Absurdes Theater gibt´s ja wirklich, aber paradoxes? Womöglich hat es der österreichische Schauspieler und Autor Gabriel Barylli (65) gerade neu erfunden. Jedenfalls lässt er in seiner Komödie "Eine Mutter… Zwei Töchter…" ein Frauen-Trio abendfüllend Männerfantasien ausbreiten, was leider so widersinnig wie wenig überzeugend ist. Vor allem jedoch weiß Barylli, der sein Stück im vergangenen Oktober für die Düsseldorfer Komödie an der Kö selbst inszenierte, nicht so recht, welche Geschichte er eigentlich erzählen will.
Deshalb wirkt das Stück, das derzeit in der Münchner Komödie im Bayerischen Hof Station macht, als sei es über den ersten von fünf Akten nie hinausgekommen. Geschlagene zwei Stunden wird ausgebreitet, dass Frauen hauptsächlich zwei Probleme haben: Männer und Alkohol. Das reicht zwar für einige Lacher, aber nicht für beschwingte Unterhaltung. Schnell ging es vom Niveau des "Kirchenfunks" auf das von RTL 2, wie es eine der Beteiligten ausdrückte. Das war offenbar als Verheißung gemeint.
Ein Dutzend zusammengefegte Klischees
Witze über das männliche Interesse an Modelleisenbahnen, Grillpartys und bestiefelte Dominas sind halt arg bemoost, und dass Frauen nichts Besseres zu tun haben, als mit dem Duft von frisch gebratenen Knoblauch-Steaks und Schönheitsoperationen um ihre Verflossenen zu werben, erscheint vollends bizarr. Barylli lässt seine Frauenfiguren auch darüber philosophieren, dass Ohrfeigen in der Partnerschaft unter bestimmten Umständen und einvernehmlich doch ganz "geil" sein könnten. Höchst befremdlich, diese Art von Intim-Aufklärung, und gewiss nicht witzig.
Barylli fegte ein Dutzend Klischees zusammen und hoffte wohl darauf, dass das Publikum mit ein paar Penis-Zoten und Zickenkrieg schon irgendwie zufrieden sein werde. Doch das ging buchstäblich "in die Hose". Es blieb die Erkenntnis, dass Sex als solcher schon ziemlich erschöpfend sein kann, wenn er das einzige Thema eines Geburtstags-Picknicks im Park ist.
Dabei spielen die drei Darstellerinnen so lässig und glaubwürdig, dass ihnen allemal ein besserer Text zu wünschen gewesen wäre. Christine Neubauer lässt sich als leidgeprüfte Mutter vom Wodka in den Sonnenuntergang tragen, Anne-Catrin Wahls und Felicitas Hadzik stellen als unternehmungslustige, doch harmlose Töchter fest, dass es zwar viele Kerle gibt, doch nur wenige interessante. Deshalb müssen sie sich um die knappen Restbestände streiten. Auch dies eine (Alt-)Männerfantasie, die ihre besten Tage schon länger hinter sich hat.
SM-Szenen und rote Strapse
Schade drum, denn ein Frauen-Picknick im Stil der "Vorstadtweiber" des ORF wäre mit diesem Cast sicherlich lohnend gewesen. Dafür fehlte es eindeutig an Modernität, an Intrigen, an Sprachwitz kurz: An der spannenden Story, auf deren Auflösung man gebannt wartet. So war es gerade mal genug Inhalt für eine Zehn-Minuten-Einleitung, die im Boulevardtheater ja normalerweise auf emotionale und finanzielle Katastrophen vorbereiten müsste. Handyfotos von SM-Szenen und aufreizende Textnachrichten mit roten Strapsen reichen da eindeutig nicht: Das waren im Liebesleben zwar auch mal "Katastrophen", das ist aber vierzig Jahre her.
Bis 30. April in der Komödie im Bayerischen Hof in München.
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