Lucas Cranach d.Ae., Adam und Eva Cranach, Lucas d.Ae. 1472-1553. "Adam und Eva", um 1546. Oel auf Holz, 20 x 14,6 cm. (Prov.: Galerie Koller, Zuerich, Auktion 23.3.1995), Deutschland, Privatbesitz.
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Sündenfall - Lucas Cranach d.Ae., Adam und Eva Cranach, Lucas d.Ae. 1472-1553. "Adam und Eva", um 1546.

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"Verdammte Lust" – Ausstellung über Sexualität und Kirche

Es geht um nackte Körper, um Lust und um Sex und Kirche - Kardinal Reinhard Marx persönlich hatte die Idee zur Ausstellung "Verdammte Lust", die jetzt im Freisinger Diözesanmuseum das schwierige Verhältnis von Kirche und Sexualität beleuchtet.

Einen "kleinen Sündenfall gegenüber der Kunst" nennt es Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums Freising, wenn er über die Machart der Ausstellung "Verdammte Lust" spricht, die von diesem Wochenende an bis 29. Mai zu sehen ist: Sich den Kunstwerken nicht über den eigentlich intendierten religiösen Anspruch zu nähern, sondern zunächst über die Frage des Körpers, der Nacktheit, der Lust. Und er fügt hinzu: "Was drücken diese Bilder eigentlich aus, ohne dass man schon ein religiöses Vorwissen hat, und wenn man das religiöse Wissen dazutut, was erzählen sie uns eigentlich dann über diese Religion?"

Ein lasziver Märtyrer mit roten Stiefeln

Beispiel gefällig? Ein Mann im Priesterornat starrt fasziniert eine nackte Maria Magdalena an. Die Engel links oben im Bild beobachten die Szene und amüsieren sich. Ein anderes Bild zeigt den heiligen Sebastian in roten Stiefeln, einen nackten Märtyrer, der keinen schmerzverzerrten Blick aufgesetzt hat, sondern lasziv den Betrachter anschaut. Christliche Bildsprache – alles andere als körperfeindlich und bisweilen sogar ziemlich lüstern.

Die Idee hatte der Kardinal

Die Idee zur Ausstellung kam vom Münchner Kardinal Reinhard Marx und seinem damaligen Generalvikar und erntete zunächst ungläubiges Staunen, wie sich Carmen Roll, stellvertretende Leiterin des Diözesanmuseums Freising, erinnert. "Als wir gefragt wurden, ob wir das uns vorstellen können, dieses Thema zu bearbeiten, haben wir gesagt, nein, auf keinen Fall. Und dann waren wir aber schon mitten im Thema drin, weil's halt einfach jeden angeht und weil's jeden berührt."

Marx: Zeit für "lebensdienliche" Sexualmoral

Es gebe eine "Grundproblematik im Beziehungsfeld von Kirche und Sexualität", stellt Kardinal Reinhard Marx in einem aktuellen Kommentar im BR fest. Es klinge manchmal so, als ob es entweder ein "sündiges, triebgesteuertes und unvernünftiges Leben oder das Ideal der reinen Liebe" gebe. "Das sehen wir auch im kirchlichen Kontext. Aber diese beiden überzeichneten Extreme haben wenig mit der Realität zu tun."

In der Vergangenheit habe die Kirche oft ein negatives Bild menschlicher Sexualität gezeichnet. "Sie wurde mit Schuld und Sünde beschwert, was auch zu Verdrängung und Doppelmoral geführt hat." Es sei an der Zeit, "eine lebensdienliche Moral und Lehre weiter zu entwickeln, die auf der Höhe der gegenwärtigen Debatten die Menschenfreundlichkeit Gottes verkündet."

Tintoretto, Cranach, Reni - Große Namen in der Ausstellung

In der Ausstellung in Freising sind es große Namen und einzigartige Kunstwerke, die das schwierige Verhältnis von Sexualität und Kirche beleuchten: Tintoretto, Lucas Cranach der Ältere, Guido Reni. Kirche und Körper - das ist nicht unbedingt der Beleg für eine wunderbare Freundschaft. Aber Kunst darf mehr als die Predigt in der Kirche. Und die Ausstellung beleuchtet die "verdammte Lust" auch mit den Augen einer Frau, der Malerin Artemisia Gentileschi, die im 17. Jahrhundert wirkte und sogar eine Werkstatt mit männlichen Angestellten führte. Ansonsten ist der Blick auf das Thema Sexualität: männlich.

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