Vierköpfige Band in felsigem Gebirge
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Irish-Folk-Band Lankum

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Schwermut, Schmerz und lange Töne: Die Irish-Folkband Lankum

2018 wurde Lankum vom irischen öffentlich-rechtlichen Sender RTÈ als beste Folkband ausgezeichnet, 2019 dann "The Livelong Day" als Album des Jahres gekürt. Mit "False Lankum" widmen sich Lankum jetzt den düsteren Aspekten des Irish Folk.

Als die Brüder Daragh und Ian Lynch zur Jahrtausendwende eine Folkband gründeten, war der Bandname schnell gefunden: Lynches. Die beiden spielten Gitarre und Dudelsack und komplettierten ihr Quartett mit Radie Peat an Harmonium und Knopfakkordeon und Cormac Mac Diarmada an Geige und Kontrabass.

Ein neuer Name musste her!

Der Name passte zwar ganz gut zum Hang der Band, vor allem schwermütige Balladen ins Programm zu nehmen oder Lieder, die von Unfällen, Missetaten und Katastrophen handelten. Aber der Name lud auch zu Missverständnissen ein. So erklärte die Band 2017 in einer Pressemeldung: "Wir werden in einer Zeit, in der in den USA schwarze Menschen immer noch verfolgt und ermordet werden, unter diesem Namen nicht mehr weiter auftreten." Ihren neuen Namen entlehnten sie der englisch-irischen Ballade "False Lankum" – der Titel der Ballade ist jetzt zum Titel ihres neuen Albums geworden.

Lieder voller Tragik, Schwermut und Schmerz

Manche der Songs auf "False Lankum" fangen ziemlich konventionell an, aber dann gerät die Story recht blutrünstig. Die vom Schiff nach New York zum Beispiel, dessen Kapitän die Hälfte der Vorräte zurückgelassen hat, um die Passagiere hungern zu lassen. Als sich herausstellt, dass er ein mehrfacher Mörder ist, wird er von der eigenen Mannschaft über Bord geworfen. Andere Songs spiegeln auch musikalisch den düsteren Inhalt, etwa das tieftraurige "Go Dig My Grave". Der Song erzählt von einem jungen Mädchen, das sich aus Liebeskummer erhängt und genaue Anweisungen für ihr Begräbnis hinterlässt.

Drones – Töne in Zeitlupe

Schwere Rhythmen und langgezogene, in Zeitlupe gespielte Töne, sogenannte "Drones", prägen die Musik von Lankum. Was Doom-Metal-Bands wie Sunn O))) mit Verzerrungen und hohen Lautstärken erreichen, realisieren Lankum mit akustischen Instrumenten wie Dudelsack, Harmonium oder Knopfakkordeon – dunkle, sich langsam verändernde Klangschichten, die zu den fidelen irischen Folk-Melodien einen düsteren Kontrapunkt bilden.

Oder sie gar zu verschlingen drohen - wie in dem Instrumental "Master Crowley’s". Die Drones auf dem neuen Lankum-Album fungieren aber auch als verbindendes Element, als musikalischer Kitt zwischen den Songs, die dadurch wie eine düstere Suite klingen - ein musikalisches Gesamtkunstwerk. Und noch etwas hebt dieses Quartett von anderen Irish-Folk-Bands ab: Alle vier Bandmitglieder singen, nicht nur einzeln, sondern oft auch miteinander und mehrstimmig.

Forscherdrang trifft auf Traditionspflege

Lankum verschränken auf ihrem neuen Album kunstvoll das Fremde und das Eigene, bösartigen Lärm und beschwingte Melodienseligkeit, musikalischen Forscherdrang und Traditionspflege ohne Scheuklappen. "False Lankum" ist ein Meilenstein des modernen Irish Folk und führt das fort, was Bands wie Planxty oder die Horslips vor 50 Jahren begonnen haben.

Das Album "False Lankum" der irischen Band Lankum ist als CD, LP und Download bei Rough Trade erschienen.

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