Es sind Bilder, die Konzertveranstalter schmerzen dürften: Fußballfans dürfen während der Europameisterschaft im Stadion feiern, Musikfans nicht. Keine Konzerte im Stadion – dafür zum Beispiel im Biergarten des Nürnberger Clubs Hirsch. In dem Saal des Hirsch finden normalerweise Konzerte oder Tanzevents statt. Bei den Biergarten-Konzerten sitzen dann 150 Menschen im Publikum. Alles etwas kleiner, als Concertbüro Chef Peter Harasim es gewohnt ist. "Da kann man aber nicht kostendeckend arbeiten. Das geht nicht", sagt Harasim.
Die Eventbranche ist eigentlich ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland, doch seit Beginn der Corona-Pandemie war sie so gut wie lahmgelegt. Erst in diesem Sommer blüht das Kulturleben wieder zumindest ein bisschen auf.
Staatliche Hilfen halten über Wasser
Das Concertbüro Franken hat seinen Sitz in einer loftartigen Industrieetage in einem Hinterhaus in der Nürnberger Südstadt. Im Kernteam, zuständig für die Organisation, arbeiten 25 Männer und Frauen. Zwei von ihnen sind ständig damit beschäftigt, Hygiene-Konzepte anzupassen oder staatliche Hilfen zu prüfen – und zu beantragen. "Es gibt Hilfsprogramme, die unser Tun und Werkeln unterstützen", erklärt Peter Harasim. Wenn es die nicht gäbe, würde es auch die derzeitigen Veranstaltungen nicht geben.
Konzept vom Sommer 2020 auch in diesem Jahr
Die Regeln für Veranstaltungen haben sich im Rahmen der Infektionsschutzverordnungen im Frühjahr immer wieder verändert. Das Concertbüro Franken hat trotzdem das Strandkorb OpenAir am Nürnberger Dutzendteich auf die Beine gestellt. "Das lief letztes Jahr erfolgreich", so Harasim. Deshalb habe sein Team bereits seit Wochen an einem Programm gearbeitet. Inzwischen dürfen 1.500 Menschen zu den Konzerten kommen.
Von Gentleman bis Comedy Splash vom Strandkorb aus
Der deutsche Reggae-Musiker Gentleman kommt für zwei Strandkorb-Konzerte nach Nürnberg, Kabarettisten wie Olaf Schubert und Michael Mittermeier sind im Juli mit am Start. Aber derzeit lassen sich keine oder kaum Künstlerinnen und Künstler aus dem Ausland live erleben. Es sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Im E-Werk in Erlangen ist im Juni ein Konzert des britischen Musikers L.A. Salami abgesagt worden, denn Großbritannien gilt als Virusvariantengebiet. Seine Einreise war somit nicht möglich. Wenn Konzerte ausfallen, ersetzt das E-Werk dem Publikum den vollen Preis der Karte.
E-Werk in Erlangen eröffnet "Kulturinsel Wöhrmühle" im Grünen
Holger Watzka ist im Erlanger Kulturzentrum E-Werk für das Programm verantwortlich. Im Biergarten vor dem Gebäude ist eine kleine Bühne aufgebaut. Für größere Veranstaltungen geht es ein paar hundert Meter weiter – auf die Kulturinsel Wöhrmühle. Die Planungen dafür seien manchmal recht waghalsig gewesen, erzählt Watzka. Denn das E-Werk hatte bereits Karten in den Vorverkauf gegeben, ohne genau zu wissen, wie viel Publikum zugelassen sein wird. "Man muss ein Stück weit eigene Entscheidungen fällen, um planen zu können und muss sich ein bisschen von der Verordnungslage emanzipieren", sagt Watzka.
Konzert-Planungen nach dem Motto "Ja, aber…"
In der Kommunikation mit den Künstlerinnen und Künstlern habe man dementsprechend nicht immer hundertprozentige Zusagen machen können, berichtet der Programm-Manager des E-Werks. Ein großes ABER sei bei den Gesprächen immer im Raum gewesen. Doch die Konzertbranche hält zusammen, sagt Watzka. Anders als im vergangenen Sommer hätten sich Musikerinnen und Musiker an die etwas anderen Konzerte, etwa mit sitzendem Publikum im Strandkorb oder auf Stühlen, angefreundet.
Durchhalten bis 2022 ist angesagt
Tontechniker, die Pakete austragen, Rowdies, die in Testzentren arbeiten – viele aus der Veranstaltungsbranche haben sich in der Zwischenzeit neue Jobs gesucht. E-Werk-Manager Holger Watzka hofft, dass alle wieder zurück zur Kultur kommen, wenn es richtig weitergeht. Denn alle würden weitermachen wollen, vieles wache wieder auf, sagt er. Etliche Konzerte sind auf das kommende Jahr verlegt worden – bei allen. Das Concertbüro Franken beispielsweise schiebe 500 Veranstaltungen vor sich her, erzählt Peter Harasim. Er spricht von Durchhalten. "Wir bauen aufs nächste Jahr und arbeiten drauf hin und glauben, dass es uns letztendlich rettet".
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!