Der Tänzer in großer Pose
Bildrechte: Gavriil Grigorow/Picture Alliance

Mit Putin auf der Brust: Sergej Polunin

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Startänzer Sergej Polunin: Darum hat er jetzt drei Putin-Tattoos

Gerade wurde ihm der Preis des russischen Präsidenten für "junge Kulturschaffende" zuerkannt: Der im Westen hoch umstrittene Tanz-Star macht in Russland mit bizarren Propaganda-Auftritten von sich reden und will von "Hollywood" erpresst worden sein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Über eineinhalb Jahre will sich Sergej Polunin (33) nach eigenen Worten bemüht haben, seine Tattoos loszuwerden. Insgesamt 15 Mal sei er deswegen zum Arzt gegangen, verriet er jetzt der regierungsnahen russischen Zeitung "Iswestija". Grund dafür: Auf seiner Brust prangt seit längerem ein Porträt des russischen Präsidenten Wladimir Putin, und das, so der Tänzer sei ihm vor Kriegsausbruch hinderlich erschienen, denn er habe geplant, "zurück nach Hollywood" zu gehen.

2017 hatte er dort in "Mord im Orient Express" an der Seite von Stars wie Kenneth Branagh und Penélope Cruz gespielt, ein Jahr darauf eine Nebenrolle im Film "The White Crow" von Ralph Fiennes übernommen. Regisseur Steven Cantor drehte über Polunin 2016 die Doku "Dancer - Bad Boy of Ballet". Daneben sorgte der russische Tanz-Star immer wieder auf der Bühne für Aufsehen, etwa beim Bayerischen Staatsballett, wo er 2016/17 ständiger Gastsolist war.

"Putin ist für mich gut"

Inzwischen will der Tänzer "nach einer Gewissensentscheidung" nicht nur ein Putin-Tattoo, sondern drei mit sich herum tragen: "Es gab für mich nach Kriegsausbruch zwei Möglichkeiten: Entweder alle Bilder entfernen zu lassen oder zwei weitere Putins anzubringen." Er habe sich auch deshalb für die letztere Variante entschieden, weil ihm aus den USA von einem "seriösen Agenten" signalisiert worden sei, dass er dort nur dann Karrierechancen habe, wenn er den Angriffskrieg öffentlich verurteile: "Das ist für mich inakzeptabel." Er habe auch das schon halb entfernte russische Wappen auf seiner rechten Hand wieder farblich auffrischen lassen. Ein Joker und ein Kreuz dagegen seien kaum noch zu erkennen.

Prompt erhielt Polunin den Preis des russischen Präsidenten für "junge Kulturschaffende", der am 22. März übergeben werden soll. Der Tänzer habe einen wertvollen Beitrag "zur Entwicklung und Popularisierung der einheimischen choreografischen Kunst" geleistet, meldete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Polunin amtiert derzeit als "Rektor" der Tanzakademie in Sewastopol auf der von den Russen besetzten Halbinsel Krim. In Moskau bereitet er gerade ein Ballett nach Michail Bulgakows Roman "Meister und Margarita" vor, im April wird er als Rasputin in sibirischen Städten zu sehen sein. Als Choreograph hat sich Polunin jüngst auch mit Dantes "Göttlicher Komödie" beschäftigt.

"Sie können Russland nicht aus Russen holen"

Kürzlich ließ es sich Polunin trotz einer überstandenen Verletzung an der Achillessehne nicht nehmen, bei einem Konzert des kremlnahen Propaganda-Sängers Shaman alias Jaroslaw Dronow (31) aufzutreten. "Ich bin generell ein internationaler Mensch. Ich bin grundsätzlich immer für das Volk. Aber Russland ist für mich okay. Putin ist gut. Was unser Land für uns bereithält, ist für mich nachvollziehbar, logisch und akzeptabel", bejubelte Polunin den Kreml. Über seine Heimatstadt Cherson in der Ukraine sagte er, das sei aus seiner Sicht eine "russische" Stadt, er sei bei seinen Auslandsaufenthalten, etwa in London, auch immer als "Russe" wahrgenommen worden: "Es ist für mich eine Ehre, Russe zu sein, ein Anlass, stolz zu sein. Einer meiner Dozenten sagte mir mal: Sie können Russen aus Russland herausholen, aber Sie können Russland nicht aus Russen herausholen."

Im Westen dürfte Polunins Karriere nach solchen Äußerungen beendet sein. Laut Homepage des Bayerischen Staatsballetts gehörten zu seinem Repertoire Rollen wie Crassus in "Spartacus" und die Prinzen in "Schwanensee", "Nussknacker" und "Cinderella".

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