Cover des neuen Albums "UK Grim" von Sleaford Mods.
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Das neue Album des Elektro-Punk-Duos: "UK Grim" von Sleaford Mods

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"UK Grim": Sleaford Mods wüten über trostlose Post-Brexit Ära

Enorme Wut auf die Royals, die Banker, unfähige Torys und Rechtspopulisten spricht aus ihren Texten: Mit ihrer Sozialkritik sind die Sleaford Mods auch mit ihrem neuen Album wieder auf Erfolgskurs – selbst in deutschen Charts.

Die Diagnose von Jason Williamson von den Sleaford Mods über das englische Königreich nach dem Brexit ist niederschmetternd: "Es ist eine billige Art von Nationalismus, hinter der eine unglaubliche Engstirnigkeit steckt. Nämlich die Idee, dass dieses einst so stolze Empire wieder groß werden könnte – was völliger Quatsch ist. Insofern ist es die Parodie einer extremen politischen Denkweise, die sehr gefährlich sein kann. Deshalb spreche ich von Aldi-Faschismus – nach einem erschwinglichen Supermarkt."

Krönung von Charles III.: "Ein Schmierentheater"

Seine Landsleute, so Williamson, hätten längst begriffen, dass der Brexit nicht die Lösung all ihrer Probleme sei. Dennoch flüchteten sie sich gerne in eine Traumwelt, in der England noch Kolonialmacht ist, den besten Fußball spielt und eine prunkvolle Monarchie besitzt. Dabei sei die kommende Krönung von Charles III. nichts anderes als ein überteuertes Schmierentheater: "Zum Teufel, das kostet Milliarden. Und natürlich zahlt die Krone das nicht aus eigener Tasche, sondern die Steuerzahler – ich! Das Ganze ist reiner Eskapismus; eben sich jemanden anzuschauen, der in einem Palast aus Gold lebt. Das ist wie in einem Hollywood-Film, von dem man sich berieseln lässt, um den ganzen Mist im Leben zu vergessen."

Kathartisches Absondern von Wut im Midlands-Slang

In den 14 Stücken von "UK Grim" rechnet Williamson mit allen ab, die seiner Meinung nach ihren Beitrag zur aktuellen Krise im Königreich geleistet haben: Rechtspopulisten wie Nigel Farage, den unfähigen Tory-Regierung, einer schwache Labour-Party, den Banken und den Royals. Da lässt der zweifache Familienvater aus Nottingham richtig Dampf ab. Seine Texte im Slang der Midlands sind ein kathartisches Absondern von Wut und Verachtung. "Das ist mein lyrischer Ansatz und meine einzige Plattform. Mich interessiert nichts anderes als Sozialkritik. Sie ist das Rückgrat der Sleaford Mods - und daran wird sich auch nichts ändern."

Starke Texte, musikalisch Luft nach oben

"Tory Kong" – Großbritannien ist das nächste Hong Kong: Eine Demokratie vor dem Untergang. Diese Botschaft inszenieren die Sleaford Mods mit der bewährten Mischung aus Techno und Electro-Punk – minimalistisch, monoton, ruppig. Wie auf den elf Vorgänger-Alben treffen auch hier harte Beats auf frontale Gitarrensalven. Ausgefeilte Melodien oder komplexe Arrangements: Fehlanzeige. Das ist der Schwachpunkt von "UK Grim": Gegenüber den starken Texten fällt die Musik deutlich ab. Was Williamson natürlich ganz anders sieht: "Ich denke, die Songs sind härter und kompakter. Was für mich bedeutet, dass wir besser geworden sind. Keine Ahnung, ob die Leute das genauso sehen, aber das Wichtigste ist: Wir machen etwas anderes als die meisten Bands. Und wir sind weiter wütend. Das wird hier ziemlich deutlich."

Auf Erfolgskurs auch in deutschen Charts

Der Erfolg gibt Williamson Recht: Die Sleaford Mods erobern inzwischen nicht nur die englischen, sondern auch die deutschen Albumcharts. Sprich: Mit ihrer Unzufriedenheit verdienen sie gutes Geld. Für Williamson die ultimative Ironie: "Die letzten elf Jahre waren die besten meines Lebens. (Lacht) Ich sollte nicht lachen, kann aber nicht anders."

Am 28. Oktober gastieren die Sleaford Mods in der Tonhalle München.

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