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"Unsane - Ausgeliefert"

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"Unsane": Ein trashiger Psychothriller von Steven Soderbergh

"Unsane": Ein trashiger Psychothriller von Steven Soderbergh

Mit "Sex, Lügen Video" begann seine steile Hollywood-Karriere, aber vor zwei Jahren kehrte Steven Soderbergh der Traumfabrik den Rücken. Jetzt kehrt er zurück, mit "Unsane", begeistert von den Möglichkeiten der Handy-Kamera. Von Moritz Holfelder

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Immer wieder verkündeten US-Regisseure in den letzten Jahren ihren Rückzug vom Kino und sagten, sie hätten sich mit ihren anspruchsvollen Stoffen von Hollywood entfernt und entfremdet. Sie zögen es vor, jetzt TV-Serien zu drehen oder etwas ganz anderes zu machen. Steven Soderbergh gehörte zu diesen von der Traumfabrik Enttäuschten. Jetzt ist er zurückgekehrt. In seinem Fall aber mit einem Film, den er ohne großen finanziellen Aufwand gedreht hat – mit einem Handy. "Unsane - Ausgeliefert" lief kürzlich bei der Berlinale im Wettbewerb außer Konkurrenz. Der trashige Psychothriller kam gut an, und Soderbergh wurde natürlich nach seiner Rolle rückwärts gefragt: Als er vor zwei Jahren seinen Rückzug vom Kino verkündet habe, sei er vor allem von der Filmindustrie frustriert gewesen, erklärte er in Berlin, darüber habe er aber ganz vergessen, wie viel Spaß ihm eigentlich das Drehen von Filmen mache. Mit den neuen digitalen Möglichkeiten sei das jetzt ohne Druck und ohne kommerzielle Zugeständnisse möglich.

Ausgeliefert: eingeliefert in der Psychiatrie

"Unsane – Ausgeliefert" ist die erfrischend schnörkellos inszenierte Geschichte von Sawyer, einer jungen Frau, die von einem Stalker bedrängt wird. Der traktiert sie mit Nachrichten aufs Handy, lauert ihr auf – sie wechselt schließlich die Stadt, um an einem anderen Ort glücklich zu werden. Sie findet einen neuen Job, doch dann glaubt sie den Stalker auf der Straße wieder zu sehen. Sie hat einen Nervenzusammenbruch, sucht Hilfe bei einer Psychologin – die ordnet eine Untersuchung an. Sawyer unterschreibt eine Patienten-Zustimmung – und findet sich plötzlich in einer psychiatrischen Klinik wieder, gegen ihren Willen.

Keine Special Effects, keine großen Bilder

"Unsane – Ausgeliefert" bleibt dicht dran an seiner Hauptfigur. Es gibt keine Special Effects, keine großen Bilder, keine Massenszenen. Das alles erinnert eher an ein kleines, schmutziges B-Movie. Ein spannender, psychologischer Thriller entwickelt sich, der fast ohne Gewaltszenen auskommt und über dessen Geschichte hier nicht mehr verraten werden soll.

In der Hauptrolle überzeugt die junge Britin Claire Foy, die letztes Jahr für "The Crown" mit einem Golden Globe Award als Beste Serienhauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Ihre Physis und ihr ziemlich normales Aussehen passen gut zu der rauen Machart des Films. Die mit dem Handy aufgenommenen Bilder bieten in den sehr hellen sowie sehr dunklen Partien natürlich keine durchgezeichneten Details, fransen aus, aber das passt gut zu der radikal subjektiv erzählten Geschichte: Was ist Einbildung und was Realität?

Diese Möglichkeiten hätte sich Soderbergh schon mit 15 gewünscht!

Das beklemmende Spiel zwischen Sein und Schein erzählt auch von der Lust, die Steven Soderbergh offenbar wieder am Filmemachen gefunden hat. Vorab war er sich nur nicht sicher, wie man mit der Tatsache umgeht, dass "Unsane - Ausgeliefert" mit einem Handy entstanden ist:

"Wir haben anfangs versucht, das geheim zu halten. Natürlich haben wir vorher darüber diskutiert, ob wir jetzt vor allem als iPhone-Film wahrgenommen werden wollen oder nicht, und wie wir damit umgehen. Am Ende habe ich mich dann entschieden, da keine Verteidigungshaltung einzunehmen, so nach dem Motto: Oh, bitte reduziert den Film nicht auf das Handy! Jetzt bin ich sehr glücklich darüber, wie 'Unsane' visuell rüberkommt. Und wenn potentielle Kinobesucher nur deswegen neugierig sind, ok, dann kaufen sie ja am Ende auch ein Ticket. Mir hat es Spaß gemacht, so zu arbeiten, weil es in vielen Dingen technisch genau gegensätzlich ist zu dem, wie ich sonst gedreht habe. Im Endeffekt ist die Kluft zwischen der Idee zu einem Film und seiner möglichen Umsetzung durch die kinotauglichen Handys viel kleiner geworden. Ich hätte mir diese Möglichkeiten schon gewünscht, als ich 15 Jahre alt war."