Der Moderne Tanz wird in die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Darüber entschied der Ausschuss der Weltkulturorganisation, der sich aus 24 Vertragsstaaten zusammensetzt, in der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Dass die Weltkulturorganisation den Modernen Tanz in Deutschland auf diese Weise auszeichne, sei "ein wichtiger Schritt und eine sehr gute Nachricht", erklärte Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Grüne). Mit der Baguette- und der Rum-Handwerkskunst wurden auch echte Wahrzeichen Frankreichs und Kubas gewürdigt.
Deutscher Kandidat wird auf die Unesco-Liste genommen
Der Unesco-Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagt seit Montag und noch bis Samstag in Marokkos Hauptstadt Rabat. Einziger deutscher Kandidat war in diesem Jahr die Praxis des Modernen Tanzes in Deutschland. Es handele sich dabei um eine "kreative Ausdrucksform, die den Tanz von Grund auf verändert hat und heute Bühnen wie Tanzausbildung gleichermaßen prägt", erklärte die deutsche Unesco-Kommission in Bonn.
"Die Anerkennung durch die Unesco wird die Sichtbarkeit und Strahlkraft des Modernen Tanzes in Deutschland und weltweit erhöhen", erklärte der deutsche Unesco-Botschafter Peter Reuss. Kultur-Staatsministerin Roth hob hervor: "Die generationenübergreifende, internationale und inklusive Praxis des expressiven Tanzes ist eine sehr wichtige Kunstform, die für ein modernes, avantgardistisches und weltoffenes Deutschland steht."
Spannende Entwickung in der Weimarer Republik
Der Moderne Tanz umfasst laut deutscher Unesco-Kommission die Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Vermittlungsformen und Ausbildungstraditionen der Rhythmus- und Ausdruckstanzbewegung. In der Zeit der Weimarer Republik entwickelten demnach Persönlichkeiten wie Rosalia Chladek, Rudolf von Laban, Gret Palucca oder Mary Wigman verschiedene ästhetische Stile und Vermittlungsansätze, die bis heute praktiziert werden. Ihr Einfluss sei heute sogar "in Jugendhäusern, Nachbarschaftszentren und an Schulen" sichtbar.
Unesco ehrt die Baguette-Kultur
Vor dem Modernen Tanz hatte die Unesco bereits Kultur und Handwerk des französischen Baguettes zum immateriellen Welterbe erklärt. Das Stangenbrot mit der knusprigen Kruste und dem luftigen Inneren ist ein Sinnbild Frankreichs. Die rund 67 Millionen Einwohner Frankreichs essen pro Jahr mehr als sechs Milliarden Baguettes.
"Fast egal, ob reich, ob arm, alle essen Baguette", sagte auch die Pariser Bäckerin Priscilla Hayertz. Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak erklärte, die Aufnahme auf die Unesco-Liste sei eine schöne "Anerkennung für unsere Handwerker und die verbindenden Orte, die unsere Bäckereien sind". Staatschef Emmanuel Macron hatte das Baguette als "250 Gramm Magie und Perfektion" beschrieben, als er sich vergangenes Jahr hinter die Unesco-Bewerbung gestellt hatte.
Melasse-Rum in Kuba wird auch Kulturerbe
Offizielles Weltkulturerbe ist nun auch das Handwerk zur Herstellung von Melasse-Rum in Kuba. Dieser milde Rum mit einem Alkoholgehalt von 40 Prozent wird anders als andere Rumsorten nicht aus Zuckerrohrsaft, sondern aus Zuckerrohr-Melasse, also Sirup, gemacht. Rum sei "nicht nur eine Spirituose, sondern auch ein wichtiger Teil unseres kulturellen Ausdrucks", sagte Rum-Meister Asbel Morales.
Kulturerbe-Liste enthält bereits 500 Einträge
Zu den diesjährigen Kandidaten für die Unesco-Liste zählen auch die chinesische Teezeremonie, die Kultur der bestickten Blusen in Moldau oder die Kunst des Glockenläutens in Spanien. Beim immateriellen Kulturerbe geht es immer um das Brauchtum oder das Handwerk, also nicht direkt um das Baguette oder die bestickte Bluse.
Die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes enthält bereits mehr als 500 Einträge aus Bereichen wie Tanz, Theater, Musik und Handwerk. Sie ergänzt seit 2008 die Welterbe-Liste der Unesco für Kultur- und Naturstätten.
Mit Informationen von AFP und KNA
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