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Filmstil Ready Player One

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Schöne neue Cyberwelt: Spielbergs Thriller "Ready Player One"

Die Sehnsucht nach virtuellen Welten ist für Steven Spielberg ambivalent. Sie kann in neue Welten entführen, aber auch zur Sucht werden. Einer Sucht, der in seinem Film "Ready Player One" nicht nur die Protagonisten erliegen. Von Kirsten Martins

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Dass Steven Spielberg kritisch auf die Cyber-Welt blickt, davon ist in seinem neuen Film wenig zu sehen. Er scheint im Gegenteil fasziniert von der virtuellen Welt, die Brüche zwischen ihr und der Wirklichkeit – in der literarischen Vorlage von Ernest Cline wichtig - interessieren ihn nicht. Der gleichnamige Sci-Fi-Bestseller schildert detailliert die Welt von 2045, ihre Schrecken und ihre Verrohung. Spielberg dagegen zeigt nur in einer einzigen, langen Anfangs-Einstellung a la „Bladerunner“ eine düstere, zerstörte Stadt, zugemüllte Strassen, schmutzige Leuchtreklamen, aufeinandergestapelte Autowracks. Unter grauem Himmel geben elend aussehende Menschen ihr letztes Geld her, um mit einer Brille in die schöne neue Cyber-Welt von OASIS zu fliehen. Dort lassen sich nicht nur die Grenzen der eigenen Physis überschreiten, alles ist möglich. Dorthin zieht es auch den einsamen Helden der Geschichte. Der vaterlose,18-jährige Wade findet in der Cyberwelt vier Freunde. Mit ihnen sucht er dort nach einem versteckten Schatz, den der verstorbene OASIS-Gründer versteckt hat. Der Finder beerbt ihn. Wades Avatar verliebt sich in eine virtuelle Mitstreiterin und muss einem mächtigen Gegenspieler entkommen, der sein Aussehen verändern kann: vom feuerroten Riesen zum feuerspeienden Drachen und zurück.

Spielt mit Filmzitaten

„Ich bin der perfekte Zuschauer, daher sind meine Filme erfolgreich. Ich drehe die Filme, die ich selbst gern sehen würde“, sagt Steven Spielberg und beschreibt damit vermutlich treffend sein Motiv für die Verfilmung des zugrunde liegenden, gleichnamigen Science-Fiction-Romans von 201. Ein anderes ist nicht zu entdecken. Denn der Autor Ernest Cline ist ein Fan der Filme der 80er und 90er Jahre. Und Spielberg macht es offensichtlich viel Spaß, sie ständig zu zitieren: Godzilla verschluckt zähnefletschend Autos und Menschen, King Kong zertrümmert brüllend Busse und Autobahnen, Transformer-like setzen sich riesige Roboter selbst zusammen und wie in Kubricks Horrorfilm „Shining“ ergießt sich eine riesige Blutwelle aus einem Aufzug über die vier Helden und riesige Äxte zerschmettern ein Gartenlabyrinth, durch das sie hetzen und so geht es nonstop weiter.

Visuell opulentes Spektakel

Ein visuelles Zitat nach dem anderen aus „Matrix“, „Jurassic Park“, „Star Wars“ und „Indiana Jones“. Endlose Verfolgungsjagden, Autorennen, Schlachten, Schwertkämpfe auf in mächtigen Burgen, wilden Dschungeln, rotglühenden Wüsten und auf vereisten Flüssen. Bomben explodieren, Feuerbälle jagen über den Himmel. Filmbilder, die wie Gamebilder aussehen – eine riesige Materialschlacht am Computer erschaffen, unendlich teuer. Statt ständig Altvertrautes zu zitieren, hätte man sich erwartet, dass Spielberg neue, so noch nie gesehen Welten erschaffen hätte. Doch wenn Wade die Brille mal absetzt, schnauft er nur kurz aus, wird auch gejagt wie in der virtuellen Welt – aber viel mehr wird nicht erzählt. So wird die naiv gestrickte Geschichte bald matt und spannungslos. Spielberg inszeniert überraschend einfallslos, er interpretiert die Vorlage nicht filmisch eigenständig. Sein visuell übervolles Spektakel türmt temporeich Effekt auf Effekt, mehr und mehr und mehr – doch allzu schnell ist klar: der Held findet den Schatz, kriegt die Frau und die Milliarden – und nichts davon ist magisch.