Der 1985 als roter Backsteinbau am Isarhochufer errichtete Gasteig (Bild 2018)
Bildrechte: BR / Lisa Hinder

München findet keinen geeigneten Investor, um Europas größtes Kulturzentrum zu sanieren

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Vergabe gescheitert - Kein Investor für Gasteig-Sanierung

Seit dem Frühjahr 2022 hat die Landeshauptstadt nach einem Investor gesucht, der das 1985 eröffnete Kulturzentrum Gasteig saniert. Trotz europaweiter Ausschreibung fand sich kein geeigneter Anbieter. Dem Scheitern wird eine neue Debatte folgen.

Über dieses Thema berichtete Abendschau - Der Süden am .

Seit dem Frühjahr 2022 hat München nach einem privaten Investor für die geplante Sanierung des Gasteigs gesucht. Ein Bauunternehmen sollte Europas größtes Kulturzentrum komplett renovieren, inklusive eines neuen Konzertsaals für die Münchner Philharmoniker. Die Vorgabe: Mehr als 450 Millionen Euro darf das Projekt nicht kosten. So hatte es der Stadtrat unter grün-roter Führung im Dezember 2020 mehrheitlich beschlossen.

Nur ein Bewerber - und der ist ungeeignet

Statt der erhofften Vielzahl von potentiellen Investoren bewirbt sich nur ein einziger Anbieter auf die europaweite Ausschreibung des Sanierungsprojekts. Und der erfüllt - wie jetzt durchgesickert ist - offenbar die Mindestanforderungen in zentralen Punkten nicht.

Damit ist die Idee gescheitert, die Sanierung in Form eines Investorenmodells durchzuführen. Münchens Zweite Bürgermeisterin, Katrin Habenschaden (Grüne), und Stadtkämmerer Christoph Frey (SPD) hatten das Modell 2020 vorgeschlagen, auch um die Kosten unter Kontrolle zu behalten.

Die politisch von der grün-roten Rathauskoalition formulierte Obergrenze von 450 Millionen Euro stammt vom Dezember 2020. Seit dem Beschluss und vor allem seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind Baupreise und Zinsen stark angestiegen. Die damaligen Kostenvorstellungen erscheinen aus heutiger Sicht unrealistisch und dürften der Hauptgrund für das mangelnde Interesse von Investoren an der Ausschreibung gewesen sein.

CSU kritisieren "Desaster", Grüne fordern "Neuanfang"

Manuel Pretzl, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat, kritisierte den Rückschlag im BR-Interview als Desaster für die Kulturpolitik und schob der grün-roten Koalition die Verantwortung dafür zu. Jetzt gelte es, den Kostendeckel anzuheben und Geld in die Hand zu nehmen, um Europas größten Ort für Kultur nicht verkommen zu lassen.

Florian Roth, für die grüne Stadtratsfraktion im Aufsichtsrat der Gasteig München GmbH, bezeichnete den jetzt entstandenen Zeitverlust als bedauerlich und machte sich für einen gründlich überlegten Neustart bis spätestens Anfang 2024 stark. Erklärtes Ziel bleibe, die Sanierung voranzutreiben.

Der Münchner Stadtrat wird in seiner nächsten Vollversammlung am 1. Februar über das weitere Vorgehen beraten. Das Baureferat wird in der nicht-öffentlichen Sitzung am Mittwoch dann im Detail darüber berichten, was heute im wesentlichen schon bekannt wurde: Dass der Investorplan gescheitert ist. Mehrere Medien berichten mit Verweis auf die ihnen vorliegende geheime Sitzungsvorlage, dass über zwei mögliche Handlungsoptionen diskutiert werden soll: Die Stadt setzt auf sinkende Baupreise und wiederholt das Verfahren. Oder: Die Stadt übernimmt die Sanierung selbst.

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