Umstritten, aber erlaubt: Skitourengeher auf der Piste.
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Umstritten, aber erlaubt: Skitourengeher auf der Piste.

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Skitouren auf der Piste: Beliebt, aber umstritten

Viele bayerische Skigebiete starten in die Saison. Neben Alpinski-Fans sind auch zahlreiche Tourengeher unterwegs. Eine beliebte und sichere Alternative zur Tour im freien Gelände sind Touren auf Pisten. Doch dieser Trend wurmt manche Liftbetreiber.

Wenn sich in den Morgenstunden die Parkplätze in den bayerischen Skigebieten füllen, stapfen immer mehr Ausflügler nicht mit Skiern zum Lift, sondern ziehen Felle auf die Tourenskier und verschwinden im Bergwald. Oben angekommen nehmen sie, je nach Können, die Abfahrt neben oder auf der Piste. Seit Jahren wächst das Geschäft mit Tourenski.

Für die Seilbahnunternehmen ist der Trend zum Tourengehen im Skigebiet weniger lukrativ. Sie verkaufen keine Lifttickets, trotzdem nutzen die Tourengeher Parkplätze, Toiletten und präparierte Pisten. Deshalb versuchen sie, teils über Gebühren, teils über Angebote am Skitouren-Boom mitzuverdienen. Im Skigebiet Sudelfeld bei Bayrischzell müssen Besucher, die keine Liftkarte gekauft haben, bei der Ausfahrt 15 Euro Parkgebühr bezahlen, an der Kolbenbahn bei Oberammergau sind es ebenfalls 15 Euro am Wochenende und 10 Euro unter der Woche.

  • Zum Thema: Skitour auf der Piste - der Boom hält an

Ist eine Skitour auf der Piste erlaubt?

Nicht erlaubt ist es, Skiwanderern das Betreten der Pisten zu untersagen, auch wenn ein Flyer auf der Website des bei Ausflüglern beliebten Skigebiets Sudelfeld dies nahelegt. Laut diesem ist nur eine bestimmte Route für Tourengeher freigegeben, die Pisten ansonsten gesperrt.

Ein Hinweis, der rechtlich nicht ganz korrekt ist. Generell gilt nämlich in den Bayerischen Alpen das sogenannte freie Betretungsrecht, garantiert durch Artikel 141 Absatz 3 der Bayerischen Verfassung. 2016 hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof in einem Urteil klargestellt, dass Skipisten als "freie Natur" gelten und daher auch Tourengehern offenstehen. Nur aus Gründen der Sicherheit kann eine Piste temporär gesperrt werden, beispielsweise während der Präparierung der Pisten oder wenn Lawinensprengungen nötig sind.

Wie sollte man sich auf Skitour verhalten?

Das Gericht hat allerdings auch klar formuliert, dass "Tourengeher […] beim Aufsteigen auf Abfahrtspisten besonders vorsichtig sein müssen". Sie dürfen außerdem die abfahrenden Skifahrer nicht behindern oder gefährden. Aus diesem Grund hat der Deutsche Alpenverein Empfehlungen für Skitouren auf Pisten erarbeitet, gemeinsam mit den Seilbahnen und anderen Interessengruppen wie der Bergwacht.

Die wichtigsten Regeln sind, dass Tourengeher nur am Rand der Piste aufsteigen dürfen, dass sie Vorgaben und Sperrungen beachten müssen und dass besondere Vorsicht an unübersichtlichen und engen Stellen geboten ist. Einfach gesagt: Tourengeher müssen auf die Skifahrer achten.

Neue Wege am Berg beschreiten

Einige Skigebiete suchen neue Wege und möchten attraktive Konzepte für alle Bergbegeisterten entwickeln. Ein Ansatz ist, gemeinsam mit Verbänden oder Unternehmen aus der Ski-Branche spezielle und interessante Routen auszuweisen. Am Jenner in Berchtesgaden gibt es beispielsweise den "Dynafit Skitourenpark", am Kolben die sogar beschneite "SportScheck Skitourenroute". Mit diesem Angebot sollen Tourengänger motiviert werden, die vorgesehene Route statt der Piste zu nehmen.

Wer häufig in Wintersportgebieten auf Skitour geht, kann sich zum Beispiel am Sudelfeld und am Jenner spezielle Skitouren-Saisonkarten kaufen. Mit diesen dürfen die Besitzer das Auto kostenlos abstellen und die Lifte in begrenztem Umfang nutzen.

Eine weitere Möglichkeit für die Seilbahnbetreiber, Geld zu verdienen, ist es, Tourengeher zur Einkehr in der zugehörigen Gastronomie zu bewegen. Thomas Hettegger, Vorstand der Jennerbahn, spricht hierbei von "Umwegrentabilität", wenn Geld in der Gastronomie statt am Lift ausgegeben wird. Auf das gleiche Pferd setzt seit dieser Saison das Skigebiet am Götschen bei Bischofswiesen. Wer dort nach einer anstrengenden Tour ein Essen auf der Götschenalm bestellt, muss keine Parkgebühr bezahlen.

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