Am Mittwoch ging die Seite WasteRussianTime.today online. Ihr erklärtes Ziel: Maximale Verwirrung unter russischen Generälen und Regierungsvertretern, ausgelöst durch Tausende Telefonstreiche. Jeder soll die Website besuchen können und dort nach einem Klick auf einen Button zwei zufällig ausgewählte Vertreter des russischen Militärs, der Geheimdienste und der Regierung miteinander verbinden. Nutzer der Website sollen dann zuhören können, wie sich die zwei Menschen an beiden Enden der Leitung verwirrt fragen, warum sie gerade miteinander sprechen müssen. "Wer am Telefon hängt, kann keine Bomben werfen. Kann keine Soldat*innen koordinieren. Kann keine Invationspläne schmieden. Es bringt also vor allem erstmal ein bisschen mehr Chaos in die Russische Regierung. Krieg können wir nicht. Aber wir können ablenken und spielen", heißt es auf der Website.
"Dieser Krieg hat in Moskau und St. Petersburg begonnen"
Die zugehörigen Nummern hat das Künstler- und Hackerkollektiv "The Obfuscated Dreams of Scheherazade" laut eigenen Angaben aus mehreren Leaks, über 5.000 Nummern sollen gekapert worden sein. "Wir hoffen auf Verwirrung, dass sie sauer werden, und auf interessante Gespräche für alle Zuhörer, die russisch können", sagte eine der anonymen Initiatoren der Website gegenüber der US-Techplattform Wired. "Dieser Krieg hat in Moskau und St. Petersburg begonnen, in Putins Machtzirkel, und genau den wollen wir verärgern und irritieren."
Nawalny lieferte Inspiration
Inspiriert wurden die Künstler laut Wired von einer erfolgreichen Aktion des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, der durch einen Anruf bei einem FSB-Agenten Belege für die Planung seiner Vergiftung aufdecken konnte. Die Recherche-Plattform Bellingcat, die auch die Aktion von Nawalny mitorganisiert hatte, kritisierte laut Wired allerdings den Ansatz der neuen Telefonstreich-Website: "Wann immer so etwas öffentlich wird, ändert der ganze Machtkreis seine Nummern. Und das ist nicht gut für investigative Recherchen", sagte Christo Gozev, Mitarbeiter von Bellingcat.
Ob die Website und die Telefonstreiche tatsächlich funktionieren, ist allerdings noch einigermaßen unklar. Laut dem Twitter-Account der Aktion sind bereits 5.000 Anrufe erfolgreich gewesen. Am Donnerstag war WasteRussianTime.today bereits wiederholt nicht erreichbar. Mittlerweile ist die Seite wieder online, allerdings mit dem englischen Hinweis, dass "noch eine letzte Sache gerichtet werden muss, bevor wir wieder Russen anrufen können."
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