Zwei Herren blicken direkt in die Kamera.
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Alte Recken der Neuen Deutschen Welle: Sven Regener & Andreas Dorau. Gemeinsam haben sie mehrere Bücher geschrieben.

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Team unkaputtbar: Sven Regener & Andreas Dorau stellen Buch vor

Andreas Dorau ('Fred vom Jupiter') und Sven Regener (Element of Crime) genießen ihre Popularität seit den Neue Deutsche-Welle-Tagen. Wenn die beiden Schlitzohren ihre Geschichten erzählen, darf man köstlich-lakonisches Entertainment erwarten.

München leuchtet nicht. München stänkert. Und wird so im Lieder-Kosmos von Andreas Dorau verewigt. Sein Stück "Ossi mit Schwan" – vom Album "Die Liebe und der Ärger der Anderen" – verdankt sich einem gemeinen Zwischenfall am Isar-Ufer. Im einmal mehr launigen Prosa-Dialog mit Sven Regener erzählt Dorau auch davon, neben Berichten über Konzerte, Lesungen, das Scheitern als DJ, denkwürdige Arztbesuchen und ebenso denkwürdige Hypnose-Stunden. "Die Geschichte findet im Alkoholrausch statt.", sagt Andreas Dorau. "An der Isar grillten diverse Parteien. Und irgendwann gingen ein paar junge bayerische Männer auf einen Ostdeutschen los, aufgrund seines Akzents. Die Pöbeleien arteten aus. Die schlugen auf ihn ein. Und schlugen eben auch mit einem lebendigen Schwan auf ihn ein."

Alte Bekannte...

Andreas Dorau und Sven Regener kennen sich seit über 40 Jahren. Der eine, ein Hamburger Pastorensohn, wollte den anderen, Trompeter aus Bremen, gerade nach Westberlin gezogen, für seine erste Tournee engagieren. Dorau hatte damals – mit seiner Band, den Marinas, und als Schüler – sein Debüt-Album "Blumen und Narzissen" veröffentlicht. Und das Lied, das zufällig ein Hit wurde: "Fred vom Jupiter". Sven Regener war als Trompeter gefragt. Davon gab es im Jahr 1981 wohl nur wenige. Ein gemeinsamer Bekannter vermittelte den Kontakt.

"Dann habe ich mich mit ihm verabredetet", sagt Dorau. "Er kochte zu diesem Zeitpunkt gerade Kartoffelsuppe. Und er fand das auch interessant. Dann sagte er mir aber kurzfristig wieder ab. Weil er zusammen mit seiner Freundin in den Urlaub fahren wolle. So kam es nie zum gemeinsamen Musizieren."

Später haben sie zusammen Stücke geschrieben, nun musizieren sie auf andere Weise, mit den Erinnerungen von Andreas Dorau. Der eine erzählt Geschichten. Der andere wiederum, nicht nur Sänger von Element of Crime, sondern auch Schriftsteller, schreibt sie auf, verwandelt sie in Literatur, wie Dorau sagt. Das mag eitel klingen, ist es aber nicht.

Scheitern gehört dazu

Sven Regener hat ein großes Gespür für die Komik des Alltäglichen. Und sorgt dafür, dass hier fortwährend von einem erzählt wird, der sich selbst gerne mit ironischer Distanz betrachtet – und zum Beispiel über die Versuche als DJ sagt, sein Weg sei der des ewig Unbegabten. "Scheitern gehört dazu. Ich finde das gar nicht schlimm. Ich finde, dass man sich aus seiner Komfortzone heraustraut. Und wenn man das interessant findet, dass man dann das Scheitern eben nicht vertuscht. Oder irgendwelche anderen Schuldigen sucht. Ich habe das große Glück, dass mir auch viele Sachen gelingen. Wenn ich nur andauernd auf die Nase falle, wäre das schlimm. Mir gelingen durchaus Dinge. Und so kann ich mich hin und wieder auf die Nase legen."

In "Die Frau mit dem Arm" erzählen die Männer von Leben, Zeit und Kunst. Musik spielt, natürlich, eine große Rolle: Lieder, Alben, ein Nicht-Musical mit dem Titel "König der Möwen", Videos, Plattenfirmen, Anwälte. Das alles aber nicht, um hier irgendein Denkmal zu setzen. Das fiele unter die Kategorie "Rockismus", um ein Wortspiel des Autoren-Duos aufzugreifen. Es geht nicht um laute Gitarren, um fette Posen.

Alte Männer machen Dada!

Es geht um die Freude am Unkonventionellen. Nicht nur, aber eben auch bei der Musik. Dorau, begeistert von künstlerischen Strömungen wie Dada, schätzt etwa die Arbeit mit Fragmenten: "Man weiß nicht, wo man landet. Ich finde es schön, wenn Musik ein Eigenleben entwickelt. Ich versuche, keine Genre-Musik zu machen. Sondern Stücke, die ihre eigene Ecke behaupten. Das gelingt mal besser und mal schlechter. Und diese Fragmente führen irgendwo hin und morphen. Das macht das Musikmachen spannend."

Musik aus Fragmenten – und eine "Selberlebensbeschreibung" in Fragmenten (immer wieder auch nach München führend, wo Andreas Dorau Film studierte). Ein leises Buch, Chanson, kein Rock’n’Roll. Und eine kurzweilige Erzählung über die Freude an der Kunst, an der Musik. Unter anderem kann man das erfahren: Wie schön es ist, sich selbst nicht immer nur ernst zu nehmen. Eben: Dada!

Andreas Dorau und Sven Regener lesen aus 'Die Frau mit dem Arm' (kiepenheuer & witsch) am Donnerstag, 16. März 2023, um 20:00 Uhr im Amerika-Haus, München.

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