Kriegsende 1945
Im Herrenhaus des Herrschinger Schlosses, südlich von München, hat der junge GI Michael Hansen mit seinem Kameraden George ein luxuriöses Domizil gefunden, ein Vogelparadies am See. Ein konfisziertes Cabriolet, ein Motorboot erhöhen die Chancen bei den deutschen „Froilleins“. Im Jeep fahren sie durch zerstörte Städte – zur Freude der Kinder.
Eugeniker Alfred Ploetz
Beide US-Soldaten arbeiten für die Psychological Warfare Division. George befragt ehemalige Euthanasie-Ärzte. Michael soll über den Antiquar und Kommunisten Wagner klären, welcher Art die Forschungen von Alfred Ploetz waren, der 1940 verstarb und zu Lebzeiten einen faustischen Pakt mit Hitlers Schergen schloss. Als Mediziner erforschte er wissenschaftliche Grundlagen für Rassenwahn und Eugenik, das heißt auch die Tötung von Menschen, die den Nationalsozialisten als „lebensunwertes Leben“ galten.
Ikarien als Utopia
Die Anfänge von Ploetz und seinen kommunistischen Freunden in Breslau liegen in Étienne Cabets Idee eines „Ikarien“. 1874 reisten Wagner und Ploetz zu Ikarier-Gemeinden in die USA, die Cabets sozialistisches Modell von Gleichheit und Gerechtigkeit lebten. Ploetz ist nach dieser Reise ernüchtert.
Geschichte mit aktueller Brisanz
Wieder holt Uwe Timm ein historisches Thema ans Licht und zeigt, wie aktuell viele Gedanken sind: Genetische Manipulationen so sehr wie die Frage nach Utopien als Basis für Veränderungen. Ulrich Noethen liest den dialogreichen Roman klug und mit allen Stimmungen und Stimmen von Ploetz' Reden über Wagners Erinnerungen bis zu Michaels Impressionen und mehr.
Uwe Timm: „Ikarien“, Kiepenheuer & Witsch, gelesen von Ulrich Noethen, Random House Audio 11.9.2017