gefunden, die ersten Schritte in der Familienplanung sind gemacht – nun heißt es eintauchen in eine neue Lebensphase. In den neuen Folgen begleiten wir die vier und ihre Anhänge mitten in der Vorweihnachtszeit. Es gibt neue erotische Bekenntnisse, ungebetene Mütter, interessante Versuche die Beziehung zu beleben und eine Ex-Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Am Ende bricht auch noch die Heilige Nacht in all ihrer Unerbittlichkeit über alle herein.

Was die Serie versucht, ist, die gesellschaftliche Kernfamilie aufzubrechen – das standardisierte Vater-Mutter-Kind wird mit einem Augenzwinkern in Frage gestellt. Besonders gut gelingt das den neuen vier Folgen, als ein origineller Lösungsansatz für den unerfüllten Kinderwunsch gesucht wird. Co-Elternschaft soll es richten. Eine Win-Win-Situation, die dem zeugungsunfähigen Basti und der Baby-willigen Eve gefallen könnte. Auch Arzt Jakob ist angetan, nur haben die drei nicht mit der Freiheitsliebe von Mel gerechnet, die bei dieser Idee erst einmal austickt und dann überlegt, wie viel Prozent Anteil sie an diesem außergewöhnlichen Konstrukt haben will.

Eine Menge schwarzer Humor

Die neuen Folgen sind erfrischend, da sie schwere Themen und aktuelle gesellschaftliche Diskussionen, wie beispielsweise unkonventionelle Familienmodelle, nicht scheuen und dabei ihren schwarzen "Servus Baby"-Humor beibehalten. Schade nur, dass letzten Endes fast alle weiblichen Hauptfiguren erst dann glücklich und erfüllt zu sein scheinen, wenn sie ihren Traumprinzen sicher zuhause haben.

Trotzdem: Der Wiedererkennungswert für die Zuschauerschaft ist groß in dieser Serie und ihren Charakteren. Wenn dann auch noch eine Prise Wahnsinn, Fremdscham und Schadenfreude dazukommen, ist die vorweihnachtliche Serien-Bescherung garantiert.

Die neuen Folgen "Servus Baby" stehen ab heute in der ARD-Mediathek.