Demnächst dreht Woody Allen (86) in der französischen Hauptstadt seinen 50. Film mit dem Arbeitstitel "Wasp 22" - und wenn es nach ihm geht, wird es nicht sein letzter sein, anders als verschiedentlich zu lesen war: "Er hat nie gesagt, dass er in den Ruhestand geht", so ein Statement, das in seinem Namen beim amerikanischen Branchenblatt "Deadline" veröffentlicht wurde: "Er hat auch nicht gesagt, dass er einen weiteren Roman schreibt. Er sagte, er denke darüber nach, keine Filme zu machen, da es ihm nicht so viel Spaß mache, Filme zu machen, die direkt oder sehr schnell auf Streaming-Plattformen gehen, da er ein großer Liebhaber des Kinoerlebnisses sei. Derzeit hat er nicht die Absicht, in den Ruhestand zu gehen, und freut sich sehr darauf, in Paris seinen neuen Film zu drehen, der der 50. sein wird."
"Das macht mir nicht so viel Spaß"
Entstanden war die Irritation durch ein Interview des bekannten Regisseurs mit der spanischen Zeitung "La Vanguardia", die ihn mit dem Satz zitierte: "Meine Idee ist im Prinzip nicht, mehr Filme zu machen und mich stattdessen auf das Schreiben zu konzentrieren." Daraus hatten der "Spiegel" und andere Medien gemacht, Allen habe das "Ende seiner Regie-Karriere" angekündigt. So war sein Hinweis allerdings wohl nicht zu verstehen, wie jetzt deutlich wurde.
Die Fachblätter verweisen darauf, dass Allen schon im vergangenen Juni in einem Gespräch mit Alec Baldwin gesagt hatte, er plane, bei "ein oder zwei weiteren" Filmen Regie zu führen. Der "Nervenkitzel" sei jedoch bei ihm weg, Grund dafür: "Jetzt machst du einen Film und bekommst ein paar Wochen Laufzeit in einem Kino, und dann geht es ans Streaming oder Pay-per-View. Es ist nicht das gleiche. Das macht mir nicht so viel Spaß."
"Schreiben fürs Kino ist schwächer"
Worum es in "Wasp 22" geht, wurde bisher nicht bekannt, es gibt nur kolportierte, unbestätigte Gerüchte. Demnach soll es sich bei dem von Allen selbst verfassten Stoff um ein "düsteres Drama" handeln, dass ganz überwiegend in französischer Sprache gedreht wird. Ob Isabelle Huppert die Hauptrolle übernimmt, wie zu lesen war, war bisher nicht zu erfahren.
Über den Unterschied zwischen dem Schreiben fürs Kino und fürs Buch hatte Woody Allen "La Vanguardia" gesagt: "Was Sie für einen Film schreiben, ist ehrlich gesagt schwächer, es sind viele Dialoge und die bloßen Regieanweisungen der Szenen, es ändert sich ständig und Sie arbeiten nicht so viel daran. Der Schauspieler ändert es für Sie, weil er improvisiert."
Zuletzt dreht Woody Allen die Liebeskomödie "A Rainy Day in New York", die auf Amazon Prime herauskommen sollte. Nach Missbrauchsvorwürfen gegen den Regisseur distanzierte sich der Konzern jedoch von dem Projekt und sagte den Start ab, so dass der Film in Polen und später in einigen anderen europäischen Ländern herauskam. Auch mit der romantischen Komödie "Rifkin’s Festival" hatte Allen kein Glück: Der mit Elena Anaya und Christoph Waltz starbesetzte Film erschien mitten in der Pandemie fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
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