Die Superhelden Miles Morales und Gwen Stacy von hinten gezeigt, wie sie auf die Stadt-Skyline blicken.
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Auch Spinnenmenschen haben romantische Momente: In "Spider-Man: Across The Spider-Verse" begegnen sich Miles Morales und Gwen Stacy wieder.

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Tolle Bilder, wirrer Plot: "Spider-Man: Across the Spider-Verse"

Der Vorgänger-Film hat einen Oscar bekommen für den besten Animationsfilm. Den hätte sicherlich auch "Spider-Man: Across the Spider-Verse" wieder verdient. Leider kann der Plot des neuen Spider-Man-Films nicht mit den visuellen Effekten mithalten.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Man muss kein Spider-Fachmann oder keine Spider-Fachfrau sein, um dieses Animationsabenteuer toll zu finden – zumindest, was die optische Umsetzung betrifft. Was die Handlung angeht, wirkt "Spider-Man: Across The Spider-Verse" so verirrt wie das Schlagzeugsolo der jungen Spinnenfrau Gwen, mit dem der Film beginnt.

Der Frust der Spinnenfrau

Sie trommelt einfach weiter, während ihre drei Mitspielerinnen im Probenraum der Band schon aufgegeben haben. Gwen schlägt und hämmert sich ihren Lebensfrust von der Seele, wofür die anderen wenig Verständnis zeigen und sie rausschmeißen. Zuhause trifft sie auf ihren Vater, der seine Tochter liebt, aber keine Ahnung hat von ihrer Doppelexistenz.

Als nächstes wird Gwen im New Yorker Guggenheim Museum aktiv. Dort geht ein flügelschlagendes Ungeheuer auf Mensch und Kunst los. Eine der glänzenden Luftballonskulpturen von Jeff Koons wird geköpft. Heraus quellen Bonbons, und dann droht ein Polizeihubschrauber in die berühmte Rotunde zu stürzen. Gwen schießt ihre Spinnenfäden hierhin & dorthin, und der Helikopter bleibt schließlich knapp über dem Boden in einem gigantischen Netz hängen. Ein leicht irritierter Besucher glaubt, das sei Kunst und fragt, ob Banksy dahinterstecke. Naja.

Lust an der Animation

Sehenswert an "Spider-Man: Across The Spider-Verse" ist, wie sich schnell erweist, nicht die wirr voranpeitschende Handlung, sondern die große Lust der Macher an der Kunst der Animation.

Mal besteht die nur aus pulsierenden Farbexplosionen, dann wieder verlieren sich die Figuren in aquarellartig zerfließenden purpurnen Flächen, wird die Leinwand geteilt in Totale und Nahsicht. Oder Das Bild zerspringt wie bei einem heruntergefallenen Spiegel in einzelne Splitter. Der Film wechselt die Stile bisweilen schneller, als man gucken kann. Miles Morales, der männliche Teenagerheld afro-puertorikanischer Herkunft und auch schon Hauptfigur des ersten Films, stößt dann noch dazu – und vor ins Spider-Verse. Mein Lieblingscharakter: Spot, der schlaksige Chaot, der aus lauter kleinen schwarzen Löchern besteht, in die er selbst immer wieder hineinfällt.

Vorgängerfilm bekam einen Oscar

Der unglaubliche visuelle Stil und die verrückten Bildeinfälle begeistern. Für seine besondere Ästhetik bekam der Vorgänger-Film "Spider-Man: A New Universe" den Oscar als bester Animationsfilm. Wie es in Hollywood üblich ist, lieben die Macher es, die Dynamik noch zu steigern und Genregrenzen abermals neu zu definieren.

Man kann sagen: So einen comic-futuristisch-psychedelischen Animationstrip hat man noch nicht gesehen. Schade nur, dass die Handlung mit den typischen Superhelden-Identitätskrisen da nicht nachkommt.