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Monika Grütters und Dieter Kosslick

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Streit um Berlinale: Kosslick will 2019 "ganz" aufhören

Streit um Berlinale: Kosslick will 2019 "ganz" aufhören

Der Leiter des Berliner Filmfestivals, Dieter Kosslick, verzichtet ab 2019 auf jede Art von Leitungsfunktion. Zuletzt waren Gerüchte aufgekommen, er könne mit Auslaufen seines Vertrags als "Geschäftsführer" weitermachen. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Der schwer unter Druck geratene Chef der Berlinale, Dieter Kosslick (69) hört mit Ende seines laufenden Vertrags im Sommer 2019 definitiv auf. Damit haben sich Spekulationen erledigt, er könne in einem neu zusammengesetzten Führungsteam neben einem noch zu benennenden künftigen künstlerischen Leiter die kaufmännische Geschäftsführung weiter ausüben. Jetzt teilte Kosslick dem Aufsichtsrat mit, er stehe über 2019 hinaus für keinerlei Leitungsposition mehr zur Verfügung.

Kritik von Regisseuren

Zahlreiche Regisseure und andere Filmkünstler hatten in einer Petition eine Neuausrichtung der Berlinale gefordert, u.a. eine Beschränkung auf wenige gute Filme und mehr Qualitätsbewusstsein. Kosslick hatte diese Forderungen in einem Interview mit dem Hinweis gekontert, es gebe pro Jahr eben nur "30 bis 40 tolle Filme", das sei nicht das Problem der Berlinale. Außerdem würden Einnahmen fehlen, wenn das riesige Angebot für das Publikum beschnitten würde.

Findungskommission soll Zukunftskonzept erarbeiten

Unterdessen teilte Monika Grütters, die zuständige Bundeskultur-Staatsministerin (BKM) mit, eine Findungskommission solle über die Zukunft der Berlinale ab dem Jahr 2019 beraten. Neben Monika Grütters selbst sollen der Berliner Staatskanzleichef und Medienexperte Björn Böhning als Vertreter des Landes Berlin, sowie die Filmfachfrau Mariette Rissenbeek dabei sein. Weitere Experten aus der Kino-Branche würden hinzu gezogen.

"Im kommenden Jahr wird entschieden"

Kulturstaatsministerin Grütters stärkte dem angeschlagenen Dieter Kosslick den Rücken. Ohne ihn wäre die Berlinale nicht das "herausragende Filmkunstereignis mit internationaler Strahlkraft", das sie gegenwärtig sei. Wörtlich erklärte die Staatsministerin:

Die Findungskommission soll auf Grundlage der bisherigen sowie noch folgender Diskussionsbeiträge Vorschläge für den Aufsichtsrat erarbeiten zur künftigen Struktur und zu den damit verbundenen Personalentscheidungen. Auf dieser Grundlage wird der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung im Januar zusammenkommen und dann im kommenden Jahr eine Entscheidung treffen.

"Kampagnenhafte Züge"?

Der Aufsichtsrat distanzierte sich von, wie er es bezeichnete, "kampagnenhaften Zügen der medialen Begleitung der Debatte um die Zukunft der Berlinale". An der Grundstruktur der Berlinale als Publikumsfestival mit einem hohen künstlerischen Anspruch und Niveau solle festgehalten werden. Das gelte ebenso für den European Filmmarket, der als wesentlicher Bestandteil der Berlinale nach Meinung des Aufsichtsrats unverzichtbar ist.

Berlinale: "Gefährdete Marke"?

Seit Jahren sprechen Branchen-Experten von einem "Stillstand" bei der Berlinale, ja einer "gefährdeten Marke", wie es der Verband der Filmkritiker schon 2011 formulierte. Kosslick habe zuviel verwaltet und zu wenig gestaltet. Den Regisseuren kommt es in erster Linie darauf an, Kosslicks Abschied für einen energischen Neuanfang zu nutzen und Transparenz herzustellen, statt die Personalentscheidung in einem kleinen Machtzirkel zu treffen.