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Henryk M. Broder

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Streit um Flüchtlinge: Broder verzichtet auf Voß-Preis

Streit um Flüchtlinge: Broder verzichtet auf Voß-Preis

Aus Frust über eine "Kampagne", die gegen ihn laufe, will der Journalist Henryk M. Broder den Johann-Heinrich-Voß-Preis der niedersächsischen Stadt Otterndorf nicht annehmen. Es geht um die Flüchtlingspolitik, der Broder kritisch gegenüber steht.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Alle zeigen Verständnis für Broders Entscheidung: Der Stadtdirektor Harald Zahrte, der Jury-Vorsitzende Hans-Volker Feldmann, das Jury-Mitglied Stefan Aust. Es sei allerdings bedauerlich, dass ein kritischer Journalist "diffamiert" werde, so Aust. Feldmann ist der Rückzug Broders "peinlich" und eine "schmerzliche Niederlage für Demokratie und Meinungsfreiheit", und von Zahrte hieß es, Broder habe mit seiner Entscheidung "Schaden vom Voß-Preis" abgewendet. Zu bereuen gebe es allerdings nichts.

SPD-Politikerin: Broder ist ein "Brandstifter"

Die SPD in Otterndorf hatte Broder wegen dessen Äußerungen zur Flüchtlingspolitik heftig attackiert. Die Lokalpolitikerin Ursula Holthausen, die für die SPD im örtlichen Kulturausschuss sitzt, hatte behauptet, Broder "sympathisiere mit der AfD und Pegida":

Broder ist ein Brandstifter und er spaltet die Gesellschaft. Und das ist nicht im Sinne von Johann Heinrich Voß. Er lässt nahezu an keinem Menschen etwas Gutes. Das ist dermaßen verletzend! Er entblößt Menschen und verletzt sie. Das kann ich nicht gutheißen. Das hat auch nichts mit einem Voß-Preis zu tun. - Ursula Hotlhausen im NDR

Dazu wollte sich der nominierte Preisträger nicht näher äußern, sondern beließ es bei der Bemerkung, "nicht mal das Gegenteil sei wahr".

Befremden über Flüchtlingspolitik

Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird seit 2000 alle drei Jahre verliehen. Er ist nach dem Dichter Johann Heinrich Voß (1751-1826) benannt, der sich als Übersetzer der homerischen Epen «Ilias» und «Odyssee» einen Namen machte. 2015 war er an den damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vergeben worden. Es ist kein Geheimnis, dass Broder die Flüchtlingspolitik immer wieder in Frage stellte. So unterschrieb er die "Erklärung 2018" aus konservativen Kreisen, in der es wörtlich heißt: "Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird". Broder verteidigte sich mit den Worten, er kritisiere die Flüchtlingspolitik, nicht die Flüchtlinge.