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Starkes Kino-Debüt: "The Rider" von Chloé Zhao

Starkes Kino-Debüt: "The Rider" von Chloé Zhao

Dieser Film hat bereits im vergangenen Jahr auf vielen Festivals für Furore gesorgt, wurde mit dem Werner-Herzog-Preis 2017 ausgezeichnet und startet nun in den deutschen Kinos: "The Rider" von Chloé Zhao. Von Knut Cordsen

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Regie-Altmeister Werner Herzog gerät ins Schwärmen, wenn er über "The Rider" spricht.

Werner Herzog: "Chloé Zhaos Film habe ich in Cannes gesehen und wusste sofort. Das ist etwas ganz Besonderes. Das ist ein Film über Rodeo-Reiter in Süd-Dakota. Der ist von Sony Classics in den Verleih genommen worden, und plötzlich ist da wie eine Lawine losgetreten, von der man natürlich nichts ahnen konnte zunächst."

Sieht man, wie die chinesisch-amerikanische Regisseurin hier eine Geschichte aus dem Heartland der Vereinigten Staaten erzählt, weiß man auch warum. Chloé Zhao hat mit lauter Laiendarstellern, indianischen Cowboys, deren Passion das Rodeo-Reiten ist, einen Film gedreht. Einfühlsam begleitet die Kamera darin Brady Jandreau. Sein letzter Rodeo-Ritt hat ihm eine schwere Kopf-Verletzung eingetragen, und obwohl ihn seine Leidenschaft fast das Leben gekostet hat, kann er nicht von ihr lassen. Den jungen Pferdetrainer und horse-whisperer lernte Chloé Zhao im Pine Ridge Reservat kennen. Sofort war ihr klar: mit ihm musste sie einen Film drehen.

Chloé Zhao: "Wie er mit den Pferden umging, so fürsorglich, das war für mich das perfekte Spiegelbild der Natur. Zäh, stark, freundlich und grausam zugleich, riskierte da einer alles, um sein Leben so zu leben, wie er es wollte. Wir mussten aus der Geschichte einfach etwas machen, so wie sie sich uns präsentierte."  

Lauter brillante Laiendarsteller

Einer seiner Freunde, Lane Scott, sitzt querschnittsgelähmt im Rollstuhl nach einem Reitunfall. Und ob Chloé Zhao nun filmt, wie ihn Brady auf einen Rodeo-Simulator hievt, um ihm einmal noch das Gefühl zu geben, er säße im Sattel und der Präriewind streiche über seine Wangen; oder ob sie Brady aus extremer Nähe dabei beobachtet, wie er geduldig im Gatter halbwilde Pferde zu zähmen versteht, wie sie ausschlagen und er behutsam auf sie einredet - alle diese Bilder bleiben haften.

Werner Herzog: "Im normalen Kommerzkino ist es unbedingt notwendig: Der Traum des Lebens wird am Ende des Lebens erfüllt sein. Hier haben wir einen Film, wo die Hauptperson seinen Lebenstraum aufgibt am Ende des Films. Das ist vollkommen neu, das haben wir nie gesehen, und dass die Hauptfigur seinen Lebenstraum aufgibt, ist vollkommen verstehbar und hat unsere Zustimmung sogar, ganz tief in unserer Seele."

"The Rider" ist docu-fiction: eine reale Geschichte, die dennoch keinem platten Verismus huldigt. Wahrhaftigkeit erlangt sie durch jenes Stilmittel der "ekstatischen Wahrheit", das der 75-jährige Herzog für seine Filme immer schon reklamiert hat.

Werner Herzog: "Ekstatische Wahrheit – ich erfinde ja oder stilisiere Realität in so einer Weise oder ich stilisiere Fakten in so einer Weise, dass sie mehr der Wahrheit ähneln als der Realität. Das kann Kino auch und das mache ich und ich muss mich da auch heute kaum mehr verteidigen, weil viele junge Filmregisseure mir jetzt auch folgen."

Viel gelernt von ihrem Vorbild Werner Herzog

So auch Chloé Zhao, die 1982 geboren wurde, in jenem Jahr, in dem „Fitzcarraldo“ in die Kinos kam. Aufgewachsen in Beijing, war ihre erste Sprache Mandarin, mit elf kam sie über London in die USA, wo sie heute in Denver lebt. "The Rider" weist sie als eine Filmemacherin aus, von der noch einiges zu erwarten ist. Sie scheint genau die nötige Beharrlichkeit zu besitzen, der Herzog seit je auszeichnet.

Werner Herzog/ Chloé Zhao: "Erst ganz jüngst habe ich erfahren von den Dreharbeiten, und immer wenn eine Krise war, hat sich das Team um Chloé geschart und sie haben im Wesentlichen mich als role model, als Rollenbeispiel zitiert ... - Immer wenn es beim Dreh mal wieder drunter und drüber ging, schaute ich mir 'Die Last der Träume' an, die Doku über die vielen Schwierigkeiten beim Dreh von Fitzcarraldo. Das hat mir geholfen, es war eine Art Therapie. Ich sah mir an, wie Werner mit den Problemen fertig wurde, schrie viel, und tags darauf konnte ich weitermachen."