Düstere Aussichten für die in der katholischen Kirche in Deutschland beschlossenen Segnungsfeiern für homosexuelle Paare winken aus Rom.
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Düstere Aussichten für die in der katholischen Kirche in Deutschland beschlossenen Segnungsfeiern für homosexuelle Paare winken aus Rom.

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Segen für homosexuelle Paare: Vatikan "irritiert" über Deutsche

Am Wochenende hatte der Synodale Weg, die Reforminitiative der katholischen Kirche in Deutschland, entschieden, dass in spätestens drei Jahren die Segnung von homosexuellen Paaren offiziell möglich sein soll. Der Vatikan zeigt sich darüber irritiert.

Die Position des Heiligen Stuhls ist eindeutig: Es ist "nicht erlaubt", Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts einen Segen zu erteilen. Dies hatte die Glaubenskongregation im März vor zwei Jahren auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt. Der Papst hat damals, so hieß es, die Erklärung gebilligt. Nach Ansicht der obersten Glaubenshüter in Rom stehen alle Verbindungen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, nicht im Einklang mit den Plänen Gottes.

Deshalb reagierte nun die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin, verwundert auf den Beschluss der Synodalversammlung in Frankfurt am Main. Diese hatte beschlossen, dass es zeitnah Segensfeiern für wiederverheiratet geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare in deutschen Kirchen geben kann.

Deutsche können "keine Entscheidung treffen"

Eine Ortskirche kann "keine Entscheidung treffen, die die Disziplin der Weltkirche betrifft", erklärte Parolin gegenüber Journalisten am Rande einer Buchvorstellung in Rom. Er betonte, dass der Vatikan sich zu dem Thema bereits klar geäußert habe. Daher müsse es eine Diskussion mit dem Vatikan und den übrigen Kirchen der Welt geben.

Parolin verwies dabei auf den synodalen Prozess der gesamten Weltkirche, den Papst Franziskus in Gang gebracht hat und der Oktober 2024 mit der Weltsynode enden soll. Gläubige in aller Welt können und sollen dabei erstmals ihre Anliegen einbringen. Kardinal Parolin wies darauf hin, dass der "Dialog im Rahmen dieses synodalen Weges der Weltkirche fortgesetzt wird". Der Vatikan wolle das gemeinsam mit den deutschen Bischöfen klären.

Marx: Segnungen "unterhalb der erlaubten Grenze" längst Realität

Die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Deutschland hatte entschieden, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die "zeitnah" ausarbeiten soll, wie Segensfeiern konkret ablaufen sollen. Sobald das Papier fertig ist, könne jeder Bischof die Segensfeiern in seinem Bistum umsetzen. Kardinal Reinhard Marx, der Bischof von München und Freising, hat bereits angekündigt, dass er zur Segnung homosexueller Paare ermutigen werde. Solche Feiern hätten in seinem Bistum "unterhalb der erlaubten Grenze" schon längst stattgefunden, er habe aber nie etwas dagegen unternommen.

Die Äußerung von Kardinalstaatssekretär Parolin war die erste Äußerung eines hohen Vatikan-Verantwortlichen nach dem deutschen Beschluss. Gemeinsam mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nahm Parolin an einer Buchvorstellung anlässlich des zehnten Jahrestages des Pontifikats von Papst Franziskus teil. Der Chefredakteur der Jesuitenzeitschrift "Civiltà Cattolica", Pater Antonio Spadaro, hatte sein neuestes Buch "L'atlante di Francesco" – Der Franziskus-Atlas – der Öffentlichkeit präsentiert, in dem er die vatikanische Außenpolitik unter Papst Franziskus näher beleuchtet.

Synodaler Weg
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