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Der Dresdener "Mars" in London

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Streit um Mars-Bronzestatuette: "Bayer sollte sich schämen"

Große Aufregung um die geplante Versteigerung einer Bronze-Statuette des Renaissance-Künstlers Giambologna (1529 - 1608): Die Skulptur des Kriegsgotts aus dem Besitz des Chemiekonzerns Bayer AG wird auf drei bis fünf Millionen Euro geschätzt.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

In "letzter Minute" soll die Versteigerung der kostbaren Bronze-Statue aus dem Eigentum der Kunstsammlung der Leverkusener Bayer AG verhindert werden: Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) stellte aus ihrem Haushalt eine Million Euro zur Verfügung, um das Werk weiterhin in Dresden zu halten. Die dortigen Staatlichen Kunstsammlungen wollen sich finanziell beteiligen und dafür angeblich "völlig auf den Ankaufsetat" für die nächsten zwei Jahre verzichten. Grütters kritisierte den Chemie-Riesen recht harsch: 

"Die Bayer AG sollte sich wirklich schämen, dass sie ein solch national wichtiges Kunstwerk zum Höchstpreis versteigern wollte, statt es den Dresdnern zu überlassen - zumal sie es selbst einst geschenkt bekommen hat. Für einen so erfolgreichen und prosperierenden Konzern wären das Peanuts. Er sollte sich seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Deutschland klar werden." Monika Grütters

Bayer AG erhielt Statue geschenkt

Bayer will das nur 40 Zentimeter hohe Kunstwerk aus der Renaissance schon übermorgen in London bei Sothebys unter der (inzwischen im Katalog gelöschten) Losnummer 18303 unter den Hammer bringen. Die Statue des antiken Kriegsgotts Mars hatte der französische Künstler Giambologna, eigentlich Jean Boulogne, 1587 persönlich dem sächsischen Kurfürsten Christian I. zu dessen Regierungsantritt geschenkt. Der so Geehrte revanchierte sich damals mit einer Goldkette. 1988 erhielt die Firma Bayer die Pretiose vom Sohn eines ehemaligen Vorstandsmitglieds geschenkt, nachdem das Werk zuvor mehrfach den Besitzer gewechselt hatte.

300 Jahre in Dresden aufbewahrt

Monika Grütters warf der früheren SPD-geführten Landesregierung in Nordrhein-Westfalen Versagen vor. Schon 2015, noch unter der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, hätte die Politik die geplante Versteigerung verhindern müssen, so die Kulturstaatsministerin. Die Behörden hatten den Export der Statuette unmittelbar vor Inkrafttreten des Kulturgutschutzgesetzes genehmigt. Mit den Dresdener Kunstsammlungen, also dem authentischen Ort, wo der "Mars" 300 Jahre aufbewahrt wurde, suchte die Bayer AG offenbar keinen Kontakt. Vielmehr hieß es aus dem Konzern, das kostbare Werk sei für "repräsentative" Zwecke vorgesehen gewesen. Diese sind augenscheinlich inzwischen weggefallen.