Zugegeben - im Vergleich zu dem, was hier in den vergangenen Jahren los war, nimmt sich der neueste Fund von Sakkara fast bescheiden aus. Die Totenstadt (Nekropole) südlich von Kairo und unweit der Pyramiden von Gizeh ist ein Mekka für Archäologinnen und Archäologen. Mehr als 300 Sarkophage und Mumien haben Forschende allein im letzten Jahr dort entdeckt. Allerdings stammen die aus dem sogenannten neuen Reich, also der Zeit zwischen 1550 und 1070 vor Christus.
Bis zu 4.500 Jahre alte Funde
Sakkara selbst ist jedoch noch viel älter. Errichtet wurde die Begräbnisstätte wahrscheinlich vor etwa 5.000 Jahren, zur Zeit des alten Reichs. Und aus genau dieser Zeit stammen auch die vier Gräber, inklusive vergoldeter Mumie, die das Forscherteam um den Archäologen Sahi Hawass am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert hat.
Die Ausgrabungen seien der fünften bis sechsten Pharaonendynastie zuzuordnen - stammten also aus der Zeit zwischen 2500 und 2100 vor Christus. Gefunden wurden sie direkt neben der Pyramide Unas, des letzten Pharaonen der fünften Dynastie. Herrschergräber sind es zwar nicht. Aber immerhin kennt man die Namen ihrer Inhaber. Sie heißen Chnumddschedef, Meri, Messi und Fetek und waren wohl sämtlich Palastbedienstete: Priester, Wächter, Schreiber und Richter.
Gefragter Mann: Archäologe Sahi Hawass präsentiert die neusten Funde in Sakkaras vor Journalisten aus aller Welt
Noch verschlossener Sarkophag entdeckt
Noch spektakulärer als die vier Gräber ist nur der Sarkophag, den das Forscherteam aus 15 Metern Tiefe geborgen hat. Der Kalksteinsarg sei noch verschlossen gewesen, so Hawass, "so wie ihn die alten Ägypter vor 4.300 Jahren hinterlassen hatten". Nicht weniger beachtlich ist der Inhalt des Sarkophags: Bei der mit Blattgold geschmückten Mumie handelt es sich um die sterblichen Überreste eines Mannes namens Hekaschepes. Man habe es hier wahrscheinlich mit der ältesten, vollständig erhaltenen Mumie Ägyptens zu tun, meinte Hawass.
Die ältesten Mumien der Welt stammen übrigens gar nicht aus Nordafrika, sondern wurden in Europa entdeckt. In Portugal fand man bei Ausgrabungen Anfang der 1960er-Jahre die Überreste von 13 Personen. Schon damals fiel auf, dass die Leichen erstaunlich flexibel und unversehrt waren. Erst im Jahr 2022 allerdings gelang einem schwedischen Forscherteam der Nachweis, dass dabei auch künstliche Mumifizierung eine Rolle gespielt haben muss. Eine doppelte Überraschung, denn erstens ist diese Praxis in Europa recht selten; und zweitens sind die portugiesischen Mumien etwa 8.000 Jahre alt. Im Vergleich dazu erscheinen ihre ägyptischen Kollegen nachgerade jugendlich.
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Ausgrabungen sollen Touristen anlocken
Die so zahlreichen wie spektakulären archäologischen Funde in Ägypten haben in letzter Zeit übrigens auch Kritiker auf den Plan gerufen. Es gehe dabei in erster Linie um mediale Aufmerksamkeit und weniger um fundierte Forschung, so der Tenor. Und tatsächlich sind Sarkophage, Mumien und Co. kein unerheblicher Wirtschaftsfaktor für den nordafrikanischen Staat. Immerhin sollen sie nach Jahren der politischen Instabilität, inklusive Corona, den Tourismus wieder ankurbeln. 30 Millionen Touristinnen und Touristen will Ägypten bis 2028 alljährlich ins Land locken. Das wären dann fast doppelt so viel wie vor der Pandemie.
Die Totenstadt Sakkara im Jahr 2023: Spektakuläre Mumien-Funde sollen auch Touristen ins Land holen
Mit Material von AFP.
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