Choreograph Barros zeigt, wie im Barock getanzt wurde - zu authentischer Musik in Würzburg.
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Choreograph Barros zeigt, wie im Barock getanzt wurde - zu authentischer Musik in Würzburg.

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Tage der Alten Musik: So tanzten die coolen Kids vor 300 Jahren

Wer heute ans Tanzen denkt, hat wohl Techno, HipHop oder Discofox-Beats im Kopf. Doch getanzt wurde auch vor Jahrhunderten schon. Was im Barock die Füße bewegte, zeigen aktuell die Würzburger "Tage der Alten Musik".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auch wenn das Festival den Namen "Tage der Alten Musik" trägt: So richtig alt kann Musik, solange sie noch gespielt wird, gar nicht werden, finden die Veranstalter von der Würzburger Hochschule für Musik. Vor allem Werke aus dem Barock, von Künstlern wie Telemann, Purcell oder Händel werden in Unterfranken aktuell aufgeführt. Das Musikevent, das seit 1982 alle zwei Jahre in Würzburg stattfindet, startete am heutigen Mittwoch und endet am Samstag. Der Fokus in diesem Jahr liegt auf Bewegung. Und damit ist nicht zuletzt tatsächlich das Tanzen gemeint.

Hollywood zeigt Barocktänze meist falsch

Das zeigt sich auch bei Vorträgen und Workshops, die die Konzerte ergänzen – und beim Gaststar des diesjährigen Festivals: Ricardo Barros, ein britisch-portugiesischer Tänzer, Choreograph und Cembalist. Er erklärt den Tanzstil vor gut 300 Jahren so: "Barocktanz sieht für uns aus wie Ballett, nur kleiner. Also die Bewegungen, Gesten und Posen sind viel kleiner gehalten."

Weil die barocke Musik viele Wechsel in Harmonie und Melodie beinhaltet, mussten die Tänzer der damaligen Zeit sich schon für einen relativ kurzen Tanz von drei oder vier Minuten dutzende Schritte merken, weiß Barros. Getanzt wurde bei Festen zu Hof aber auch in Form von Auftritten.

Mit den Barocktänzen, die man aus Hollywood-Filmen kennt – mit Tanzen im Kreis, Hand in Hand und einem ständigen Auf und Ab der Arme – hätten diese Tänze aber wenig zu tun, so der Experte. Authentische Darstellungen könne man jedoch etwa im Film "Der König tanzt" aus dem Jahr 2000 oder in einigen Jane-Austen-Filmen sehen.

An der Würzburger Hochschule für Musik kommen auch alte Instrumente zum Einsatz.
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An der Würzburger Hochschule für Musik kommen auch alte Instrumente zum Einsatz.

Alte Instrumente faszinieren Studierende

Viele Festival-Teilnehmer können authentische Barocktänze nun aber auch in Würzburg kennen lernen. Das ist vor allem für die Studenten der Musikhochschule interessant, die sich für das Studieren eines historischen Instruments entschieden haben. Um die Barockmusik möglichst originalgetreu aufführen zu können, kommen Traversflöten, Pommern, Schalmeien und Gamben als Nachbauten zum Einsatz.

Das Interesse der Studierenden an den alten Instrumenten ist groß. Viele probieren sie im Rahmen des normalen Studiums aus und einige bleiben dann dabei. Etwa Silas Bischof. Er hat eigentlich mit einem Studium der klassischen Konzertgitarre begonnen und dann die Theorbe entdeckt, ein Lauteninstrument mit einem sehr langen Hals und insgesamt 14 Saiten. "Ich habe mir am Anfang gleich die Theorbe geschnappt. Mit den tiefen Saiten und dem Klang, der da rauskommt – das hat mich einfach fasziniert", erzählt der Student.

Katharina Lampersberger ist über das Cello zur Gambe gekommen. Das Instrument sieht grob gesagt aus wie eine große Geige. Die Studentin findet vor allem die Vielfältigkeit der Gambe interessant: "Dadurch, dass man alle drei Gambengrößen spielt, lernt man die unterschiedlichen Stimmen besser kennen." Wenn man Cello spiele, spiele man dagegen aber nicht automatisch auch Geige und Bratsche. Bei der Gambe kriege man so einen umfassenderen Blick.

Alt und Neu verbinden

Die Verbindung von alter und neuer Musik, egal ob es um den Tanz, Instrumente oder auch Melodien geht, ist ein zentrales Anliegen des Festivals "Tage der Alten Musik". Etwa auch bei einem Vortrag, der die historische Aufführungspraxis im Spiegel aktueller Pop und Rockmusik betrachtet.

Und die Verbindung von Alt und Neu hilft auch den Studierenden im späteren Berufsalltag, wie Pauline Nobes, Professorin für Barock-Violine und künstlerische Leiterin des Festivals erklärt: "Diese Vielfalt ist heute unbedingt gebraucht in der normalen Arbeit in Theater oder Oper." Denn da spiele man heute auch Cembalo und mit Barockbögen. Für so manchen Studierenden der Würzburger Musikhochschule ist das schon jetzt Alltag im Studium – oder auf einer der Bühnen der "Tage der Alten Musik".

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