Christiane Hörbiger
Bildrechte: picture alliance / Geisler-Fotopress | Franz Johann Morgenbesser

Christiane Hörbiger

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Schauspielerin Christiane Hörbiger gestorben

Erst im Alter habe sie zu sich selbst gefunden, verriet sie mit 80, als sie noch viel drehte: Christiane Hörbiger begeisterte im Laufe ihrer Karriere ein Millionenpublikum. Die österreichische Schauspielerin wurde 84 Jahre alt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Sie arbeitete seit ihrer Jugend für Theater, Film und Fernsehen und insofern war es nur verständlich, dass sie im Alter vor allem einen Wunsch hatte: Nicht mehr ständig Drehbücher lesen und Texte lernen müssen, sondern das Leben zu genießen. Sie "kokettiere" sogar mit dem Aufhören, sagte Christiane Hörbiger zu ihrem runden 80. Geburtstag. Bis dahin drehte sie immer noch ein bis zwei Filme pro Jahr, fast immer in der Rolle der vornehmen, manchmal arroganten Dame.

Überhaupt hatte die Künstlerin das Gefühl, privat erst spät zu sich selbst gefunden zu haben, wie sie in einem Interview sagte: "Ich finde, Alter ist etwas Wunder­bares. Man wird gelassener. Man hat kei­ne Zukunftsängste mehr. Die Kinder sind aus dem Haus und versorgen sich selbst. Ich finde, das Alter ist etwas Wunderbares, solange man gesund bleibt."

"Angstfrei zu spielen war großartig"

Hörbiger war auch um "Tipps" zum Glücklichsein nicht verlegen: Lebensfreude, Humor und schlank bleiben gehörten dazu. Nach dem Frühstück will sie selten noch was zu sich genommen haben, außer einen Joghurt zum Mittagessen. Das zeugt von höchster Disziplin, und die wurde ihr wohl von ihrem berühmten Eltern mitgegeben, Attila Hörbiger und Paula Wessely, den beiden Superstars des österreichischen Theaters und Fernsehens. Die Herkunft aus dieser Dynastie verpflichtete quasi zum frühen Start auf die Bühne. 1955 debütierte Christiane Hörbiger in dem Film "Der Major und die Stiere", erst danach begann sie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspiel zu studieren. Lange hielt das nicht an: Es kamen zu viele Filmangebote.

Gleichwohl hielt Hörbiger das Motto "gute Zeiten, schlechte Zeiten" für ein passendes Lebensmotto, obwohl sie es keineswegs als künstlerischen "Abstieg" begriff, dass sie von renommierten Top-Bühnen wie dem Burgtheater und dem Züricher Schauspielhaus in die Fernsehbranche wechselte: "Angstfrei zu spielen war großartig. Für mich, die großen Wert auf Disziplin legt, ist jeder Hänger eine Katastrophe. Aber im Fernsehen ist ein vergessener Text bei weitem nicht so tragisch wie im Theater." Deshalb empfand sie es auch immer als besonders demütigend, wenn sie auf der Bühne für Rollen kritisiert wurde, die ihr besonders wichtig waren.

Das war schon bei ihrem Debüt als Recha in Lessings "Nathan der Weise" 1959 der Fall, als sie beim Publikum fürchterlich durchfiel. Sie flüchtete an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. 1961 wurde sie schließlich in Salzburg engagiert, danach abermals am Burgtheater, wo sie tatsächlich den Mut hatte, erneut als Recha aufzutreten - diesmal mit großem Erfolg. Ein Fall von bemerkenswerter Unerschrockenheit und Durchhaltevermögen.

"Wir stehen alle drei um 6.30 Uhr auf"

Dass sie zwei Mal Witwe wurde, machte ihr nach eigenen Worten seelisch sehr zu schaffen, mit ihrem letzten Lebensgefährten Gerhard Tötschinger war sie immerhin 32 Jahre zusammen: "Sagen wir, das Alleinsein erfährt einen gewissen Gewöhnungseffekt. Man gewöhnt sich daran, allein zu leben." Trost hätten ihr in solch dunklen Stunden ihre beiden Mops-Hunde gespendet, sagte Hörbiger mal, ganz ohne Ironie, und verwies darauf, dass die Tiere ihren Tagesablauf bestimmten: "Wir stehen alle drei um 6.30 Uhr auf. Ich bin gezwungen, an die frische Luft zu gehen und es tut mir wirklich sehr gut."

Mit den "Donaugeschichten" an der Seite von Willy Millowitsch wurde Hörbiger von 1965 bis 1970 einem ARD-Millionenpublikum bekannt. Es folgten Rollen wie die Gräfin von Guldenburg in der gleichnamigen ZDF-Fernsehserie und ungezählte weitere Auftritte in meist sehr erfolgreichen TV-Filmen. Im Kino war Hörbiger zum Beispiel in der Satire auf die falschen Hitler-Tagebücher zu sehen, als blasierte Nichte von Hermann Göring: "Am Anfang war ich skeptisch, weil ich mir gesagt habe: Oh Gott, nun beginnen wieder diese ganzen Geschichten rund um die Nazi-Zeit. Bis ich gemerkt habe, was für ein wunderbarer Regisseur Helmut Dietl war."

"Das ist sicherlich jedem mal passiert"

Für das ZDF spielte Hörbiger zwar mal eine ältere Frau, die sich in einen zwanzig Jahre jüngeren Mann verliebt, doch privat war die Schauspielerin für solche Experimente viel zu abgeklärt und selbstkritisch: "Dazu möchte ich eigentlich gar nicht viel sagen. Aber dass der Verstand mal in die Hose rutscht und das Temperament mit einem durchgeht, das ist sicherlich jedem schon einmal passiert."

Als Synchronsprecherin lieh sie Judi Dench ihre Stimme. Dass sie stets unabhängig und selbstbewusst blieb, zeigt auch der Umstand, dass Hörbiger in Österreich mal die SPÖ, mal die ÖVP unter Kanzler Sebastian Kurz unterstützte.

Die Grimme-Preisträgerin, die 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie gehörte, starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Wien, wie ein Freund der Familie und eine langjährige Mitarbeiterin der Schauspielerin bestätigten.

Christiane Hörbiger
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christian Charisius
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Wiener Burgtheater, Kinofilme, Fernsehserien: Christiane Hörbiger begeisterte im Laufe ihrer Karriere ein Millionenpublikum.

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