Die Jury des renommierten Preises der Leipziger Buchmesse hat ihre diesjährige Shortlist bekannt gegeben. Zwei sehr bekannte Namen sind bei den Roman-Vorschlägen für den Preis zu finden, beide mit zeitgeschichtlichen Ansätzen: Büchnerpreisträger Clemens J. Setz spiegelt die Schrecken des 20. Jahrhunderts anhand der Anhänger der sogenannten Hohlwelttheorie ("Monde vor der Landung", Suhrkamp). Und die aus München stammende Ulrike Draesner verfolgt in "Die Verwandelten" weibliche Erfahrungen und Kriegstraumata durch die Generationen hindurch (Penguin).
Verankerung der Gegenwart in der Vergangenheit
Zwei umfangreiche Bücher aus großen Verlagen - aber auch weniger prominente Veröffentlichungen stehen auf der von einer siebenköpfigen Jury bestimmten Shortlist. Zum Beispiel der erste Roman des 1979 in Nettetal geborene Lyrikers Dinçer Güçyeter. "Unser Deutschlandmärchen", erschienen im kleinen Mikrotext Verlag, ist inspiriert davon, wie Güçyeters Eltern aus der Türkei an den Niederrhein kamen.
"Prana Extrem" (Matthes & Seitz Berlin) von Joshua Groß, der aus Franken stammt, erzählt vom Lebensgefühl junger Erwachsener heute. Mit Angela Steideles "Aufklärung" (Insel Verlag) schlägt die Jury auch einen historischen Roman vor. Sucht man nach einem gemeinsamen roten Faden, wäre es wohl die Verankerung der Gegenwart in der Vergangenheit, die diese Titel lose verknüpft.
Breites Themenspektrum in der Sachbuch-Kategorie
Beim Sachbuch reicht die Themen-Bandbreite der fünf nominierten Bücher vom sogenannten "Grünen Krieg" - Naturschutz in Afrika zu Lasten von Menschenschutz - bis zu Christoph Martin Wieland. Ein Comic ist dabei, "Rude Girl", der Fragen kultureller Aneignung aufwirft. Ein eher theoretischer Text zu Aspekten des libertären Autoritarismus steht neben der Lebensgeschichte der Sozialistin Hertha Gordon-Walcher. Fünf Titel also, die nicht einfach zu vergleichen sein werden.
In der Kategorie Übersetzung fällt auf, dass in diesem Jahr fünf Frauen nominiert sind, eine im Team mit einem Kollegen - darunter Übersetzungen aus dem Lettischen und dem Arabischen. Insgesamt ist der Preis mit 60.000 Euro dotiert - wer ihn in der jeweiligen Kategorie davonträgt, ist zu erfahren bei der Preisverleihung am 27. April auf der Leipziger Buchmesse.
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