Gespann wider Willen: Joel (Pedro Pascal) und die junge Ellie (grandios: Bella Ramsey) in der Serienverfilmung von "The Last of Us"
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Gespann wider Willen: Joel (Pedro Pascal) und die junge Ellie (grandios: Bella Ramsey) in der Serienverfilmung von "The Last of Us"

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"The Last of Us": Nie wurde ein Game besser verfilmt

"The Last of Us" gilt als eines der besten Computerspiele der letzten Jahre. Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen an die Verfilmung – zumal die Macher der HBO-Serie "Chernobyl" dahinterstecken. Und die zeigen auch hier, was sie können.

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Es ist das Jahr 2003 und ein Pilz geht um. Genauer gesagt: Ophiopcordyceps, eine Art, die das Nervensystem seiner Wirte kapert und diese fernsteuert. In der Realität tut der Pilz das nur bei Insekten, in "The Last of Us" infiziert er Menschen und verwandelt sie in blutrünstige Monster.

Darstellerin Bella Ramsey glänzt in der Hauptrolle

Knapp zwanzig Jahre später ist die Welt eine andere: Die letzten Überlebenden halten sich in selbstorganisierten Kommunen über Wasser oder leben in Quarantäne-Zonen unter einer Militärdiktatur, so wie Joel. Zu Beginn der Zombie-Pandemie hat er seine Tochter verloren und schlägt sich nun als ziemlich gewissenloser Schmuggler durch. Als solcher soll er für die Widerstandsorganisation "Fireflies" ein geheimnisvolles Mädchen namens Ellie quer durchs Land begleiten.

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Joel (gespielt von Pedro Pascal, bekannt aus "The Mandalorian") und Ellie sind ein widerwilliges Gespann – zwei, die zwar voneinander abhängig sind, aber nur langsam Vertrauen zueinander fassen. Bella Ramsey (Lianna Mormont aus "Game of Thrones") ist eine Naturgewalt: Sie spielt Ellie nicht nur atemberaubend souverän, sondern überzeugt auch in den Momenten jugendlicher Verunsicherung – die nicht im Angesicht von Menschen-fressenden Pilz-Zombies, sondern ihrer ersten großen Liebe aus Ellie hervorbricht.

Warum es so schwer ist, Computerspiele zu verfilmen

Anders als in der nihilistischen Zombie-Serie "The Walking Dead", verliert die Brutalität des Überlebenskampfes in "The Last of Us" nie ihren Schrecken. Serie wie auch Spiel erzählen von der menschlichen Fähigkeit zu lieben und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, selbst unter katastrophalen Umständen. Neu erfunden wird das Zombie-Genre hier nicht – das ist von der Adaption eines knapp zehn Jahre alten Games aber vielleicht auch etwas zu viel erwartet.

Die Verfilmung von Games ist ja notorisch schwierig. Nur selten überzeugen sie die Fans des Spiels und das Serien- oder Filmpublikum gleichermaßen. Was einerseits daran liegt, dass die Stories von den Spielenden immersiv und oft non-linear erfahren werden, andererseits aber auch an der erzählerischen Qualität der Vorlage. "The Last of Us" ist dieser so treu, dass man stellenweise das Gefühl hat, wieder selbst zu spielen: Sets und sogar die Kostüme gleichen denen der Gameswelt oft bis ins Detail, einzelne Dialoge und filmische Cut-Scenes wurden ohne Änderung aus der Spielvorlage übernommen. Ganz klar: ein Geschenk an die Gaming-Comunity.

Die Serie überzeugt vor allem mit ihren Sidestories

Gleichzeitig erweitern die Serienschöpfer Craig Mazin und Neil Druckmann die Spielwelt aber auch. Und genau darin liegt die besondere Stärke der Serie. Denn die emotionale Vater-Tochter Beziehung zwischen dem verschlossenen Joel und der quirligen Ellie ist zwar berührend dargestellt, aber auch nichts Außergewöhnliches. Interessanter sind da die Randfiguren aus dem Spiel, deren Hintergrundstory die Verfilmung auserzählt.

Bittersüß ist etwa die Geschichte des Preppers Bill, der ausgerechnet in der Apokalypse den Mann seines Lebens trifft und mit ihm die besten Jahre verbringt, während die Welt um die beiden herum im Chaos versinkt. Diese Sidestories sind unheimlich organisch mit der eigentlichen Handlung verwebt und machen "The Last of Us" so sehenswert – und zur bislang besten Serienadaption eines Videospiels überhaupt.

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