Porträt des Schlager-Stars in braunem Anzug
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Guildo Horn

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"So wird das nix": Guildo Horn fordert deutsche ESC-Pause

Nachdem der deutsche Beitrag beim Song Contest in Liverpool erneut den letzten Platz belegte, fordert die Schlager-Legende: "Einfach mal pausieren". Das gesparte Geld sei für den "Bau von neuen Kitas" besser angelegt. Der Wettbewerb sei "fade".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Den "ESC-Blues", der sich in Deutschland breit macht, teilen keineswegs alle Länder: In Großbritannien feierte die BBC die höchste Einschaltquote des Wettbewerbsfinales aller Zeiten. Knapp zehn Millionen Briten wollten sich die Übertragung aus Liverpool nicht entgehen lassen, und auch in Schweden und Finnland scheint die Freude am Eurovision Song Contest (ESC) ungebrochen - kein Wunder, bei den vielen Triumphen und vordersten Plätzen. Doch hierzulande herrscht Tristesse: Im Netz wird gespottet, Deutschland sei das einzige Land gewesen, das es nicht fertig gebracht habe, mit der Nationalflagge aufzutreten. Das sei an "Peinlichkeit nicht zu überbieten".

"Gewisse Leichtigkeit des Seins"

Diese Kritik richtete sich gegen die Band "Lord of the Lost", die beim ESC-Finale den letzten Platz belegte. Damit bestätigte sich ein negativer "Trend": Auch in den vergangenen Jahren war Deutschland regelmäßig Schlusslicht: 2022 kam Malik Harris auf Platz 25, den ein Jahr zuvor auch Jendrik und 2019 S!sters belegten. Den letzten deutschen Beitrag, der beim ESC gut ankam, interpretierte 2018 Michael Schulte ("You Let Me Walk Alone"), der einen hervorragenden vierten Platz erreichte. Davor hatte Deutschland allerdings auch drei Mal hintereinander auf ganzer Linie enttäuscht.

Diese sagenhafte Pechsträhne lässt Schlager-Legende Guildo Horn nicht ruhen: Per Facebook teilte er als Pop-Experte mit: "So wird das nix. Mein Tipp: Einfach mal pausieren und das gesparte Geld (Deutschland ist ja einer der großen Geldgeber des ESC) vernünftig investieren! Zum Beispiel für den Bau von neuen Kitas, oder zur Unterstützung der Tafel! Mir fielen da eine Menge nützlicher Dinge ein. Vielleicht dann in ein paar Jahren mit einem neuem verantwortlichen Kreativteam nochmal mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins einsteigen. Das hilft beim Musizieren nämlich ungemein!"

"Deutschland nicht unbedingt der Liebling"

Horn hatte 1998 mit dem dadaistischen Song "Guildo hat euch lieb" am ESC teilgenommen und damals immerhin Platz 7 erreicht. Den diesjährigen Wettbewerb kommentierte der Sänger so: "Zusammengefasst fand ich den ESC 2023 musikalisch weitestgehend fade, und die ständig gleichen Darbietungsmuster: 'Interpret/in mit 4er, oder 5er Tänzerformation' haben mich im Verlaufe des Abends mehr und mehr erschlaffen lassen. Warum unser Beitrag "Lord of the Lost" in solch einem mittelmäßigen Starterfeld ganz hinten gelandet ist, ist ein offensichtliches Zeichen dafür, dass Deutschland gerade nicht unbedingt der ausdrückliche Liebling unserer Europäischen Nachbarn zu sein scheint. Über das 'Warum' gäbe es einiges zu spekulieren. Das tue ich vielleicht mal, wenn ich noch älter bin!"

Er fühle sich "jedenfalls schwer an unsere aktuelle Fußball Nationalmannschaft erinnert", so Guildo Horn: "Seit Jahren bleiben die Erfolge aus, aber auf Funktionärsebene wagt man keinen echten Neuanfang und rührt ständig in derselben klebrigen Schüssel."

Musikrat: "Es braucht keine zweitklassige Show"

Immerhin, die BBC wurde von Horn in den höchsten Tönen gelobt: "Die Bühne: ein multimediales Träumchen, mit den abgefahrensten Lichtbildern vom Planeten Krypton. Ein mit allen Abwassern gewaschenes, spritziges Moderatorenteam. Schöne Einspieler und im Publikumsbereich eine wildfeiernde, regenbunte Horde gutgelaunter ESC Fans."

Auch der Deutsche Musikrat forderte, die deutsche Beteiligung am ESC "auszusetzen". In einer Pressemitteilung sagte Generalsekretär Christian Höppner: "Es braucht keine zweitklassige Show, bei der die künstlerische Qualität nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und die sich vom ursprünglichen Gedanken des Musikwettbewerbs weitgehend entfernt hat. Die ARD sollte nicht nur dahingehend, sondern auch bezüglich anderer auf Unterhaltung fokussierter Angebote Einsparungen nutzen und diese für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Kulturprogramme, die Verstärkung der regionalen Kulturberichterstattung und Zusammenarbeit mit den regionalen Kulturakteur*innen sowie die Sicherung der Rundfunkklangkörper verwenden."

NDR: "Sehr, sehr enttäuschend"

Vom in der ARD federführenden Sender für die Ausrichtung des ESC, dem NDR, hieß es nach der Pleite von Liverpool: "Wir sind mit einem außergewöhnlichen Act gestartet, der überhaupt nicht das Ergebnis erzielt hat, das wir uns gewünscht haben. Das ist sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd. Wir hatten im Auswahlverfahren auf die Ausweitung der musikalischen Genres gesetzt. Der Diskussion und Überlegung, warum auch dieser Titel beim ESC nicht verfangen hat, müssen und werden wir uns jetzt stellen."

Die Band "Lord of the Lost" hatte erklärt: "Das Ergebnis ist natürlich schade, aber die Freude über das unfassbar schöne Event überwiegt. Wir durften auf einer der größten Bühnen der Welt stehen, wir durften uns einen Kindheitstraum erfüllen und wir durften so viele wundervolle Menschen treffen; und nichts auf der Welt kann uns diese Erfahrung vermiesen."

In Deutschland verfolgten knapp acht Millionen Zuschauer das Finale im Ersten und bei ONE.

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