Ob Zeder und Feigenbaum, Dattel-, Oliven- oder Granatapfelbäume: Bäume hatten schon in den Jahrhunderten, in denen die biblischen Texte entstanden sind, eine wichtige Bedeutung für die Menschen. Sie lieferten Lebensmittel, spendeten Schatten und wurden als Baumaterial verwendet, ob für Gebäude oder in Kriegszeiten für Wälle. In der Bibel spielen Bäume, Wälder und die Natur immer wieder eine zentrale Rolle. Am bekanntesten ist "der Baum der Erkenntnis" im Buch Genesis, von dem Adam und Eva verbotenerweise essen. Ein Olivenzweig zeigt Noah auf der Arche, dass die Flut vorbei ist und neues Leben beginnen kann. Ein weiterer prominenter Baum in der Bibel ist die Zeder. Im Alten Testament wird sie um die 70 Mal erwähnt. Ihr Holz war damals äußerst begehrt. Die Zeder galt als der Gottesbaum und wird im Alten Testament mit Mächtigkeit, Lebenskraft und Größe in Verbindung gebracht.
"Waldtanzen": Gott in seiner Schöpfung begegnen
Das Ehepaar Erika und Nikolaus Hintermaier versucht, die Wälder in ihrer Heimat im Landkreis Erding wieder zu spirituellen Orten zu machen. Nikolaus Hintermaier ist katholischer Theologe und Pastoralreferent der Erzdiözese München und Freising. Seine Frau Erika ist Berufsschullehrerin für Pflegekräfte. Das Ehepaar pilgert regelmäßig zu Waldkapellen und bietet "Waldtanzen" über das katholische Bildungswerk an. Erika Hintermaier kombiniert alte Volkstänze aus aller Welt mit Natur und geistlicher Musik. Es erinnert an den Sonnengesang von Franz von Assisi. Die Gruppe dreht sich im Kreis um einen kleinen Lautsprecher auf einem roten Tuch. Erika Hintermaier leitet alle an, die Arme erst zur Mitte hin zu heben und dann nach außen. Dann dreht sie sich selbst in einem großen Kreis. "Alle meinen immer, man könne Gott nur in der Kirche begegnen, aber man kann Gott auch in seiner Schöpfung begegnen. Und das machen wir heute. Wir gehen in den Wald. Das hat schon der heilige Benedikt gemacht, um Gott zu finden", sagt Nikolaus Hintermaier.
Dem Ehepaar Hintermaier geht es darum, den Wald mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Ihr Ziel: Den Menschen soll wieder bewusst werden, wie wertvoll die göttliche Schöpfung ist. Doch die Natur, die göttliche Schöpfung, ist auch bedroht, durch Artensterben und Klimawandel.
Ziel der Umweltproteste in den 1980ern: Schöpfung bewahren
Nach christlichem Glauben sind Natur und Universum, Erde und Himmel, eine Schöpfung Gottes. "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", beginnt das Alte Testament. Laut biblischer Erzählung ließ Gott am dritten Tag "junges Grün wachsen", er schuf "alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen." Bei den Demonstrationen und Umweltprotesten in den 1980er Jahren gegen Atommüllendlager, gegen das Waldsterben und für mehr Umweltschutz engagierten sich zunehmend Menschen aus religiöser Überzeugung. Sie argumentierten basierend auf der Schöpfungsgeschichte, dass es mehr Natur- und Umweltschutz brauche, damit Gottes Schöpfung erhalten bleibe.
Während der Ferienzeit gehen Nikolaus und Erika Hintermaier gerne durch den Wald, um Energie zu tanken. Obwohl es sonnig und heiß ist, ist es unter den großen Baumkronen kühl. "Das ist ein Buchenwald, der neu aufgeforstet wurde, und der klingt auch ganz anders als ein Fichtenwald", sagt Erika Hintermaier. Immer wieder knarzen Äste, das Laub raschelt. Doch die Äste und Blätter, die verrotten, sind neue Nahrung für den Boden. Der Geruch von Tannen und Fichten erinnert viele Kursteilnehmer an Weihnachten. Dabei ist der Weihnachtsbaum nicht von Beginn an Teil christlicher Tradition, sondern entstammt dem heidnischen Glaube. Man hat sich um die Wintersonnenwende Zweige ins Haus gestellt, wahrscheinlich um Geister zu vertreiben.
Bibel beginnt mit dem "Baum der Erkenntnis"
Gleich am Anfang der Bibel im Alten Testament spielt ein Baum die entscheidende Rolle. Genauer gesagt: zwei Bäume, die Adam und Eva verwehrt bleiben. Doch eine Schlange verführt Eva, sodass beide vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse essen. Daraufhin werden sie aus dem Garten, dem Paradies verstoßen, damit sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen und vollends werden wie Gott.
Der Baum ist über die reine Nennungen in der Bibel hinaus aber auch Metapher: Nach dem Buch Kohelet zum Beispiel für die völlige Unverfügbarkeit der Zukunft, da niemand voraussehen könne, in welche Richtung ein Baum falle. Das kleine Samenkorn, das zu einem großen Baum heranwächst, steht theologisch für die Ausbreitung der Gottesherrschaft und weckt Assoziationen zum Bild des Weltenbaums, das im Alten Orient verbreitet war und symbolisch für die Verbindung zwischen Unterwelt, Erde und Himmel stand. Bäume stehen in der Bibel zudem häufig für Menschen, zum Beispiel für die, die gute oder schlechte Frucht bringen.
Jesus sühnt mit dem Tod am Kreuz die Schuld von Adam und Eva
Im Neuen Testament dann stellt Paulus zwischen dem Tod Jesu am Kreuz und der Vertreibung aus dem Paradies einen Zusammenhang her. Er sucht eine Begründung für die Unausweichlichkeit, die Sinnhaftigkeit der Kreuzigung und findet sie schließlich in der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen: Christus musste sterben, weil der Mensch an sich sündig ist und sich von dieser Sünde nicht mehr selbst befreien kann, ist Paulus überzeugt. Deshalb glauben Christen, mit Jesus freiwilligem Tod am Kreuz sühnte er die Schuld von Adam und Eva, tilgte die Erbsünde und öffnete der Menschheit den Weg ins Paradies.
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