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Berlinale-Chef Dieter Kosslick

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Streit um Berlinale: "Es gibt nur 40 tolle Filme im Jahr"

Streit um Berlinale: "Es gibt nur 40 tolle Filme im Jahr"

In der heftigen Auseinandersetzung um die Zukunft der Berlinale hat Noch-Chef Dieter Kosslick jetzt seine Strategie verteidigt. Das Filmfestival habe kein generelles Qualitätsproblem, es gebe einfach zu wenig "tolle Filme". Von Peter Jungblut

Wie geht es weiter mit der Berlinale, dem wichtigsten Filmfestival Deutschlands und einem der größten der Welt? Dieter Kosslick, der 2019 abtritt, ist schwer unter Beschuss geraten. Kritiker, darunter viele Regisseure, hatten erhebliche Qualitätsmängel festgestellt und eine völlige Neuausrichtung verlangt. Das Festival sei mit etwa 400 Filmen im Programm viel zu groß. Jetzt äußerte sich Kosslick in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit":

Das Problem ist eher, dass es im Jahr nur 30 bis 40 supertolle Filme gibt, um die sich drei Festivals streiten.

"Es gaben auch Perlen"

Berlin habe ähnlich viele "Perlen" im Programm wie Cannes und Venedig, sagte Kosslick und zählte einige Titel auf: «"45 Years", "Grand Budapest Hotel", "Boyhood", "Victoria". Außerdem nannte er den diesjährigen Bären-Gewinner, den ungarischen Film "Körper und Seele", der gerade für den Europäischen Filmpreis nominiert wurde. Kosslick lobt sich sogar selbst, was seine Gegner vermutlich noch mehr aufregen dürfte:

Im Wettbewerb konkurrieren jedes Jahr 18 Filme um den Goldenen Bären. Der Vorwurf, die Berlinale sei mit insgesamt rund 400 gezeigten Filmen zu groß, ist alt. Das Festival zeigt nicht sehr viel mehr Filme als vor meiner Amtszeit. Es werden aber sehr viel mehr Karten verkauft.

Mehr Transparenz gefordert

Anders als in Cannes und Venedig sind die Vorstellungen der Berlinale nicht nur Fachpublikum vorbehalten. Angeblich verkauft die Berlinale pro Saison fast eine halbe Million Karten. Eine Schrumpfung des Festivals hätte nach Auffassung von Kosslick auch finanzielle Folgen, vor allem für das von Monika Grütters geleitete Staatsministerium für Kultur: «Dann müsste Frau Grütters einige Millionen Euro mehr an Subventionen bereitstellen, weil uns die Einnahmen fehlen würden». In einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Petition hatten 79 Regisseure eine Neuausrichtung der Berlinale gefordert.In der Erklärung hieß es, der neue Berlinale-Chef müsse in einem transparenten Verfahren besetzt werden. Ziel müsse es sein, «eine herausragende kuratorische Persönlichkeit zu finden, die für das Kino brennt, weltweit bestens vernetzt und in der Lage ist, das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen.»

Rückhalt bei Studio Babelsberg

Es gab aber auch prominente Regisseure, die dem Festivaldirektor den Rücken stärkten. Auch das Studio Babelsberg stellte sich hinter den noch amtierenden Berlinale-Chef. Regisseur Andreas Dresen, der die Petition zur Neuausrichtung unterschrieben hatte, wollte die Aktion nicht als "Kampagne" gewertet wissen:

Es ging uns weder um Abrechnung, noch um Kritik, noch um die Kampagne, die daraus gemacht wurde. Die ganze Debatte ist in höchstem Maße unfair.

Regisseur Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") und ebenfalls Unterzeichner, distanzierte sich in der Zeit:

Wenn ich gewusst hätte, dass unser Schreiben in das publizistische Fahrwasser einer Abrechnung mit Kosslick gezogen wird, hätte ich nie unterschrieben.